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16.01.2017 | 07:13 | Fleischqualität 

Pläne für Tierschutzlabel werden konkret

Berlin - Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt konkretisiert seine Pläne für ein geplantes Tierschutzlabel für Fleischprodukte.

Fleischqualität
Wollen Verbraucher für mehr Fleischqualität mehr Geld ausgeben? Das ist die eine Frage. Und wenn ja, können sie bessere Produkte im Laden überhaupt erkennen? Das ist die nächste. Der Bundesagrarminister plant deshalb ein neues Label. Nicht allen gefällt das. (c) proplanta
«Es wird voraussichtlich zwei Stufen geben, Standard und Premium», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».

Dafür würden jeweils Anforderungen an artgerechte Haltung definiert - etwa in Bezug auf Platz, Stroh oder Raufutter oder Beschäftigungsmöglichkeiten für Tiere. Als Ziel nannte der CSU-Politiker, Produkte mit dieser neuen Kennzeichnung sollten «an jeder Ladentheke zu haben sein».

Er strebe eine «breite Marktdurchdringung» an, sagte Schmidt dem «Tagesspiegel» (Montag). Das nationale Biosiegel trügen inzwischen mehr als 75.000 Produkte - «diese Entwicklung will ich mit dem Tierwohllabel auch erreichen». Gleichzeitig sollten Produkte mit Tierwohllabel auch bezahlbar sein.

Der Minister will das Label auf der Grünen Woche vorstellen, die am kommenden Freitag in Berlin beginnt. Gemeinsam mit Erzeugern von Fleisch und Wurst will er Standards für eine artgerechte Tierhaltung definieren, die deutlich oberhalb der gesetzlichen Vorgaben liegen sollen. Das Tierwohllabel sollen Hersteller auf die Verpackungen ihrer Produkte aufdrucken können. Verbraucher sollen so entscheiden können, ob sie für höhere Standards mehr Geld ausgeben wollen.

Einer Forsa-Umfrage im Auftrag von Greenpeace zufolge sind 89 Prozent der Bundesbürger für eine staatliche Haltungskennzeichnung von Fleisch, 79 Prozent überdies für eine verpflichtende Kennzeichnung.

«Die Menschen wollen wissen, was auf ihrem Teller landet. Minister Schmidt muss dem Wunsch nach mehr Transparenz nachkommen und die Fleischindustrie so schnell wie möglich zur Kennzeichnung verpflichten», sagte Greenpeace-Agrarexpertin Stephanie Töwe-Rimkeit. Fleischproduzenten dürften Verbraucher «nicht länger mit Hofidylle und irreführendem Marketing täuschen».

Bauernpräsident Joachim Rukwied dagegen sagte dem «Focus», das vom Minister geplante Gütesiegel dürfe die «Initiative Tierwohl» von Landwirten und Einzelhandel nicht gefährden. Das Staatslabel müsse mit der Initiative verzahnt werden, dann würden die Bauern das Vorhaben begleiten.

«Rund 4.500 Schweinebetriebe von 25.000 haben sich in der Initiative Tierwohl schon angemeldet», betonte Rukwied. Im nächsten Jahr flössen durch eine Abgabe von 6,25 Cent pro Kilo Fleisch im Einzelhandel rund 100 Millionen Euro in einen Fonds für Verbesserungen in der Tierhaltung. Am Erfolg weiterer Label zweifelt er: «Bis jetzt ist es nicht gelungen, mit Siegeln im Fleischbereich nennenswerte Marktanteile zu erreichen. Sie liegen bisher unterhalb von einem Prozent.»

Dass die meisten Bundesbürger beim Einkauf nach wie vor häufiger zu konventionellen Lebensmitteln als zu Bioprodukten greifen, zeigt eine Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC. Bei der Hälfte der Deutschen landen demnach überwiegend konventionell erzeugte Lebensmittel im Einkaufskorb. Jeder Fünfte lässt Bioprodukte komplett links liegen.

Nur jeder Siebte greift häufiger zu Bio- als zu konventionellen Produkten. Hauptgrund dafür ist der günstigere Preis der konventionellen Produkte (63 Prozent). Doch auch die größere Auswahl in diesem Segment spielt eine Rolle (36 Prozent). Am häufigsten greifen die Verbraucher demnach bei Obst und Gemüse zu Bioprodukten. Mit einigem Abstand folgen Molkereiprodukte, Fleisch- und Wurstwaren.

Gekauft werden die Bioprodukte vor allem im Supermarkt (74 Prozent) und beim Discounter (52 Prozent). Der Wochenmarkt, Bio-Supermärkte und Naturkostläden spielen eine eher untergeordnete Rolle.

Hauptgrund für den Kauf von Bioprodukten ist der Umfrage zufolge die Annahme der Verbraucher, dass diese nicht mit Pestiziden oder Antibiotika behandelt wurden, und frei von Zusatzstoffen und Gentechnik sind.
dpa
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