Das hat der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein,
Werner Schwarz, am Mittwoch (1.9.) bei der Milchwirtschaftlichen Kundgebung der Milcherzeugergemeinschaft Schleswig-Holstein (MEV) in Rendsburg gefordert.
Auch die
Rinderhaltung stehe im Fokus öffentlicher Kritik, erklärte Schwarz und erinnerte an die Entscheidung des Bundesrats, das Transportalter für
Kälber von 14 auf 28 Tage zu erhöhen. Zudem gebe es auf EU-Ebene Initiativen, die Haltung von Kälbern in Einzeliglus zu verbieten. Mit Blick auf die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) kritisierte der Verbandspräsident, dass die bislang angebotenen Eco-Schemes für flächenknappe Milchviehfutterbaubetriebe „vollkommen unzureichend“ seien.
Schwarz untermauerte zudem die Forderung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) nach einem Grünland-Klimabonus in Höhe von 90 Euro/ha. Agrarökonom Prof. Torben Tiedemann von der Fachhochschule Kiel mahnte
Milchviehhalter, bei der Umsetzung von mehr
Tierwohl mit „spitzem Bleistift“ zu kalkulieren. Anpassungen bedeuteten zumeist eine Abstockung der Herde oder hohe
Investitionskosten für Stallumbauten. Ob sich die Teilnahme an Tierwohlprogrammen lohne, hänge von vielen Faktoren ab, etwa der vorhandenen Bausubstanz, der Herdengröße und der Milchleistung.
Über Neuerungen im Programm „Qualitätsmanagement Milch“ (QM-Milch) berichtete QM-Milch-Projektleiter für Qualitätsmanagement und
Nachhaltigkeit, Klaus Rufli, und kündigte für das nächste Jahr die Auslobung des Moduls „QM-Tierwohl+“ an.
Der jetzige Standard entspreche dann der Haltungsformkennzeichnung eins des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), das Zusatzmodul „QM-Tierwohl+“ der Kennzeichnungsstufe zwei. Der exakte Kriterienkatalog werde „in Kürze“ veröffentlicht. Die Ware werde im Laden zusätzlich mit einem neuen Logo mit dem Schriftzug „QMilch“ gekennzeichnet, erläuterte Rufli. Ein Kriterienkatalog zur Haltungsformstufe drei sei bereits in der Bearbeitung.
Digitale Medien unterschätzt
Die Aufgaben der vor wenigen Wochen gestarteten Initiative Milch (IM) stellte deren Geschäftsführerin Kerstin Wriedt vor. Es gehe darum, Milch „digitaler“ zu machen. Verbraucher informierten sich über die sozialen Netzwerke. Und genau dort müsse auch die Milch auftauchen. Auf dem Arbeitsprogramm der IM stehe daher zunächst eine Analyse, wie und in welchem Umfang die Branche bereits jetzt digital kommuniziere, so Wriedt. Außerdem wolle sich die IM dem Verbraucher als Ansprechpartner der
Milchbranche vorstellen.
Ziel sei es, den Dialog zu fördern und eine Community aufzubauen. Außerdem sollten Fakten zur
Milchproduktion zusammengestellt werden, um bei Diskussionen im Internet schnell fachliche Argumentationshilfen zu liefern. Der MEV-Vorsitzende Klaus-Peter Lucht hält es für wichtig, dass „wir endlich handeln“. Die Landwirtschaft habe unterschätzt, wie sich die Digitalen Medien entwickeln und welche Macht dort ausgeübt werde
Lucht geht davon aus, dass sich der Trend zu höheren Produktionsstandards künftig weiter fortsetzen werde. Dafür seien die modernen
Betriebe im Norden aber „gut aufgestellt“. Außerdem sollten sie alle Vermarktungswege im Blick behalten, auch den Export in EU-Mitgliedsländer und Drittstaaten.