Mehrere hundert
Tierhalter protestierten am Mittwoch in Wiesbaden für mehr Unterstützung des Landes zum Schutz ihrer Tiere.
Agrarministerin Priska Hinz (Grüne) wurde bei einer Kundgebung mehrfach kräftig ausgebuht.
Die von Hinz zugesicherte Erhöhung der Fördermittel des Landes für bessere Schutzmaßnahmen gegen Wolfattacken wie Elektrozäune wurde als zu gering bezeichnet und als «Almosen» sowie «Augenwischerei» lautstark kritisiert.
Die Weidetierhalter, von denen viele in ihrer traditionellen Kluft mit großem Hut, langem Mantel und Stock in Hessens Landeshauptstadt gekommen waren, brachten auch einige Schafen und Alpakas zu der Protestaktion mit. Auf Plakaten stand: «Koexistenz geht nur mit uns!», «Wir lieben unsere Tiere», «Wolf wir brauchen dich nicht hier» und «Hohe Zäune sperren alle
Wildtiere ein, nur keine Wölfe».
Die Weidetierhalter kritisierten, dass zu finanziellen Schäden durch gerissene oder verletzte Tiere auch die Investitionen in stärkere Schutzmaßnahmen sowie ein höherer Kontrollaufwand auf sie zukämen. Gefordert wurde etwa ein bundeseinheitliches Wildtiermanagement, eine Bestandsobergrenze für Wölfe und die Erstattung aller zusätzlichen Aufwendungen für die Prävention.
«Wir müssen alle lernen, mit dem Wolf zu leben», hatte die Grünen-Politikerin bei ihrem Auftritt bei der Kundgebung gesagt und damit für einen Entrüstungssturm gesorgt. Der beste Schutz vor Wolfsangriffen sei ein Elektrozaun. Hinz sicherte zu, die Herdenschutzprämie von derzeit 31 Euro je Hektar in Hessen zu erhöhen. Sie verstehe die Sorgen der Weidetierhalter und werde helfen. Allerdings gebe es in Hessen derzeit lediglich zwei Wölfe, die möglicherweise sesshaft werden.
Experten schließen nicht aus, dass erstmals seit längerer Zeit wieder ein Wolf in Hessen heimisch werden kann. Nach Angaben des Landesamtes für
Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gab es im Vorjahr mehr als 30 Nachweise eines Wolfes.
Zwei Tiere kommen demnach für die
Gründung eines Wolfsterritoriums infrage. Die beiden Tiere wurden im Vogelsbergkreis sowie in den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und Werra-Meißner bereits mehrfach genetisch nachgewiesen.
Laut Fachleuten ist ein individuell bekannter Wolf sesshaft geworden, wenn er über einen Zeitraum von sechs Monaten mehrmals in einer Region sicher nachgewiesen wird. Einen Wolf mit eigenem Territorium in Hessen gab es zuletzt im nordhessischen Reinhardswald 2008 bis 2011. Dann wurde der Rüde tot gefunden. Bei der Wölfin im Vogelsberg war der Stichtag der 12. Januar.
Bei der Wölfin, die unter anderem im Landkreis Hersfeld-Rotenburg nachgewiesen wurde, wäre das Datum 1. Februar erbracht. Wenn nach diesen Terminen nochmals ein Nachweis der Tiere erbracht wird, gilt das Wolfsterritorium als gegründet.
Die beiden Wölfe seien jedoch seit einiger Zeit nicht mehr gesichtet worden, sagte eine HLNUG-Sprecherin. Es werde jedoch derzeit noch eine Kotprobe ausgewertet. Nach ihren Angaben wurden im vergangenen Jahr zwölf Angriffe von Wölfen registriert, bei denen 27 Schafe getötet und sechs verletzt wurden. Dazu kämen zwei Kälber.
Werden die Wölfe sesshaft in Hessen, seien Attacken auf Weidetiere unvermeidbar, begründete der hessischen Verband für Schafzucht und -haltung als Hauptorganisatoren der Aktion den Protest. Da das Beutespektrum des Wolfes nicht nur Schafe und Ziegen umfasse, sondern auch
Kälber, Fohlen, Geflügel, Gatterwild, Esel und Ponys, müsse der «Wolfskuschelkurs» der hessischen Politiker aufhören.
Die Agrarministerin lud die Weidetierhalter zu einem Treffen am 28. Januar ins Wiesbadener
Agrarministerium ein. Dabei soll es dann auch um den Forderungskatalog gehen, der Hinz bei der Protestkundgebung überreicht wurde.