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06.02.2020 | 02:08 | Pflanzenschutzmittel 
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Pestizid-Einsatz: Hat die EU-Strategie versagt?

Brüssel - Der Europäische Rechnungshof hat der EU Versagen beim Vorgehen gegen die Risiken von Agrarchemie vorgeworfen. Die EU-Strategie zur Verringerung risikobehafteter Pestizide zeige keine messbare Wirkung, erklärte der Rechnungshof am Mittwoch in Brüssel.

Pestizid-Einsatz
(c) proplanta
Die Richtlinie zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln gebe kein klares Ziel vor. Zudem fehlten notwendige Daten, um eine Reduzierung zu messen, sagte der Rechnungshof-Experte Samo Jereb. Den Landwirten fehlten deshalb klare Vorgaben für den Umgang mit Pestiziden. Außerdem mangle es an Instrumenten, um das Verhalten der Bauern mit möglicherweise umweltschädlichen Stoffen zu kontrollieren, sowie an Anreizen, auf harmlosere Produkte umzustellen.

Der Europäische Rechnungshof kontrolliert die ordnungsgemäße Verwendung von EU-Mitteln. Eine seiner Hauptaufgaben besteht nach Angaben der Behörde in Luxemburg aber auch darin, die Wirksamkeit europäischer Gesetzgebung zu überprüfen. Der Rechnungshof kritisierte, die Umsetzung der 2009 beschlossenen Richtlinie habe sehr lange gedauert. Und obwohl ihr Hauptziel die Verringerung des Pestizid-Einsatzes sei, enthalte sie keine Zielvorgaben. Zudem gebe es zwei Statistikprobleme: Zum einen fasse das EU-Statistikamt Eurostat die Daten zum Pestizid-Verkauf so zusammen, dass sie wenig aussagekräftig seien. Zum zweiten würden Zahlen zum Einsatz der Mittel nur alle fünf Jahre für ausgewählte Kulturen und unterschiedliche Zeiträume erhoben, weshalb es keine vergleichbaren Datensätze gebe.

«Wir wissen nicht, wie die Pestizide verwendet werden und wo», sagte Jereb. Je nach Einsatzgebiet - etwa in der Nähe von Gewässern mit entsprechenden Gefahren für das Grundwasser - wäre das Risiko auch unterschiedlich zu bewerten. Eurostat habe zwar detaillierte Daten zum Verkauf, dürfe diese aber nicht veröffentlichen. Das solle Rückschlüsse auf die Produzenten der Mittel verhindern. «Die Regeln sind ein wenig seltsam», sagte der Rechnungshof-Experte. Wenn deshalb keine ordentliche Analyse möglich sei, müsste dies nach Ansicht der Rechnungsprüfer geändert werden.
dpa
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Kommentare 
Thorsten Holtmeier schrieb am 06.02.2020 16:57 Uhrzustimmen(7) widersprechen(1)
Meldung vom 12.11.2019

Pflanzenschutzmittelabsatz deutlich gesunken

Frankfurt a. M. - Im vergangenen Jahr ist die Menge der in Deutschland in den Markt gebrachten Pflanzenschutzmittel auf den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren gesunken.
Pflanzenschutzmitteleinsatz
Neue BVL-Statistik widerlegt gängiges Vorurteil, Landwirte setzten immer mehr Spritzmittel ein. (c) proplanta


Der Absatz (ohne inerte Gase) sank im Vergleich zum Vorjahr um knapp 15 Prozent auf 29.583 Tonnen Wirkstoff (2017, ohne inerte Gase: 34.583 Tonnen), wie aus der jetzt veröffentlichten amtlichen Statistik des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervorgeht.
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Der Rückgang spiegelt sich auch im Umsatz der im Industrieverband Agrar e. V. (IVA) organsierten Unternehmen der deutschen Pflanzenschutz-Industrie wider, der im selben Zeitraum um 7,4 Prozent zurückging.

„Die neue Absatz-Statistik entkräftet das häufig zu hörende Vorurteil, unsere Landwirte spritzten immer mehr Pflanzenschutzmittel. Durch Witterungseinflüsse oder veränderten Schädlingsdruck kann es von Jahr zu Jahr zu Schwankungen bei der Absatzmenge kommen, aber es gibt keine Belege für einen ansteigenden Trend“, erklärte IVA-Geschäftsführer Martin May.
iv
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