Zudem bestehe das Risiko, dass Unternehmen ihre
Treibhausgasemissionen durch einen angeblichen Humusaufbau über eine nicht exakt messbare und leicht wieder umkehrbare Speicherung von
Kohlenstoff im Boden als Ersatz für konsequente eigene CO2-Einsparungen vernachlässigten.
Sogenannte „Humus-Zertifikate“ könnten „keine permanente Kohlenstoffbindung sicherstellen“, heißt es in der gemeinsamen „Position zur Festlegung von Kohlenstoff in Böden und dessen möglicher Honorierung mittels CO
2-Zertifikaten“, die am Donnerstag (2.12.) in Reaktion auf die Veröffentlichung der „Carbon-Farming“-Initiative der
EU-Kommission vorgelegt wurde.
Die unterzeichnenden Organisationen unterstützen dabei ausdrücklich das Ziel der Klimaneutralität, jedoch nicht den von der Kommission vorgeschlagenen Weg, Emissionen durch die Generierung von CO
2-Zertifikaten zu kompensieren. In dem Papier wird eine für Landwirte einkommenswirksame Förderung humusaufbauender und -erhaltender Bewirtschaftungsmaßnahmen bei der Ausgestaltung agrarpolitischer Steuerungsinstrumente gefordert.
Die beteiligten Verbände und Organisationen sehen auch die Notwendigkeit einer Abstimmung mit Förderprogrammen auf europäischer und nationaler Ebene. Maßnahmen und Projekte zum Humuserhalt und -aufbau müssten langfristig angelegt sein sowie die Gesamtheit der Bodenfunktionen erhalten und fördern.
Kohlenstoffsenken schützen
Die Unterzeichner des Positionspapiers, darunter der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der World Wide Fund For Nature (
WWF) Deutschland, plädieren für einen besonderen Schutz großer Kohlenstoffsenken und -lager wie Moore, Grünland,
Wälder und Feldgehölze.
Wo möglich, müssten ökologisch und ökonomisch nachhaltige Nutzungskonzepte entwickelt und ausgebaut werden. Finanzielles Engagement aus der Privatwirtschaft könne dabei nur eine Rolle spielen, „solange sich die Unternehmen auf einen glaubhaften 1,5-Grad-konformen Emissionsreduktionspfad begeben haben“, heißt es in dem Positionspapier.
Mineraldüngereinsatz senken
Konkret empfehlen die Unterzeichner, die Emissionen aus der Tierhaltung und der Düngung zu senken und den weiteren Humusabbau zu stoppen. Anstelle von sehr energieintensivem und Emissionen verursachendem
Mineraldünger müsse verstärkt auf den Nutzen von stickstoffbindenden Leguminosen, die Verwendung von
Kompost und den maßvollen Einsatz von
Wirtschaftsdünger unter Berücksichtigung möglicher Stickstoffbelastungen gesetzt werden.
In diesem Zusammenhang wird auch für eine stärkere Orientierung hin zu einer pflanzlichen Eiweißbasis in der
Ernährung plädiert, um Humusaufbau im Boden, beispielsweise durch Leguminosen, zu fördern. Neben einer angepassten Fütterung, Umstellung auf möglichst regionale Futterpflanzen oder Beweidung und einem emissionsarmen Güllemanagement wird der
Agrarsektor nach Überzeugung der an dem Papier beteiligten Organisationen auch nicht um eine Anpassung der Tierbestände an die Flächenkapazitäten herumkommen.
Umweltschädliche Agrarsubventionen müssten zudem abgebaut und stattdessen nationale und internationale Gelder in die Förderung nachhaltiger Produktionsweisen wie den
Ökolandbau, bodenschonende Bodenbearbeitung,
Weidehaltung, vielfältige Fruchtfolgen, ganzjährige Bodenbedeckung, Agroforstsysteme und agrarökologische Maßnahmen investiert werden.