Ministerpräsident David McAllister (
CDU) stellte den früheren Staatssekretär im Bundesagrarministerium, Gert Lindemann (63), als Nachfolger vor.
Grotelüschen war zunehmend zur Belastung für die schwarz-gelbe Landesregierung geworden, nachdem sich Berichte über Tierschutz- Mängel und Billiglöhne auf Geflügelhöfen häuften. Die Familie der Ministerin, die erst vor rund acht Monaten ins Kabinett kam, besitzt eine der größten Mastkükenbrütereien in Deutschland.
«Ich habe mir die Diskussion angeschaut und dann irgendwann für mich selbst eine Entscheidung getroffen», sagte McAllister. Am Dienstag habe es ein langes Vier-Augen-Gespräch gegeben. «Das hat Klarheit gebracht», sagte der Ministerpräsident. Er betonte, Grotelüschen habe die Entscheidung für den Rücktritt freiwillig getroffen. Sie habe ihre Familie schützen und Schaden für das Ansehen des Agrarlandes Niedersachsen abwenden wollen. Aus CDU-Kreisen hieß es dagegen, McAllister habe die
Agrarministerin drängen müssen.
Nachfolger Lindemann kündigte an, er wolle auch den Tierschutz und die Belange der Verbraucher in den Fokus rücken. Als Minister sei er nicht nur den Bauern verpflichtet, die drei bis fünf Prozent der Bevölkerung ausmachten, sondern allen Niedersachsen. Der während der Amtszeit seiner Vorgängerin aufgekommenen Diskussion um Tierschutzfragen werde man sich in der nächsten Zeit stellen müssen, sagte der aus dem niedersächsischen Peine stammende Jurist. Lindemann soll am 19. Januar vereidigt werden.
Tierschützer und die Opposition hatten immer wieder kritisiert, Grotelüschen sei im Regierungsamt zu sehr Lobbyistin und verharmlose die Probleme der Massentierhaltung. Eine Studie zu Missständen in der Hähnchenmast im Auftrag des Ministeriums hatte die Debatte weiter angeheizt. Die Opposition bewertete den Rücktritt als überfällig und forderte ebenso wie Umweltverbände einen Kurswechsel in der Agrarpolitik.
«Die niedersächsische Landwirtschaftspolitik muss sich radikal ändern - ansonsten werden die Enthüllungen weitergehen und der gesellschaftliche Druck weiter steigen», sagte Edmund Haferbeck, der Sprecher der Tierschutzorganisation PETA, deren Filmaufnahmen aus einem Geflügelhof die Tierschutzdebatte ins Rollen gebracht hatten.
PETA forderte von Lindemann, die Planungen für einen umstrittenen großen Geflügelschlachthof in Wietze (Kreis Celle) zu stoppen. (dpa)