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08.09.2022 | 13:30 | Klimafolgenforschung 
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Verzicht auf Fleisch wegen Ukraine-Krieg gefordert

Berlin - Angesichts hoher Lebensmittelpreise wegen des Ukraine-Kriegs und der eskalierenden Klimakrise rufen Forscher und Hilfsorganisationen dazu auf, deutlich weniger Fleisch und Milchprodukte zu essen.

Fleischkonsum Deutschland
(c) proplanta
Nur so könne verhindert werden, dass die Landwirtschaft immer mehr Ökosysteme zerstöre und damit Klimarisiken wie Extremwetter und Missernten zunehmen, warnten am Donnerstag unter anderem Experten von Misereor, den Vereinten Nationen und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Nötig seien fundamentale Änderungen in den Ernährungssystemen, sagte etwa der Direktor des UN-Welternährungsprogramms für Deutschland, Österreich und Liechtenstein, Martin Frick. «Die Zahl der akut Hungernden hat sich in den letzten drei Jahren fast verdreifacht und steht bei 345 Millionen.» Armen und krisengeplagten Ländern müsse geholfen werden, eine kleinbäuerliche, nachhaltige und unabhängige Landwirtschaft aufzubauen.

In vielen Teilen der Welt sind wegen Dürre, vielen Waldbränden und anderen Klimaschäden Ernteausfälle zu erwarten, wie die Experten warnten. Trotzdem werde mehr als die Hälfte des in Deutschland geernteten Getreides an Tiere verfüttert. Auf gut 6,5 Prozent der Ackerfläche wüchsen Pflanzen für Biokraftstoffe. «Die Produktion dieser Flächen muss jetzt als Lebensmittel für Menschen genutzt werden», forderten sie.

Die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, Anja Bosy-Westphal, sagte, ein geringer Verzehr an tierischen und hochverarbeiteten Lebensmitteln sei auch gesünder. «Eine nachhaltige, mehr pflanzlich basierte Ernährung muss die attraktivste, günstigste und einfachste Alternative werden.»

Der Agrarexperte und Vorsitzende des Beirats von Misereor, Felix Prinz zu Löwenstein, sagte, die hohen Getreidepreise könnten kurzfristig gesenkt werden, wenn in Europa die Schweinemast und damit die hohe Nachfrage nach Futtermitteln schnell und effektiv befristet gedrosselt werde - unter Entschädigung der betroffenen Betriebe.

Von der Politik forderten sie, zügig «Lenkungsabgaben» zu erheben - aber in Verbindung mit Entlastungspaketen, «damit die Nahrungsmittelpreise die wahren Kosten widerspiegeln, ärmere Haushalte aber nicht zusätzlich belastet werden».
dpa
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Kommentare 
Die Sprache entlarvt - Eckard Wendt schrieb am 18.09.2022 22:02 Uhrzustimmen(8) widersprechen(2)
... unsere perfides Wirtschaftssystem: Allein schon die Bezeichnungen "edle Teilstücke" und "minderwertige Teilstücke" sind skandalös. Früher konnte ich im Schlachterläden für Suppen Röhrenknochen kaufen. Nur in wenigen "Fleischereien" ist das heute noch möglich und in den Supermärkten wird man allenfalls mitleidig angeguckt.
Ich frage mich zudem, was an Nieren und Lebern "minderwertig" sein soll. Doch allenfalls die Medikamentenrückstände darin. Bei den Mägen und den Zungen ist es wahrscheinlich die Mehrarbeit bei der Zubereitung. Herzen sind unerwünscht, weil sie daran erinnern, dass einem Tier das Leben genommen wurde.
Meine Frau und ich machten folgenden Versuch: Zu unserer Silberhochzeit bestellten wir für das Buffet u. a. Ragouts aus Schweine-Herz und Rinder-Zunge. Es durfte kein Schild dazu aufgestellt werden. Der Reiz des Unbekannten führte dazu, dass die beiden Schüsseln ratzfatz leer waren. Die Befragung ergab ein positives Geschmackserlebnis ... und als ich verriet, um was es sich handelte, vernahmen wir einige "igitt"--Äußerungen. Echt schizophren!
S. Freud schrieb am 09.09.2022 08:49 Uhrzustimmen(6) widersprechen(11)
"Warum importiert Deutschland so viel Schweinefleisch?

Obwohl in Deutschland mehr Schweinefleisch erzeugt wird als wir selbst essen,
importieren wir jährlich knapp eine Million Tonnen.
Warum ist das so?

Einen Teil unseren Schweinefleischbedarfs müssen wir Deutschen importieren, weil wir nur die Edelteile verzehren.

Deutsche Schweinehalterinnen und -halter erzeugten im Jahr 2021 rund fünf Millionen Tonnen Schweinefleisch.
Verbraucht haben wir Deutschen dagegen nur rund 3,6 Millionen Tonnen.

Es wird also deutlich mehr Schweinefleisch erzeugt als für den eigenen Bedarf benötigt wird.

Faktisch hat Deutschland damit einen Selbstversorgungsgrad von 132 Prozent.
Trotzdem importieren wir jedes Jahr große Mengen an Schweinefleisch – 2021 waren es knapp eine Million Tonnen . Wie kommt es dazu?
Beantwortung hier:
https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-funktioniert-landwirtschaft-heute/warum-importiert-deutschland-so-viel-schweinefleisch

Die Antwort ist aber auch so verkürzt mitzuteilen:

"Das heißt also: Deutschland nutzt nicht alles an Edelteilen, was hierzulande erzeugt wird, für den eigenen Verbrauch.
Ein Teil davon geht auch in den Export.
Im Umkehrschluss bedeutet das,
dass ein Teil der Edelteile, die wir exportieren, auch wieder woanders her importiert werden müssen.

Das wirft unweigerlich die Frage auf, ob es sinnvoll ist Erzeugnisse zu exportieren,
mit denen man sich dann wieder aus dem Ausland eindecken muss.
Auf einem freien Markt, wie wir ihn in Europa haben, ist ein solches Marktgeschehen jedoch üblich
und wird vor allem von Preis und Nachfrage bestimmt.

Das ist nicht nur krank sondern auch dumm, asozial und menschenverachtend.
Darum
23.09.2022
https://fridaysforfuture.de/klimastreik/
Michael Ziegler schrieb am 08.09.2022 20:53 Uhrzustimmen(13) widersprechen(4)
Nur so weiter, armes Deutschland
Arnold Krämer schrieb am 08.09.2022 15:39 Uhrzustimmen(18) widersprechen(8)
Fällt den genannten Aktivisten garnicht auf, dass das, was sie fordern, durch die Lenkungsfunktion der Preise auf Erzeugerebene aber auch auf Konsumentenebene längst abläuft.

Und der "Agrarexperte" Prinz zu Löwenstein ist "Bio- Landwirt", auf einem "Schokoladenboden" mit sehr viel Eigentumsfläche. Der hat gut reden - "Schweinemast BEFRISTET drosseln? Will er damit die Grünen von ihrem Ziel der Halbierung der Tierhaltung abbringen? Was soll so etwas?
Die Kakophonie rund um die Landwirtschaft ist mittlerweile unerträglich. Wer etwas mehr zu Misereor und seinen Kampagnien erfahren möchte, klicke die nachfolgende Seite an.
https://www.bauerwilli.com/interview-mit-misereor-teil-2/
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