Früher schnitten viele Bauern ihren Schweinen die Ringelschwänze ab, um Verletzungen der Tiere im Stall zu verhindern. Seit der «Ringelschwanzprämie» verzichten immer mehr Landwirte gegen Geld aufs Kupieren. Doch der Zuschuss ist umstritten. (c) proplanta
Landwirte haben rund 201.000 Mastschweine für die aktuelle Auszahlungsrunde der umstrittenen «Ringelschwanzprämie» angemeldet, wie das Landwirtschaftsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Im vergangenen Jahr war das Geld lediglich für 59.200 Tiere gezahlt worden.
Bei der Prämie bekommen Landwirte EU-Mittel, wenn sie auf das Kürzen der Schwänze in ihren Ställen verzichten und mindestens 70 Prozent der Tiere des angemeldeten Bestandes unverletzt bleiben. Pro Mastschwein mit intaktem Schwanz werden 16,50 Euro gezahlt, pro Ferkel fünf Euro.
Für wie viele Tiere die Prämie am Ende tatsächlich ausgezahlt wird, steht laut Landwirtschaftsministerium erst im Frühjahr fest: Bis voraussichtlich Mai wird die Landwirtschaftskammer die von den Landwirten gemeldeten Bestandsregister und Schlachtnachweise prüfen, die von den Landwirten bis Ende 2017 vorgelegt werden mussten.
Vorläufigen Zahlen zufolge haben beim zweiten Durchgang von 124 kontrollierten Betrieben nur vier Höfe die Erfolgsquote von 70 Prozent intakter Schwänze nicht erreicht. Beim ersten im Dezember 2015 gestarteten Durchgang gab es 86 erfolgreiche Betriebe, 9 bekamen keine Prämie. Bei den erfolgreichen Betrieben waren damals im Schnitt 93 Prozent der Ringelschwänze intakt. Dieser Wert verringerte sich im aktuellen Durchgang auf 89 Prozent.
Ob es die Prämie auch in Zukunft geben wird, ist noch unklar. Die neue niedersächsische Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hatte angekündigt, die Ringelschwanzprämie auf den Prüfstand zu stellen. Das Kürzen der Schwänze ist EU-weit zwar schon seit Jahren verboten, wird aber bislang geduldet, um Kanibalismus innerhalb der Schweineställe zu verhindern.
Die Prämie hat Niedersachsens früherer grüner Agrarminister Christian Meyer. Aus seiner Sicht ist sie ein Anreiz für Landwirte, die Haltungsbedingungen in den Ställen so zu verändern, dass ein Kupieren der Schwänze überflüssig wird. Kritiker bemängeln, dass es in allen Haltungsformen zum Schwanzbeißen kommt - die Ursachen seien komplex und noch nicht völlig erforscht.
Auch eine 70-prozentige Erfolgsquote bedeute, dass bis zu 30 Prozent der Tiere teils schwere Verletzungen erleiden müssen, die es bei einem Kupieren der Schwänze nicht gebe.