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20.11.2022 | 01:55 | Ukrainisches Getreide 

Özdemir und Schulze begrüßen Verlängerung des Getreideabkommens

Berlin - Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze haben die Verlängerung der Schwarzmeerinitiative zum Export von ukrainischen Agrarprodukten über den Seeweg begrüßt.

Ukrainisches Getreide
Özdemir: Ukrainisches Getreide trägt zur weltweiten Ernährungssicherung und zur Stabilisierung der Weltmärkte bei - Allerdings sollten Alternativrouten zum Schwarzen Meer dauerhaft eingerichtet werden. (c) proplanta
„Ukrainisches Getreide kann weiter sicher über das Schwarze Meer verschifft werden und trägt damit zur weltweiten Ernährungssicherung bei“, betonte Özdemir am Donnerstag (17.11.) in Berlin mit Blick auf die am selben Tag ab dem 19. November um weitere 120 Tage verlängerte Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine.

Das sei für weltweit Millionen Notleidende ein Lichtblick in diesen dunklen Zeiten. Laut Özdemir trägt die Ukraine als einer der wichtigsten Agrarexporteure trotz des russischen Angriffskrieges zur Stabilisierung der Weltmärkte bei und hilft, Lebensmittel bezahlbar zu halten. Besonders in Ostafrika, wo eine der schlimmsten Hungerskrise wüte, seien Mütter und Väter darauf angewiesen, um ihre Kinder zu ernähren, so der Ressortchef.

Er bekräftigte dennoch, dass Alternativexportrouten zum Schwarzen Meer dauerhaft etabliert werden müssten. „Die Ukraine kann sich nicht wieder von der Gunst Russlands abhängig machen“, warnte der Landwirtschaftsminister. Es sei nämlich damit zu rechnen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin das Schwarzmeer-Getreideabkommen auch weiterhin als Druckmittel einsetzen werde. Es sei gut, dass die EU-Kommission mit Partnern eine weitere Milliarde Euro zum Ausbau der Solidaritätskorridore mobilisiert habe.

Klimaangepasster Anbau von lokalen Sorten im Fokus

Auch Schulze hob hervor, dass man sich nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen auf Putins Wort nicht verlassen könne. „Wir brauchen tragfähige Alternativen. Mein Bemühen gilt deshalb Lösungen, mit denen wir gemeinsam die Abhängigkeiten von Getreideimporten in unseren Partnerländern reduzieren“, so die Bundesentwicklungsministerin. Hierzu gehöre auch der nachhaltige klimaangepasste Anbau von lokalen Sorten.

„In meinen Gesprächen auf der Weltklimakonferenz war der Zusammenhang von Klima und Landwirtschaft ein zentrales Thema“, berichtete Schulze. Außerdem kündigte sie vorbehaltlich der Entscheidung des Bundestags an, in diesem Jahr sehr kurzfristig rund 500 Mio. Euro zusätzlich für den Kampf gegen den Hunger und für die globale Ernährungssicherheit bereitzustellen. Dabei werde mit der Weltbank und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) in Rom vorrangig daran gearbeitet, Kleinbauern in den aktuell besonders von Hunger betroffenen Ländern zu unterstützen, damit dort die Produktion aufrecht erhalten werden könne.

Über das Welternährungsprogramm (WFP) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) fördere das Ministerium auch die Ernährungssicherung und Gesundheitsversorgung, um die Widerstandsfähigkeit der Menschen zu stärken, die besonders von Mangelernährung sowie dem Klimawandel betroffen seien, erläuterte Schulze.

Auch ein „Krieg um Brot“

Im Vorfeld der Verlängerung des Abkommens hatte auch der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, dessen enorme Bedeutung für die Versorgung, vor allem der ärmsten Menschen, betont. Nach DRV-Schätzungen befinden sich noch mindestens 10 Mio. t Exportgetreide in der Ukraine. Holzenkamp stellte fest, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine von der ersten Minute an „auch ein Krieg um Brot“ gewesen sei.

Weitere Störungen der Transportwege durch das Schwarze Meer dürften sofort zu steigenden Getreidepreisen und zunehmenden Versorgungsschwierigkeiten für die ärmsten Länder der Welt führen. Mit Verweis auf den Anstieg der Weltbevölkerung auf akutell etwa acht Milliarden Menschen betonte Holzenkamp nochmals die Pflicht zur Sicherstellung der globalen Ernährung. Auf der Erde lebten heute drei Mal so viele Menschen wie noch 1950.

„Acht Milliarden Menschen müssen essen und sich gesund ernähren können. Das ist eine globale Herkules-Aufgabe, zu der auch die deutsche Agrarwirtschaft ihren Beitrag leisten muss“, so der DRV-Präsident. Nach Erhebungen der Welthungerhilfe sei die Zahl der Menschen, die Hunger litten, in den vergangenen acht Jahren um 200 Millionen auf fast 830 Millionen gestiegen. „Das nimmt uns alle in die Pflicht“, bekräftigte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete.

Unterstützung aus Berlin und Brüssel gefordert

Für Holzenkamp tragen nicht zuletzt die Raiffeisen-Genossenschaften als leistungsstarke Partner der Landwirtschaft zur Ernährungssicherheit auf der Welt bei. „Unsere Genossenschaften decken nahezu alle landwirtschaftlichen Bereiche ab. Dort, wo wir Kapazitäten haben, auch zur Entspannung der weltweiten Versorgungslage beizutragen, müssen wir diese nutzen.

Dazu brauchen wir die politische Unterstützung aus Berlin und Brüssel“, mahnte Holzenkamp. Er wies darauf hin, dass der globale Hunger durch die Klimaveränderung verstärkt werde. Klimaschutz und die Übernahme von Verantwortung für mehr Versorgungssicherheit über den eigenen Tellerrand hinaus müssten Hand in Hand gehen.
AgE
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