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04.07.2022 | 04:03 | Datenanalyse 

Potential von Big Data in der GAP bleibt ungenutzt

Luxemburg - Die Europäische Kommission nutzt das Potential von großen Datenmengen - sogenanntem „Big Data“ - für die Analyse und Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nicht. 

Große Datenmengen
EU-Rechnungshof kritisiert vorhandene Software-Anwendungen - Daten liefern nicht alle Informationen. (c) envfx - fotolia.com
Dieser Vorwurf findet sich in dem am Dienstag (28.6.) veröffentlichten Bericht des Europäischen Rechnungshofs (EuRH). Darin stellt die Luxemburger Behörde fest, dass die Kommission zwar über große Datenmengen für die Gestaltung, das Monitoring und die Bewertung der GAP verfüge. Allerdings würden ihr die derzeitigen Software-Anwendungen und Daten nicht alle Informationen liefern, die als Grundlage für die Politikgestaltung auf EU-Ebene benötigt würden.

Aufgrund dessen sei die Brüsseler Behörde nicht in der Lage, die Erfordernisse und die Auswirkungen der GAP „umfassend“ zu bewerten, kritisieren die Prüfer. Laut dem EuRH hat die Kommission Schwierigkeiten, Daten aus den Mitgliedstaaten effizient zu nutzen. Dies liege vor allem daran, dass die Daten nicht in einheitlichem Format vorlägen, was deren Austausch und Wiederverwendung erschwere.

Auch könne die Kommission Daten landwirtschaftlicher Betriebe, die aus verschiedenen Quellen stammten, nur schwer miteinander verknüpfen. Hier fehle es an Systemen, die dies vereinfachen würden, wie etwa eine EU-einheitliche Kennzeichnung für die Definition von Bauernhöfen.

Keine Daten über Bewirtschaftungsmethoden

Die Mitgliedstaaten übermittelten vor allem „äußerst stark“ zusammengefasste, also aggregierte Daten, die für die Kommission nur von begrenztem Nutzen seien, stellt der EuRH weiter fest. Auch erhebe die Brüsseler Behörde bestimmte wichtige Daten nicht, so etwa zum Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln oder zu umweltbelastenden Bewirtschaftungsmethoden.

Darüber hinaus habe sie nur begrenzten Zugang zu den Daten über Bauernhöfe und Agrarunternehmen in den Mitgliedsländern und deshalb keinen detaillierten Überblick über die Zuweisungen der EU-Agrarbeihilfen. Die EU-Rechnungsprüfer räumen ein, dass die Kommission zur Schließung von Datenlücken und für deren gezielteren Einsatz verschiedene Initiativen - auch auf Ebene der Gesetzgebung - ergriffen habe, die zu einer verbesserten politischen Analyse beitragen könnten. So entwickle die Generaldirektion Landwirtschaft der Kommission (DG AGRI) Verfahren für eine breite Nutzung von Geodaten aus dem Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystem (InVeKoS).

Immer noch manuelle Datenauswertung

Die DG AGRI verwende jedoch nach wie vor herkömmliche Methoden wie Tabellenkalkulationen, um die von den einzelnen EU-Ländern gesammelten Daten manuell auszuwerten, anstatt auf Big-Data-Techniken wie Data-Mining oder automatische Datenextraktion zurückzugreifen.

Kritisiert wird ferner, dass keine automatischen oder halbautomatischen Tools zur Datenauswertung eingesetzt würden, obwohl nach Überzeugung der Prüfer mehr Automatisierung möglich sei und der Ersatz zeitaufwendiger, manueller Verfahren einen potenziellen Nutzen biete. In ihren Schlussfolgerungen heben die Prüfer den erheblichen Spielraum der Brüsseler Behörde hervor, um kostensparende moderne Analyseverfahren für die Verarbeitung von Informationen zu nutzen und Daten gezielter für die Analyse der GAP einzusetzen.

Nur wenige der von der Kommission und den EU-Staaten im Agrarbereich eingesetzten IT-Systeme böten Analyseverfahren, um Prognosen zu erstellen oder Maßnahmen zu entwickeln, die in die Planung oder Gestaltung der GAP einfließen könnten.
AgE
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