Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.09.2019 | 08:30 | Staatszuschuss 

Zuschuss für Dürreversicherung gefordert

München - Vor der nächsten Agrarministerkonferenz verlangt Bayern, endlich die Einführung einer staatlich subventionierten Dürreversicherung in Deutschland zu beschließen.

Dürreversicherung
Die Wetterextreme nehmen zu - und mit ihnen die finanziellen Risiken für die Bauern. Doch nur wenige deutsche Landwirte sind gegen Dürre versichert. Seit mehr als einem Jahr diskutieren die Agrarminister, ob und wie sich das ändern lässt. Nun drängt Bayern zur Eile. (c) proplanta
«Wir können nicht mehr länger warten», sagte die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München. «Die Situation mit mehreren Hitzejahren in Folge zeigt uns, dass wir schnell reagieren müssen.»

Ein Staatszuschuss für die Dürreversicherung steht seit mehr als einem Jahr auf der Tagesordnung der Agrarminister, bisher gibt es jedoch keine Einigung. Die Ressortchefs wollen bei ihrem nächsten Treffen am 26. und 27. September in Mainz erneut beraten.

Kaniber verwies auf das Vorbild von Nachbarstaaten wie Österreich und Frankreich: «Viele EU-Mitgliedstaaten praktizieren die staatlich unterstützte Dürreversicherung, nur wir in Deutschland brauchen so lang.» Bayerns Vorschlag: «50 Prozent der Versicherungsbeiträge kommen von Bund und Land - 30 Prozent vom Bund, 20 vom Land. Die anderen 50 Prozent zahlt der Landwirt.» Bayern hatte dazu eine Bundesratsinitiative gestartet, unterstützt wird diese nach Kanibers Angaben von Baden-Württemberg, in anderen Bundesländern sei das Interesse groß.

Nach der Dürre in vielen Regionen Deutschlands im vergangenen Jahr hatten die hart getroffenen Bauern rund 228 Millionen Euro staatliche Nothilfen bekommen. Eine sogenannte Mehrgefahrenversicherung, die die Dürre beinhaltet, schließen in Deutschland aber nur wenige Landwirte ab. Der Grund: Diese Policen sind teuer, da Dürre eines der gefürchteten «Kumulrisiken» ist: ein Schaden, der gehäuft auftritt, da Trockenheit nicht einzelne Bauern betrifft, sondern ganze Landstriche. Die Versicherungsbranche muss dann auf einen Schlag sehr hohe Schadenzahlungen leisten.

Die Versicherer spüren die Zunahme der Wetterextreme längst: «Trockenheit ist ein Thema, das massiv auf uns zukommt», sagte dazu Alexander Lührig, der Chef des Agrarversicherers Münchener & Magdeburger, einer Tochter der Allianz. «In der Periode von 1990 bis 2013 waren Schäden durch Trockenheit der größte Treiber von Ertragseinbußen, größer als Hagel. Dabei sind die Trockenheitsjahre 2018 und 2019 noch gar nicht mit eingerechnet.» Von 1961 bis 1990 habe es kaum Wasserprobleme gegeben.

Doch geht es nicht nur um Dürre: «Starkregen, Starkfrost und Sturm treten häufiger auf», so Lührig. «Es hagelt in Gegenden, in denen es 30 Jahre lang nicht gehagelt hat. Der Blick in den Rückspiegel hilft bei der Versicherung von Gefahren für die Landwirtschaft nicht mehr.»

Bereits in Aussicht ist die Verwirklichung einer weiteren bayerischen Forderung: «Zu dem Konzept gehört auch, dass wir unbedingt die Versicherungsteuer senken sollten», sagte Ministerin Kaniber. «In der Hagelversicherung haben wir das schon, da gilt ein reduzierter Satz von 0,03 Prozent der Versicherungssumme. Bei Dürre sind wir immer noch bei 19 Prozent der Versicherungsprämie, das ist nicht fair.» Nach Berechnungen der Münchener & Magdeburger könnte das die Beiträge zur Trockenheitsversicherung um etwa 14 Prozent günstiger machen.

Versicherungen haben naturgemäß ein Eigeninteresse an zusätzlichen Kunden, doch argumentiert Vorstandschef Lührig, dass Zuschüsse zu Agrarpolicen für die Gesellschaft insgesamt günstiger seien: «Deutschland ist die absolute Ausnahme, was die Förderung von Versicherung gegen Naturgefahren in der Landwirtschaft betrifft», sagte der Manager. «Die USA, Indien, Frankreich, die Welt fördert.» In Deutschland werde nicht mal die Hagelversicherung gefördert.

«Ein staatlicher Zuschuss allein würde die Versicherungsdichte (gegen Dürre) nicht in die Höhe katapultieren, ist aber sinnvoller, als wenn der Staat nachträglich Schäden begleicht», sagte Lührig. «Den Landwirten ist angesichts des internationalen Umfelds nicht zuzumuten, dass sie das alleine schultern. Da sehen wir alle Beteiligten - Politik, Bauernverband und Versicherungswirtschaft - in der Pflicht, eine Lösung zu finden.»
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken