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20.05.2016 | 07:30 | Glyphosat-Debatte 
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Übergangsregelung für Glyphosat denkbar

Brüssel - Etappensieg für Umwelt- und Verbraucherschützer: Deutschland und andere EU-Staaten haben eine Entscheidung über den weiteren Einsatz des Unkrautgiftes Glyphosat in Europa vorerst verhindert.

Glyphosat-Debatte
Löst der Unkrautvernichter Glyphosat Krebs aus? Wissenschaftler streiten darüber. Grüne und Umweltschützer wollen das Mittel verbannen. Die SPD greift die Stimmung auf - und hilft so, eine erneute EU-Zulassung zu verhindern. Aber nur vorerst. (c) proplanta
Da die nötige Mehrheit unter den Vertretern der EU-Staaten am Donnerstag in Brüssel nicht zustande gekommen wäre, wurde erst gar nicht abgestimmt. Die Kommission brachte am Donnerstag eine Übergangsregelung ins Spiel. Bis Dienstagabend sollen sich die Mitgliedsstaaten dazu äußern.

Wenn sich die Mitgliedsstaaten nicht einigen, läuft die Zulassung Ende Juni ersatzlos aus. Anschließend könnten Bestände der umstrittenen Chemikalie aber noch bis zu anderthalb Jahre lang weiterverkauft werden. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) sagte, man werde den Vorschlag aus Brüssel prüfen, sobald er eingehe.

Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Wissenschaft ist gespalten, Umweltschützer sind gegen das Mittel. In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird Glyphosat vor der Aussaat zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. In Deutschland kommt es auf etwa 40 Prozent der Felder zum Einsatz.

Dass die Abstimmung am Donnerstag ausfallen würde, hatte Schmidt bereits am Morgen vorausgesagt. Denn dafür waren Unstimmigkeiten innerhalb der großen Koalition mitverantwortlich: Die SPD-Minister sind gegen die Genehmigung, die Unionsminister dafür.

EU-Diplomaten berichteten, insgesamt seien 19 Ländervertreter für die Neuzulassung gewesen. Frankreich und Italien sprachen sich demnach dagegen aus. Sieben Staaten, darunter Deutschland, hätten sich in einer formellen Abstimmung enthalten. Eine einfache Mehrheit wäre damit zwar möglich gewesen, allerdings müsste in diesem Fall eine stärkere Mehrheit erreicht werden. Dabei kommt es unter anderem auf die Bevölkerungsgröße an - die deutsche Stimme hätte damit großes Gewicht gehabt.

Die SPD im Bundestag, die das Nein der sozialdemokratischen Minister durchgesetzt hatte, zeigte sich zufrieden: «Solange nicht eindeutig geklärt ist, ob dieses Unkrautvernichtungsmittel gesundheitsschädlich ist oder nicht, darf Glyphosat nicht wieder zugelassen werden», sagte Fraktionsgeschäftsführerin Christine Lambrecht.

Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) äußerte sich am Donnerstag nicht. Dafür blickte die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, nach vorn: «Sollte Glyphosat weiter zugelassen werden, darf es ein «Weiter so» in der Anwendung nicht geben, um die Umweltauswirkungen zu minimieren», sagte sie. Der Einsatz solle zugunsten nichtchemischer Alternativen deutlich reduziert werden.

Die Grünen-Fraktion nannte es einen «Riesenerfolg für Gesundheit und Umwelt», dass die geplante Abstimmung geplatzt sei. Die SPD müsse jetzt weiter dagegen halten, forderten Fraktionschef Anton Hofreiter und Grünen-Agrarexperte Harald Ebner. Ihr Parteikollege im Europaparlament, Martin Häusling, forderte ein Komplettverbot für das Unkrautgift. Der europäische Bauernverband Copa Cogeca warnte, ohne das in anderen Weltregionen zugelassen Glyphosat drohten Wettbewerbsnachteile für die heimische Landwirtschaft.

Auf dem Markt für Glyphosat deutet sich derweil eine wichtige Übernahme an: Der deutsche Chemiekonzern Bayer will sein Agrargeschäft mit dem Kauf des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto stärken. Monsanto stellt neben gentechnisch veränderten Produkten auch den weltweit meistgenutzten Unkrautvernichter «Roundup» her, der Glyphosat enthält. Bayer kündigte die Absicht zur Übernahme am Donnerstagmorgen an, danach gingen die Aktien des Leverkusener Unternehmens auf Talfahrt.
dpa
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Kommentare 
Konsumentin schrieb am 26.05.2016 03:01 Uhrzustimmen(188) widersprechen(103)
Ich sehe die Nöte der Bauern durchaus. Glyphosat ist wohl billiger als andere Produkte. Mir ist auch klar, dass nicht die Bauern die Preise für ihre Produkte festlegen sondern der Markt. Und genau hier muss man ansetzen. Es kann nicht mehr länger angehen, dass Supermärkte unverschämt hohe Gewinne erwirtschaften und die Bauern müssen ihre Lebensfähigkeit durch unmenschliche Tierhaltung oder den Einsatz von Billigstprodukten in der Landwirtschaft bestreiten. HIER wäre mal die Bildung einer Lobby mehr als angebracht. Sie werden jetzt wahrscheinlich sagen, dass es doch die Landwirtschaftskammer und den Bauernbund gibt. Scheinbar aber verfolgen diese Institutionen andere Ziele. Ich bin der Meinung, die Bauern müssen für ihre harte Arbeit faire Preise erhalten und der Handel darf ruhig etwas weniger Gewinn machen. Wir alle nehmen mittlerweile schon bei vielen Gelegenheiten Gift auf. In unserem Blut finden sich bereits Kunststoffe, wir nehmen durch Kleiderfarben irgendwelche Gifte auf, dazu kommen Umweltbelastung und Reststrahlung durch den Reaktorunfall in Tschernobyl. Wir können nicht auch noch Gifte in unserer Nahrung gebrauchen. Das hat absolut nichts mit Hysterie zu tun! Denn jeder Mensch hat das Recht auf ein gesundes Leben. Wenn jemand seine Gesundheit durch Alkohol, Nikotin, Drogen o.ä. schädigt, dann ist das seine eigene Entscheidung. Er schadet nur sich selbst, aber nicht mich. Ich muss aber essen, da komme ich nicht umhin. Und ich hab nun mal was dagegen, dass ich Gift fressen soll, weil jemand denk- oder handlungsunfähig ist.
BauerBernhard schrieb am 20.05.2016 18:01 Uhrzustimmen(148) widersprechen(124)
Das Verbot von Glyphosat wird die Einkommensmisere der deutschen Bauern ganz sicher nicht beheben, sondern zu Mehrkosten führen. Nun hat man also auch noch Glyphosat im Urin von Kita-Kindern gefunden. Konsequenterweise müsste man den Urin auch auf Spuren von Alkohol testen und bei Nachweis sofort den Verkauf von Bier und sonstigen Alkoholika verbieten! Die Hysterie der Deutschen kennt keine Grenzen!
agricola pro agricolas schrieb am 20.05.2016 12:19 Uhrzustimmen(147) widersprechen(98)
Glyphosat durchdringt mittlerweile unsere sämtlichsten Lebensbereiche, das ist faktisch kaum mehr zu verleugnen. In der aktuellen öffentlichen Diskussion nimmt die Zulassungsverlängerung dieses Wirkstoffes zwischenzeitlich einen sehr breiten Raum ein. Bislang war eine solche gesellschaftspolitische Dimension kaum vorstellbar, so dass derartig anstehende Entscheidungen von der Öffentlichkeit abgeschottet zeitnah „einsam“ in den Lobbyhinterzimmern gefällt werden konnten mit einer entsprechend eindeutigen Positionierung. // Die deutschen/europäischen Bauern produzieren für den Nahrungsmittelbereich sowohl Roherzeugnisse als auch Lebensmittel für die Direktvermarktung, um die essentiellen Grundbedürfnisse der Bürger mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln befriedigen zu können. „Unser Kunde ist König“ lautet ein ungeschriebenes Marktgesetz. „Wer also nicht geht MIT DER ZEIT, der GEHT mit der Zeit!“ - Den absoluten Negativtouch von Glyphosat wird man nur noch schwerlich aus den Verbraucherköpfen verdrängen können, ein nicht zu vernachlässigender auch psychologischer Moment, der keinesfalls aber negativ zu deuten ist. Gerade innerhalb der EU stünde damit ein durchaus begehbarer Weg für die Bauern offen, sich positiv gegenüber dem Weltmarkt abheben zu können; will heißen, dass gerade europäische, glyphosatfreie Erzeugnisse eine entsprechende nicht nur ideelle Wertsteigerung erfahren könnten. Nicht eingegrenzt ausschließlich auf die europäischen Räume, auch außerhalb dieser Grenzen erfahren gerade die gesundheitlichen Aspekte innerhalb der Nahrungsmittelsektors ein stetig wachsendes Anspruchsdenken. Man wird nicht müde, von hochoffizieller Seite immer wieder betonen zu wollen, mit welchem „mächtigen Wirtschaftssektor“ man es hier zu tun hat. „Der Mensch ist, was er isst“, dringt bei immer mehr Verbrauchern omnipräsent in deren Hirnwindungen vor. Gerade den deutschen/europäischen Bauern würde man ein „scharfes Schwert“ gegen all diejenigen zur Hand geben, die die bäuerlichen Erzeugnisse auf einem mittlerweile perversen Ramschpreisniveau weit jenseits der Deckungsbeitragsgrenze verramschen und somit jener Spezies zuzuordnen sind, die dato die Bauernschicksale sämtlichst brutalst mit Füßen treten. DIE Bauernabzocke in Reinstform, wo moralische Grenzen längst überschritten sind. Wird der Glyphosateinsatz innerhalb der EU nun verboten, müssten die Lebensmittel gerade innerhalb solcher „Billigheimer-Genusstempel“ , offeriert in den Regalen jener dortigen „heiligen Hallen“ entsprechend gesetzlich vorgeschrieben deklariert werden. Der Verbraucher selbst kann sodann sein eindeutiges Statement abgeben, was er selbst nachfragt oder auch nicht. Solche betriebswirtschaftliche Nebeneffekte, die das derzeitige Bauernsterben OHNE große weitere staatliche Alimentierungen (Steuergeld = Vernichtung von Volksvermögen) eindämmen könnten, hält jedoch keineswegs Einzug in den geistig augenscheinlich absolut verbohrten verbands- und agrarpolitischen „VORDENKER"köpfen. Diese positive Randerscheinung wird nicht zum Tragen kommen, da man weit eher gewillt zu sein scheint, weitere „Milliönchen“ soeben mal locker machen zu wollen, die das Bauernsterben VIELLEICHT kurzzeitig hinauszögern aber keineswegs stoppen werden. // Ganz nebenbei hätten wir damit auch ein positives Alleinstellungsmerkmal innerhalb des gigantischen Weltmarktgefüges. Ein Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein wächst nicht nur rasant innerhalb europäischer Grenzen, da sind auch anderenorts die Sinne bereits erheblichst geschärft. Man denke nur z.B. an China, wo etwa 60% des Trinkwassers derart ungeniessbar ist, dieses nicht einmal nur ansatzweise unseren europäischen Qualitätsparametern entsprechen könnte. Das nur randständig angemerkt. Leider sind wir wohl aber wieder außerstande, hier die Gunst der Stunde nutzen zu wollen u. gehen anstelle dessen lieber das Wagnis ein, dass die Schnelleren die Langsameren fressen werden....!? - Der Rest der Welt schläft schließlich nicht!!!
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