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05.12.2021 | 14:52 | Klimaschutz 

Umwelt- und Agrarverbände fordern Humusaufbau statt CO2-Zertifikate

Berlin - Mehr als 30 Organisationen aus den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Landwirtschaft und Wissenschaft haben sich gegen die Schaffung von CO2-Emissionszertifikaten als Instrument zum Erhalt und Aufbau von Humus ausgesprochen. Diese stellen nach ihrer Auffassung kein geeignetes Instrument dafür dar.

Bodenqualität
Der Zertifikatehandel ist nach Einschätzung der Organisationen kein geeignetes Instrument - Unternehmen könnten deshalb die Senkung ihrer Treibhausgasemissionen vernachlässigen - Auch eine permanente Kohlenstoffbindung ist auf diese Weise nicht gewährleistet - Besser humusaufbauende und -erhaltende Bewirtschaftungsmaßnahmen unterstützen. (c) proplanta
Zudem bestehe das Risiko, dass Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen durch einen angeblichen Humusaufbau über eine nicht exakt messbare und leicht wieder umkehrbare Speicherung von Kohlenstoff im Boden als Ersatz für konsequente eigene CO2-Einsparungen vernachlässigten.

Sogenannte „Humus-Zertifikate“ könnten „keine permanente Kohlenstoffbindung sicherstellen“, heißt es in der gemeinsamen „Position zur Festlegung von Kohlenstoff in Böden und dessen möglicher Honorierung mittels CO2-Zertifikaten“, die am Donnerstag (2.12.) in Reaktion auf die Veröffentlichung der „Carbon-Farming“-Initiative der EU-Kommission vorgelegt wurde.

Die unterzeichnenden Organisationen unterstützen dabei ausdrücklich das Ziel der Klimaneutralität, jedoch nicht den von der Kommission vorgeschlagenen Weg, Emissionen durch die Generierung von CO2-Zertifikaten zu kompensieren. In dem Papier wird eine für Landwirte einkommenswirksame Förderung humusaufbauender und -erhaltender Bewirtschaftungsmaßnahmen bei der Ausgestaltung agrarpolitischer Steuerungsinstrumente gefordert.

Die beteiligten Verbände und Organisationen sehen auch die Notwendigkeit einer Abstimmung mit Förderprogrammen auf europäischer und nationaler Ebene. Maßnahmen und Projekte zum Humuserhalt und -aufbau müssten langfristig angelegt sein sowie die Gesamtheit der Bodenfunktionen erhalten und fördern.

Kohlenstoffsenken schützen



Die Unterzeichner des Positionspapiers, darunter der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland, plädieren für einen besonderen Schutz großer Kohlenstoffsenken und -lager wie Moore, Grünland, Wälder und Feldgehölze.

Wo möglich, müssten ökologisch und ökonomisch nachhaltige Nutzungskonzepte entwickelt und ausgebaut werden. Finanzielles Engagement aus der Privatwirtschaft könne dabei nur eine Rolle spielen, „solange sich die Unternehmen auf einen glaubhaften 1,5-Grad-konformen Emissionsreduktionspfad begeben haben“, heißt es in dem Positionspapier.

Mineraldüngereinsatz senken



Konkret empfehlen die Unterzeichner, die Emissionen aus der Tierhaltung und der Düngung zu senken und den weiteren Humusabbau zu stoppen. Anstelle von sehr energieintensivem und Emissionen verursachendem Mineraldünger müsse verstärkt auf den Nutzen von stickstoffbindenden Leguminosen, die Verwendung von Kompost und den maßvollen Einsatz von Wirtschaftsdünger unter Berücksichtigung möglicher Stickstoffbelastungen gesetzt werden.

In diesem Zusammenhang wird auch für eine stärkere Orientierung hin zu einer pflanzlichen Eiweißbasis in der Ernährung plädiert, um Humusaufbau im Boden, beispielsweise durch Leguminosen, zu fördern. Neben einer angepassten Fütterung, Umstellung auf möglichst regionale Futterpflanzen oder Beweidung und einem emissionsarmen Güllemanagement wird der Agrarsektor nach Überzeugung der an dem Papier beteiligten Organisationen auch nicht um eine Anpassung der Tierbestände an die Flächenkapazitäten herumkommen.

Umweltschädliche Agrarsubventionen müssten zudem abgebaut und stattdessen nationale und internationale Gelder in die Förderung nachhaltiger Produktionsweisen wie den Ökolandbau, bodenschonende Bodenbearbeitung, Weidehaltung, vielfältige Fruchtfolgen, ganzjährige Bodenbedeckung, Agroforstsysteme und agrarökologische Maßnahmen investiert werden.
AgE
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