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05.06.2022 | 05:19 | Höhere Erzeugerpreise 

Rukwied: Höhere Erzeugerpreise für Überleben der Betriebe notwendig

Berlin - Angesichts der erheblichen Kostensteigerungen für Diesel, Dünge- und Futtermittel hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, deutlich höhere Erzeugerpreise für Agrarprodukte angemahnt.

Höhere Erzeugerpreise nötig
DBV-Präsident: Bei den Landwirten kommt nur ein kleiner Teil der Preiserhöhungen des Handels an - Die Landwirte können die massiven Kostensteigerungen nicht allein schultern. (c) proplanta
Das sei notwendig, „um überhaupt weiter wirtschaften zu können“, erklärte der Bauernpräsident am Mittwoch (1.6.) gegenüber der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ und dem Fernsehsender phoenix. Rukwied geht deshalb davon aus, dass auch die Verbraucherpreise für Lebensmittel noch weiter steigen werden.

Er beklagte, dass bei vielen Landwirten in der Vergangenheit nur ein kleiner Teil der Preiserhöhungen des Handels angekommen sei. „Entscheidend ist, dass die höheren Preise auch an uns Bauern weitergegeben werden und nicht in der Lebensmittelkette hängen bleiben“, mahnte der DBV-Präsident.

Er stellte klar, dass die Landwirte die massiven Kostensteigerungen nicht allein schultern könnten. Diese müssten auch an die Verbraucher weitergegeben werden. Von einem weiteren Anstieg der Lebensmittelpreise in diesem Jahr geht auch die Kreditversicherungsgruppe Allianz Trade in einer Studie aus. Laut ihren Berechnungen dürften die Lebensmitteleinzelhändler rund 75 % ihrer Mehrkosten an die Verbraucher weitergeben.

Mehrkosten von 250 Euro pro Person

Im Jahresdurchschnitt 2022 wird von den Studienautoren für Deutschland ein Anstieg der Preise im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) von 10,7 % prognostiziert. Umgerechnet seien das durchschnittlich 250 Euro an Mehrkosten im Jahr pro Kopf, betonte Allianz Trade am Montag (30.5.) in Hamburg anlässlich der Vorlage der Studie.

Im europäischen Durchschnitt rechnen die Fachleute mit Mehrkosten in Höhe von 243 Euro. Die geringsten Preissprünge dürfte es nach ihren Prognosen in Polen und Spanien mit einem Plus von 152 Euro beziehungsweise 200 Euro pro Person geben. In den Monaten Januar bis Mai 2022 lagen die Verbraucherpreise für Lebensmittel in Deutschland gemäß den Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Schnitt um 7,2 % über dem Niveau der Vorjahresperiode. Im vorigen Monat hatten die Bundesbürger im Mittel dabei 11,1 % mehr für Nahrungsmittel zu zahlen als im Mai 2021.

„Schlimmste“ kommt noch

Laut dem Allianz-Trade-Branchenexperten Aurélien Duthoit sind die Preise im LEH „weit davon entfernt, den tatsächlichen Preisanstieg bei Lebensmitteln in den vergangenen 18 Monaten widerzuspiegeln“. Nach seiner Einschätzung kommt „das Schlimmste“ auf die Haushalte erst noch zu.

Ein Preisanstieg bei Lebensmitteln von mehr als 10 % sei „kein Zuckerschlecken“, betonte Duthoit und verwies auf zusätzliche massive Preissteigerungen in anderen Bereichen des täglichen Lebens. Wie in der Studie unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) festgestellt wird, haben die Hersteller von Lebensmitteln und Getränken in der Eurozone ihre Preise seit Anfang 2021 im Mittel um 14 % erhöht, in Deutschland um 16,6 %, wobei die stärksten Preissteigerungen bei Produkten des täglichen Bedarfs zu verzeichnen waren. Im Gegensatz dazu seien die Preise im LEH in der Eurozone nur um „bescheidene“ 6 % angehoben worden, hierzulande seien 6,6 % mehr verlangt worden.

Rentabilität im LEH unter Druck

Laut Allianz Trade haben die Lebensmitteleinzelhändler bisher nicht einmal die Hälfte der höheren Erzeugerpreise auf die Preise umgelegt. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Einzelhandelspreise im Großen und Ganzen an die Erzeugerpreise anpassen, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung“, erläuterte Duthoit.

Der Volkswirt wies darauf hin, dass die hohe Inflation und der zuletzt verzeichnete Absatzrückgang bei Lebensmitteln in den Geschäften die Rentabilität im LEH unter Druck setzten. Insofern zeigte er sich überzeugt, dass die Kosten- beziehungsweise Preissteigerungen auf den vorgelagerten Stufen „zeitnah und in hohem Maße“ auf die Verbraucherpreise durchschlagen werden.
AgE
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