Sie appellieren in einem Schreiben an Abgeordnete der Bundestagsfraktionen von
SPD und FDP auf, ihre bisherige Zustimmung zu einem Einsatz von Biokraftstoffen zu überdenken und sich für das Ende der staatlichen Unterstützung von Biokraftstoffen auf der Basis von Nahrungs- und Futtermitteln einzusetzen.
„Wir fordern die FDP- und die SPD-Fraktion auf, die klima- und umweltschädliche Subventionierung von Biokraftstoffen sofort zu stoppen und sich dem Vorschlag von Bundesumweltministerin Steffi Lemke für einen Biokraftstoff-Förderstopp anzuschließen“, erklärte der Geschäftsführer vom Deutschen Naturschutzring (DNR), Florian Schöne.
Angesichts der Debatte um die Ernährungssicherheit und der anhaltenden Biodiversitätskrise sei es nicht zu verantworten,
Nahrungsmittel wie Weizen, Mais oder
Rapsöl für
Biokraftstoffe zu verwenden. Scharfe Kritik an dem Schreiben übte der Verband der Deutschen
Biokraftstoffindustrie (VDB).
Gewinn für die Ernährungssicherung
Den Unterzeichnern zufolge sind Biokraftstoffe mitverantwortlich dafür, dass sich Pflanzenöle global betrachtet in den vergangenen zwei Jahren und insbesondere seit Beginn des Ukraine-Krieges von allen
Lebensmitteln am stärksten verteuert haben. Rund 78 % des in der EU eingesetzten Biodiesels und 96 % des Bioethanols würden vor allem aus Pflanzenölen und Getreide hergestellt, die auch der menschlichen
Ernährung dienen könnten.
Allein die in Deutschland im Jahr 2021 zu Biokraftstoff verarbeitete Getreidemenge von 2,4 Mio t würde nach Angaben der Unterzeichner ausreichen, um ein Jahr lang fast 16 Millionen vom Hunger bedrohte Menschen mit einer täglichen Getreideration zu versorgen.
Der Biokraftstoffkonsum der EU-27 beanspruche rund um den Globus insgesamt eine Fläche zwischen 5,1 Mio ha und 8,9 Mio ha. Das seien deutlich mehr als die 4 Mio ha an Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF), die die EU als Reaktion auf den Ukraine-Krieg nun vorübergehend für den
Ackerbau zugelassen habe.
„Ein Biokraftstoff-Förderstopp wäre demnach ein weit größerer Gewinn für die
Ernährungssicherung als die Freigabe der Artenschutzflächen“, so die Autoren.
Ein Armutszeugnis
Demgegenüber kritisierte VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann „ein Sammelsurium aus falschen und nicht haltbaren Behauptungen, die weder wissenschaftlich begründet noch durch Fakten gedeckt sind“. Es sei bedrückend, so Baumann, „dass Öko-Lobbyisten meinen, zu solchen Halb- und Unwahrheiten greifen zu müssen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen“. So beriefen sich „die Lobbygruppen“ wieder einmal auf angebliche negative indirekte Effekte durch Biokraftstoffe.
Dass der
Weltklimarat (IPCC) die dahinterstehende Theorie der indirekten Landnutzungsänderungen (iLUC) als völlig unsicher und unbrauchbar abkanzle, störe „weder die Öko-Kämpfer noch die sich mit ihnen gemein machenden Professoren“. Baumann sieht darin „ein wirkliches Armutszeugnis.“