Tierschutz: Bauern für Verzahnung privater und staatlicher Initiativen
Hannover - Das von der Bundesregierung geplante Tierschutzlabel für Fleisch sollte nach Ansicht des Deutschen Bauernverbandes eng mit der privatwirtschaftlichen Initiative Tierwohl verzahnt werden.
Massentierhaltung ist hoch umstritten - Vertreter der Branche treffen sich derzeit bei einer Messe in Hannover. Ein diskutiertes Thema vorab: ein neues, geplantes Siegel für Tierschutz. (c) proplanta
Nur im Verbund könne das staatliche Label «zum Erfolg in der Fläche werden», sagte Verbandsgeneralsekretär Bernhard Krüsken der «Neuen Osnabrücker Zeitung» zu der am Montag in Hannover beginnenden Fachmesse «EuroTier». «Ein Parallelsystem würde enorme Kosten verursachen.»
Krüsken forderte die Regierung zudem auf, sich für die Herkunftskennzeichnung von Fleisch stark zu machen. Wer ein Label einführe, solle auch über die Herkunftskennzeichnung bei Fleisch nachdenken. Er kritisierte außerdem, durch das geplante Label entstünden Mehrkosten: für die Verbesserung der Haltungsbedingungen und zudem für die Kontroll-Infrastruktur.
«Solche Kosten sind der Hauptgrund dafür, dass bislang kein Label den Durchbruch in den Massenmarkt geschafft hat», sagte er. «Wenn die Ware mit einem Aufpreis von 30 Prozent ins Regal gelegt und versucht wird, die Landwirtschaft mit zehn Cent pro Kilogramm abzuspeisen, dann wird das nicht funktionieren.»
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) plant ein staatliches Tierwohl-Label, das er Anfang 2017 bei der Grünen Woche in Berlin vorstellen will. Bisher gibt es bereits die von Handel, Produzenten und Landwirtschaft getragene Initiative Tierwohl.
Der Handel zahlt dabei pro Kilogramm verkauftem Schweine- oder Geflügelfleisch einen bestimmten Betrag in einen Fonds. Daraus erhalten teilnehmende Landwirte Geld, wenn sie in ihren Ställen bessere Haltungsbedingungen schaffen als vom Gesetzgeber gefordert. Tierschützer halten der Initiative vor, damit nur wenig zu verändern.
Wegen ihrer Auswirkungen auf das globale Ökosystem sehen Naturschutzorganisationen wie Robin Wood oder Animal Climate Action die industrielle Massentierhaltung insgesamt kritisch und protestierten im Vorfeld der Messe dagegen.
Die «EuroTier» in Hannover ist nach Angaben der Veranstalter die weltgrößte Fachmesse für Nutztierhaltung. Bei der Branchenschau werden bis Freitag auf 280.000 Quadratmetern neue Produkte in der Tierhaltung, der Fütterung und im Agrar-Management vorgestellt.
Angemeldet haben sich mehr als 2.620 Aussteller aus 58 Ländern - eine Rekordbeteiligung. Mit rund 57 Prozent ausländischen Ausstellern ist die Messe nach Angaben der Veranstalter diesmal internationaler denn je zuvor. Die meisten kommen aus den Niederlanden, China, Frankreich, Italien, Dänemark, Spanien, Großbritannien oder der Türkei.