Nach Angaben der Polizei setzten sich nach der Auftaktveranstaltung am Hauptbahnhof etwa 350 Demonstranten und 20 Traktoren in Bewegung. Ein Sprecher der Demonstranten sprach von mehr als 1.000 Teilnehmern.
Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat Bundesagrarministerin Julia Klöckner ihre europäischen Kollegen bis zu diesem Dienstag zu einem informellen Rat nach Koblenz eingeladen - einschließlich eines Ausflugs in Weinbausteillagen an der Mosel. Die CDU-Politikerin will bis zum Herbst ein Konzept für die Reform der
Agrarpolitik auf die Beine stellen.
Verschiedene Organisationen haben Proteste angemeldet. Diese richten sich unter anderem gegen Flächensubventionen. Bei der aktuellen Reform der gemeinsamen
EU-Agrarpolitik (
GAP) müssten Klima- und Insektenschutz vorangebracht, der Umbau der Ställe hin zu artgerechter Haltung finanziert und das Höfesterben beendet werden, forderten die Demonstranten.
Bauernverbände verlangen Änderungen an den Reformplänen der
EU-Kommission für mehr
Umweltschutz in der Landwirtschaft. Die EU müsse «auf Lösungsstrategien statt auf politisierte Reduktionsziele setzen», sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbands und des europäischen Bauernverbands Copa,
Joachim Rukwied, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und bedarfsgerechte Düngung müssten möglich bleiben. «Werden neue Auflagen diskutiert, sind zunächst Folgeabschätzungen für die
Ernährungssicherung notwendig», sagte er.
Wenn die EU mehr
Nachhaltigkeit und Klimaneutralität bis 2050 wolle, müsse sie vorrangig die heimische Erzeugung stützen und eine
Abwanderung vermeiden, forderte Rukwied. Zugleich solle das «hohe Standard-Niveau europäischer Agrarprodukte» für die Menschen besser sichtbar werden.
Die EU brauche dafür unter anderem eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungsform-Kennzeichnung bei tierischen Produkten. Importe aus Nicht-EU-Ländern müssten als solche gekennzeichnet werden. Für einen fairen Wettbewerb im
Binnenmarkt müssten «nationale Alleingänge» unterlassen werden, sagte Rukwied.
Schwerpunkte der Beratungen in Koblenz sind laut dem
Bundesagrarministerium Lehren aus der Corona-Pandemie mit Blick auf die Widerstandsfähigkeit der Land- und
Ernährungswirtschaft, die Aufrechterhaltung von Lieferketten sowie die Wertschätzung für die Arbeit der
Bauern in Europa.
Weiterhin gehe es um die angestrebte Einführung eines europaweit verbindlichen Tierwohlkennzeichens, das Verbrauchern an der Ladentheke Entscheidungen erleichtere, und um strengere Regeln auf EU-Ebene für
Tiertransporte in Drittstaaten.
Die FDP forderte von Klöckner
Rechtssicherheit beim Einsatz von Drohnen im Weinberg, besonders in Steillagen. Denn es sei «effizienter, präziser und umweltschonender», Pflanzenschutzmittel mit Drohnen als mit Hubschraubern auszubringen, sagte die weinbaupolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, der dpa.
«Abgesehen von einer Spritzung mit Hubschraubern gibt es bisher jedoch keine standardmäßig zugelassenen Geräte für diesen Zweck», betonte Konrad.
Winzer versprechen sich vom Drohneneinsatz erhebliche Vorteile beim Pflanzenschutz in den Steillagen, etwa an der Mosel oder am Neckar.