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22.06.2016 | 09:37 | Weidehaltung stärken 

Schleswig-Holstein tritt Weidelandcharta bei

Kiel / Berlin - Mehr Kühe auf die Weide statt nur im Stall: Landwirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck will die Weidehaltung weiter stärken. Dafür tritt das Land der in Niedersachsen entwickelten Weidelandcharta bei.

Weidehaltung in Schleswig-Holstein
(c) proplanta
„Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft nimmt die Weidehaltung ab. Das Futter kommt zu den Tieren, nicht mehr die Tiere zum Futter. Das gilt vor allem, je stärker Kühe und Rinder auf Hochleistung getrimmt werden und je größer die Milchviehhaltungen werden. Hier müssen wir gegensteuern.

Weidehaltung ist gleich dreifach sinnvoll: Sie dient dem Tierwohl, hilft, Grünland zu erhalten und dem Rückgang der Artenvielfalt entgegenzuwirken und kann für Landwirte ein Standbein bei der Vermarktung sein“, sagte Habeck, der die Beitrittserklärung gestern (21. Juni 2016) in der Landesvertretung Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen, Dr. Arno Kraus, in Berlin unterzeichnete.

Die Charta „Weideland Norddeutschland“ soll die Weidehaltung als wichtigen Imageträger der Milchwirtschaft stärken. Sie schafft Anreize für die Vermarktung von Weideprodukten, um so Weidewirtschaft und Grünland zu erhalten. Ein Ziel ist die Entwicklung eines Weideprodukt-Labels, von dem die regionale Wirtschaft und Verbraucher profitieren sollen.

„Für die meisten Menschen ist eine weidende Kuh der traditionelle Ankerpunkt einer natürlichen Haltungsform und somit auch Imagefaktor für die Wirtschaft“, sagte Dr. Arno Krause, Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen, das die Charta mit entwickelt  hat. Mit im Boot sind  20 Organisationen aus Umwelt-, Natur- und Tierschutzes, der Land- und Molkereiwirtschaft, Verbraucherschutz, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Politik.

Habeck erklärte: „Die Milchkrise zeigt, dass sich das System der Milchproduktion heiß gelaufen hat. Daher sind auch solche Ansätze sinnvoll, die die Produktionsvielfalt fördern und dazu beitragen, dass weniger, aber hochwertiger produziert wird. Das Land unterstützt schon jetzt eine Reihe von Programmen im Rahmen der neuen EU-Förderperiode. Über die Weidelandcharta verleihen wir dem Ziel mehr Nachdruck und werden uns insbesondere für Weideprodukt-Label einsetzen.“

Hintergrund: Weidelandcharta



Das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen hat ein Konzept zur „Initiierung des Weidemilchprogramms zum Schutz des Grünlandes in Niedersachsen“ erarbeitet. Ziel ist es, die Produktionsvielfalt zu erhalten und dafür dem Trend, weg von der Weidewirtschaft, hin zur ganzjährigen Stallhaltung, entgegenzuwirken, und zwar unter Berücksichtigung von Tierwohl- und Umweltaspekten entgegenzuwirken. Der zentrale Ansatzpunkt des Konzeptes besteht darin, die Ökonomie der Weidehaltung durch die Entwicklung von Marketingkonzepten (für Milch und Milchprodukte aus Weidehaltungssystemen) deutlich zu steigern.

Hintergrund: Förderung der Weidehaltung in Schleswig-Holstein



Mit Beginn der neuen EU-Förderperiode hat Schleswig-Holstein die Weichen neu gestellt, um die Weidehaltung voranzutreiben. Zum einen wird Weidegang als Vertragsnaturschutzmaßnahme gefördert, zum anderen auch im Rahmen eines entsprechend geförderten  Beratungsmoduls zum Thema Grünland. Außerdem gibt es im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) Grünland auch Projekte für nachhaltige Grünlandwirtschaft.

Zu den Maßnahmen im Einzelnen:



Der Vertragsnaturschutz umfasst aktuell ca. 21.900 ha Grünland, die weit überwiegend beweidet (und nur zu einem geringen Teil gemäht) werden; die jährliche Ausgleichszahlung beträgt circa 8,2 Millionen Euro (incl. EU-Anteil). Beispielhaft ist auf das neue Vertragsmuster „Weidegang“ hinzuweisen: Über 320 Landwirte (überwiegend Milchviehhalter) bewirtschaften ca. 4.500 Hektar Grünland nach ‚Weidegang-Kriterien‘, d. h. diese Flächen werden nicht als Schnitt- bzw. Winterfutterflächen genutzt, sondern von Mai bis Oktober ausschließlich (mit Rindern) gegrast  Die diesbezüglichen Ausgleichszahlungen belaufen sich auf ca. 409.000 Euro pro Jahr.

Im Beratungsmodul „Nachhaltige Landwirtschaft“ werden für den Bereich Grünlandbewirtschaftung 200.000 Euro jährlich zur Verfügung gestellt, für die EIP-Projekte „Optimiertes Weidemanagement-smart grazing“ und „Nährstoffmanagement Grünland“ sind zusammen fast 750.000 Euro über 3 Jahre veranschlagt. Schleswig-Holstein hat sich maßgeblich an der Finanzierung des Projektes „Ökoeffiziente Weidemilcherzeugung“ auf dem Lindhof der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel beteiligt (950.000 Euro).
MELUR
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