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24.11.2006 | 18:33 | Kritik an Genweizen 

Seehofer will Gentechnikforschung erleichtern

Berlin/Magdeburg - Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) will die Forschung zur Gentechnik deutlich erleichtern und stößt damit auf den Widerstand von SPD, Grünen und Umweltschützern.

Forschung
(c) FikMik - fotolia.com
Nach dpa-Informationen vom Freitag plant er, den Entschädigungsanspruch bei Experimenten mit genmanipulierten Pflanzen einzuschränken. Er soll nur noch für unmittelbare Nachbarn gelten. Falls eine Ernte durch Forschungs-anbau verunreinigt ist, soll sie zudem noch verwertet werden dürfen - aber nicht als Lebens- oder Futtermittel. Das geht aus einem Vorschlag für Eckpunkte aus dem Ministerium hervor. Auf scharfen Widerstand stößt auch der Testanbau von Genweizen in Sachsen-Anhalt.

Seehofer verteidigte den Ausbau der Forschung in der so genannten grünen Gentechnik. «Es stellen sich da viele Fragen bei der Sicherheit», sagte er am Donnerstagabend im Bundestag. «Aber wir können die Fragen nicht dadurch beantworten, dass wir die Forschung in Deutschland nicht durchführen.» Er hoffe auf eine Einigung der Koalition in den kommenden Wochen. Auch die Entscheidung für den Probeanbau von gentechnisch verändertem Weizen sei richtig.

In der SPD-Fraktion wird eine Einschränkung der Haftung beim Forschungs-anbau scharf kritisiert. Zudem sei der geplante Mindestabstand von 150 Metern zwischen Genmais und konventionellen Feldern zu gering. Damit drohen Schwierigkeiten bei den Verhandlungen über die Gentechniknovelle. Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) dringt auf einen Abstand von 50 Metern.

Die Grünen warnten Seehofer, Haftungsregeln aufzuweichen. «Er gefährdet damit sowohl die konventionelle als auch die ökologische Landwirtschaft», sagte Grünen-Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht die gentechnikfreie Landwirtschaft bedroht. Die FDP-Agrarpolitikerin Christel Happach-Kasan forderte dagegen, auch die Anwendung der Gentechnik müsse erleichtert werden.

Eine Haftung für Verunreinigung herkömmlicher Produkte mit genmanipuliertem Material soll den Plänen zufolge erst bei einem Gen-Anteil von mehr als 0,9 Prozent möglich sein. Grundsätzlich soll es beim nachbarschaftlichen Ausgleich auf Ansprüche bleiben, Imker sollen aber nicht für Verunreinigungen haften, die auf Bienen zurückgehen. Die öffentliche Information über Gen-Anbau soll als Konsequenz aus Verwüstungen eingeschränkt werden. Bundesweit sind rund 1000 Hektar gentechnisch veränderter Mais ausgesät. Er soll gegen den Schädling Maiszünsler widerstandsfähig sein.

Gegen den ersten Freisetzungsversuch von Genweizen seit zwei Jahren protestierten der Naturschutzbund NABU, der BUND, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Erzeugerverband Bioland. Die Risiken seien unabsehbar. Wegen der Gefahr von Verunreinigungen könne kein herkömmlicher Weizen aus der Region mehr  vermarktet werden. Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und  Kulturpflanzenforschung Gatersleben will in der kommenden Woche zu Forschungszwecken 11 200 genveränderte Winterweizenpflanzen säen.

Das Institut sieht keine Risiken. «Es besteht keine Gefahr der Vermischung mit anderen Kulturen», sagte eine Sprecherin des Instituts der dpa. Das 1.200 Quadratmeter große Feld, auf dem der Genweizen angebaut wird, sei mit Hecken abgeschirmt. Darüber würden Vogelnetze gespannt, und es gebe Sicherheitsabstände. Der Genweizen soll durch mehr Protein einen höheren Nährwert als herkömmlicher Weizen haben. Der Versuch, den das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit trotz rund 30 000 Einsprüchen genehmigt hatte, soll bis 2008 dauern. (dpa)
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