«Ich bin ordentlich von Parteifreunden demontiert worden, lebe aber trotzdem noch und hab keine Neigung, da zurückzuschlagen», sagte der scheidende bayerische Ministerpräsident der «Süddeutschen Zeitung (Samstag).
In der Politik gebe es keine Dankbarkeit. «Sie können eine Partei retten, Sie können sie nach oben führen, aber Sie werden nicht erleben, dass letzten Endes dafür Dankbarkeit herrscht.»
Nach massivem Druck aus der Partei hatte sich
Seehofer im Dezember bereiterklärt, das Amt des Ministerpräsidenten spätestens bis Ende März an seinen Erzrivalen Markus Söder abzugeben. Der 68-Jährige will nun als Innen- und Heimatminister nach Berlin wechseln, wenn die SPD-Mitglieder einer Neuauflage der großen Koalition zustimmen.
Laut «Spiegel» muss Seehofer als Heimatminister allerdings auf zusätzliche Kompetenzen aus dem
Agrarministerium verzichten. Bei einem vertraulichen Treffen am Donnerstag habe es Kanzlerin Angela Merkel (CDU) abgelehnt, die entsprechende Abteilung aus dem Agrarressort herauszulösen und dem neuen Ministerium für Inneres, Bauen und Heimat zuzuschlagen, wie der «Spiegel» berichtet.
Stattdessen habe der CSU-Chef von Merkel die Zusage bekommen, dass die CSU den Posten eines Staatsministers für Digitales im Kanzleramt besetzen dürfe. Die CSU kommentierte den Bericht auf Anfrage zunächst nicht.
Als mögliche Kandidatin gilt laut «Spiegel» die stellvertretende CSU-Chefin Dorothee Bär. Sollte dies so kommen, hätte Seehofer seine akuten Personalprobleme gelöst: Entwicklungsminister Gerd Müller könnte dann eventuell sein Amt behalten, Generalsekretär Andreas Scheuer neuer Verkehrsminister werden.
Diese drei Namen, inklusive Bär, waren zuletzt für die zwei Ministerämter gehandelt worden, die der CSU außer dem Innenministerium zustehen, das Seehofer übernimmt. Sollte die SPD-Basis die Koalition absegnen, will Seehofer die Namen am Montag nennen.
Dem Nachrichtenmagazin zufolge hatte Seehofer die Zuständigkeiten aus dem
Landwirtschaftsministerium auch deshalb verlangt, weil über sie bundesweit Fördergelder verteilt werden. Merkel wiederum habe nicht noch weitere Kompetenzen aus dem Bereich der
CDU abgeben wollen.Insbesondere die designierte Agrarministerium Julia Klöckner (CDU) sperrte sich laut «Spiegel» intern vehement dagegen, auf Kompetenzen zu verzichten.