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28.07.2016 | 06:00 | EU-Agrarpolitik 
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Wie gut sind deutsche Landwirte über die europäische Agrarpolitik informiert?

Lüdinghausen - Nicht nur in Bezug auf die aktuelle Entscheidung zur Verlängerung der Glyphosat-Zulassung steht die Arbeitsweise der EU in der Kritik. Geprägt durch den Ruf der Trägheit bei der Entscheidungsfindung, langwierige Prozesse sowie die in Teilen geringe Kompromissbereitschaft der Mitgliedsstaaten, haftet auch der gemeinsamen, europäischen Agrarpolitik (GAP) ein zwiespältiges Image an.

EU-Agrarpolitik
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Von wem haben Landwirte die Informationen zu den einzelnen Reformen der europäischen Agrarpolitik erhalten?
Beispielsweise gab es bei der Festlegung der GAP ab 2013 zahlreiche, nicht enden wollende Diskussionen der Abgeordneten wie diese zukünftig gestaltet werden soll. Die neue Agenda, die im Mai 2015 in Kraft getreten ist, beinhaltet die Einführung des sogenannten Greenings, außerdem die Umschichtung der Direktzahlungen und sie erlaubt den einzelnen Mitgliedsländern mehr Freiheit bei der Förderung individueller Maßnahmen.

Aufgrund zahlreicher Diskussionen und häufiger Änderungen im Laufe des Entscheidungsprozesses stellt sich die Frage wie hoch der Informationsgrad der Landwirte in Bezug auf die Veränderungen zur Einführung der neuen GAP war. Aus diesem Grund hat die Kleffmann Group im April und Mai 2016 im Rahmen einer Studie 893 Betriebe zu diesem Thema befragt: "

Die Landwirte konnten Angaben auf einer Skala von 1 bis 5 machen, wobei 1 = „ich fühlte mich überhaupt nicht informiert“ und 5 = „ich fühlte mich sehr gut informiert“ darstellt. Insgesamt ergibt sich in Deutschland eine durchschnittliche Bewertung von 3,1. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass sich 37 % der befragten Landwirte mittelmäßig über die Agenda informiert gefühlt haben. Daneben fühlten sich 26 % gut informiert und 7 % der Befragten sogar sehr gut informiert. Andererseits fühlten sich auch 8 % der Landwirte überhaupt nicht informiert.

Agenda Agrarpolitik - regionale Unterschiede

Regional zeigen sich deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung über den Grad der Information zur Agenda der Agrarpolitik. Mit der Angabe „gut“ und „sehr gut“ fühlten sich die Landwirte im Osten mit 38 % der Befragten am besten informiert, gefolgt vom Süden mit 36 %. Im Westen liegt der Anteil der gut und sehr gut informierten Landwirte bei lediglich 29 % und ist damit im regionalen Vergleich am geringsten. Der Anteil der Befragten, die sich überhaupt nicht informiert gefühlt haben, ist jedoch im Norden am größten.

Agenda Agrarpolitik - Betriebsausrichtung

Neben regionaler Unterschiede zeigt sich auch die Betriebsausrichtung als Einflussfaktor auf den Wissensstand der Landwirte in Bezug auf die GAP-Änderungen ab Mai 2015. Unter den Veredlungsbetrieben fühlten sich lediglich 26 % der Befragten gut und sehr gut informiert. Dagegen waren es bei den Futterbaubetrieben schon 28 % und bei den Marktfruchtbetrieben 37 %. Der höhere Informationsgrad unter den Marktfruchtbetrieben lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass die neuen Bestimmungen innerhalb der GAP hauptsächlich den Ackerbau betreffen.

Die betroffenen Betriebe nutzten unterschiedliche Informationsquellen. Insgesamt haben 51 % der Landwirte Zeitschriften sowie Informationen von Landwirtschaftskammern und Ämtern genutzt. Die Landwirte haben die Informationen außerdem zu 16 % von Verbänden erhalten und 12 % nutzen das Internet um sich über die Reformen zu informieren. Auch bei den Informationsquellen zeigen sich regionale Unterschiede.

Im Norden werden weniger Zeitschriften und Informationen von Kammer und Amt genutzt als in den anderen Regionen. Dagegen werden überdurchschnittlich häufig Berater, der Landhandel und Erzeugerringe als Informationsquellen genutzt. Im Osten informieren sich die Landwirte häufiger über die Landwirtschaftskammern und Ämter. Das Internet wird hier unter allen Regionen auch am häufigsten zur Informationsbeschaffung über die GAP verwendet. Dafür nutzen ostdeutsche Landwirte seltener Zeitschriften als in den anderen Regionen.

Agenda Agrarpolitik – Regionen

Der Großteil der deutschen Landwirte fühlt sich über die gemeinsame Agrarpolitik relativ gut informiert. Dennoch zeigt sich weiterer Verbesserungsbedarf in der Informationsübermittlung der EU und der nationalen Stellen. Die Neuorientierung aufgrund des geplantem EU-Austritt der Briten bietet aktuell die Chance die Arbeitsweise der Europäischen Institutionen zu überdenken und vermehrt Klarheit über die Regelungen - auch im Rahmen der GAP - zu schaffen.
 
GAP - Kleffmann UmfrageBild vergrößern
Ergebnisse: Regionale Unterschiede + Betriebsausrichtung
Kleffmann
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 28.07.2016 10:04 Uhrzustimmen(58) widersprechen(47)
Die aktuellen administrativen Vorgaben und Mechanismen, mittlerweile zu wohl allseits unbestreitbar erheblich geißelnden Folterinstrumentarien für den Bauernstand sektorenübergreifend mutiert, WER denkt sich selbige fortlaufend noch immer steigerungsfähig perfektionierend aus!? Mit Sicherheit niemand, der sich des eigenen politischen „Schicksals“ durchaus bewusst ist, indem man sich spätestens alle 4-6 Jahre vor seinem Souverän verantworten u. rechtfertigen muss. Die Heerschar bestens ausgebildeter, mehr oder minder befähigter Bürokraten im mittleren und gehobenen Dienst ist es, selbst in einer vollkommenen Unabhängigkeit stehend, ein Arbeitsleben lang keine weitreichenden betriebswirtschaftlichen Entscheidungen jemals treffen zu müssen und von daher absolut schmerzbefreit den Paragraphenreiter mimen zu können. Je mehr Paragraphen desto besser, bietet ein schwer zu durchdringender Paragraphendschungel doch auch hinreichend Deckungsschutz für die jeweiligen verantwortungsscheuen Protagonisten. Eine vielleicht gewagte These: Ist es im Bauernumfeld irrwitzigerweise gar der eine oder andere weichende Erbe, ausgestattet mit einem Studium, das für solche administrativen Aufgaben hinreichend qualifiziert, entlohnt hernach mit hochdotierter staatlicher Alimentierung, wo man dato zunehmend die wenig ruhmreiche Aufgabe eines Totengräbers der deutschen/europäischen Landwirtschaft erfüllt!? Das Betätigungsfeld unserer Hintermänner, jener grauen Eminenzen eben, die uns fest im administrativ leidvollen Würgegriff halten, lässt sich schwerlich durchdringen. Jedenfalls steht eindeutig fest, dass sämtlichste Bestrebungen, hier gegenläufig bauernseits Erleichterungen schaffen zu wollen, ins Leere laufen; es gibt so leicht kein Entkommen von diesem allgegenwärtigen Bauernballast, wohl auch deshalb, weil unzählige Gehaltskonten hier wohlmeinend gefüllt UNKÜNDBAR Monat für Monat auflaufen. - Wer als aktiver Bauer ein Arbeitsleben lang bis dato den Überlebenskampf erfolgreich gemeistert hat weiß, was sich hinter der im eigentlichen lapidar mit „Strukturwandel“ übertitelten BETRIEBSAMKEIT verbirgt: Es ist der Vollzug eines gnadenlosen Ausdünnungsprozesses innerhalb der ländlichen Räume, der in den vergangenen Dekaden gar gewollt die Kannibalisierung unter den Bauern beflügelte: FRESSEN oder GEFRESSEN werden, so lautete die ausgegebene, fatalerweise verbandspolitisch gestützte Devise, was aktuell leidvoll für die Bauern den zwischenzeitlich nur schwerlich noch aufzuhaltenden Strukturbruch innerhalb der deutschen/europäischen Landwirtschaft initiierte. // Der „sichere Hafen“ des Beamtentums hingegen ermöglicht es einer solchen sorgsam ausgebauten, statisch soliden dadurch einsturzsicheren Architektonik, sich diesen bedrohlichen Szenarien weiterhin entziehen zu können. Da kann man jeden Abend selig auf dem Ruhekissen in Träume entgleiten: „....wie erweitere ich schon morgen das Paragraphenmeer, damit es den Bauern in ihrer tosenden Brandung auch wirklich niemals langweilig wird.....!!!?“ - Der Überlebenswille, ein innerer Antrieb jedes Bauern in der Praxis heute MUSS es doch selbstredend sein, innerhalb der ganzen agrarpolitischen Informationsflut deutschland-/europaweit niemals den Überblick verlieren zu wollen; weit existentieller als das tagtägliche VATERUNSER für die Vielzahl der zumeist vom abendländischen Umfeld geprägten u. gläubig entsprechend tief verwurzelten deutschen/europäischen Bauern. - Verkehrte Glaubenswelten.
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