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16.05.2012 | 09:16

Soja und Mais nach WASDE-Bericht unter Druck

Weizenpreisentwicklung an der CBoT
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Weizenpreisentwicklung an der CBoT (c) proplanta
Scharfe Preiskorrektur bei Soja und Raps durch externe Faktoren

Somit sind in den jüngsten scharfen Preiskorrekturen im Soja- und Ölsaatenkomplex vor allem externe Faktoren als Verantwortliche zu suchen, mit Abstrichen auch beim Mais, wo sich zwar die Bestände 2012/13 deutlich aufbauen werden, die Ratio stock to use aber ebenfalls - absolut gesehen - eng bleibt. Dafür müssen nun an den Terminmärkten die wieder aufgeflammte Angst vor einer Euro-Krise im Gefolge der politischen Instabilität Griechenlands, schwache allgemeinwirtschaftliche Daten, vor allem ein Wachstumseinbruch in China, sowie daraus resultierend sinkende Rohölpreise herhalten.


JP Morgan-Milliardendebakel um Zocke bremst Risikobereitschaft von Fonds

Dazu kamen in den letzten Tagen Verluste von USD 2 Mrd. (EUR 1,55 Mrd.), die die größte US-Bank JP Morgan zugeben musste, in den vergangenen Wochen bei hochriskanten Wetten gegen Hedgefonds mit Kreditausfallsversicherungen verspekuliert zu haben. Der Börsenwert des Unternehmens fiel am Freitag um sage und schreibe USD 15 Mrd. (EUR 11,59 Mrd.) und viele Anleger und Hedgefonds meiden nun Risiko und steigen nun auch aus spekulativen Rohstoffgeschäften aus, worunter auch die Terminbörsen für Agrarrohstoffe leiden. Die Financial Times Deutschland schrieb dazu am Montag, 14.05.2012: "Denn die am Freitag bekannt gemachten Verluste der größten US-Bank lassen vermuten, dass hinter den Kulissen, in den Handelsräumen der Banken, ungerührt weitergezockt wird. Unbeeindruckt von den anhaltenden Nachwirkungen der Krise wird weitergewettet wie im Casino. Und nur wer viel riskiert, kann auch viel gewinnen."

Marktexperten halten auch der Kritik, Spekulation an den Terminmärkten sei Schuld an der außerordentlichen Volatilität der Preise für Agrarrohstoffe, entgegen, dass es nicht die Warenterminbörsen seien, sondern die "Hinterzimmergeschäfte" diverser Finanzdienstleister mit von den Futuresmärkten abgeleiteten hochspekulativen und riskanten Derivaten. Diese unterlägen im Gegensatz zu den Terminbörsen keinerlei Transparenz- und Handelsregeln. Gerade auch in der Debatte um eine Finanztransaktionssteuer fordert der Markt immer wieder, auch diesen Derivatenhandel Regeln und genauso einer Besteuerung zu unterwerfen wie den Börsenhandel, um nicht einer noch stärkeren Flucht in diese unkontrollierten Hinterzimmergeschäfte mit Intransparenz und nicht nachvollziehbaren Preissprüngen Vorschub zu leisten.


Auch politische Eingriffe verunsichern die Märkte - Beispiel: Ukraine

Auch politische Eingriffe von Staaten verunsichern die Märkte: Sei es, dass Markteingriffe von Regierungen wie in Argentinien die Farmer aus der Weizenproduktion drängen und immer wieder provozierte Streiks der Hafenarbeiter die Handelsströme verzögern, oder seien es unverdeckt offene Versuche der Restauration planwirtschaftlicher Verhältnisse wie in der Ukraine. So berichtet agrerzeitung.de, die Regierung in Kiew plane ein neues Agrarprogramm, das unabhängige Politikbeobachter von einer Rückkehr zur zentralen Planwirtschaft nach Sowjetmuster sprechen lasse.

Das ukrainische Landwirtschaftsministerium habe demnach kürzlich einen Entwurf für die Ausrichtung der künftigen Agrarpolitik des Landes veröffentlicht. Das deutsch-ukrainische Institut für ökonomische Forschung und Politikberatung (IER) in Kiew warne nun davor, die Vorschläge in der jetzigen Form umzusetzen. Die im Programm formulierten Leitlinien wie Ernährungssicherheit, Exportorientierung und Ressourcenschutz seien zwar generell zu begrüßen.

Das IER kritisiert jedoch zahlreiche Details. So strebe das Ministerium statt eines Beitrages der ukrainischen Landwirtschaft zur Ernährungssicherheit die Selbstversorgung der Ukraine an. Damit könnte das Land jedoch weder vom internationalen Handel noch von einer Spezialisierung profitieren, betonen die Politikexperten des IER. Außerdem vermissen sie im geplanten Agrarprogramm ein klares Bekenntnis zur Erhöhung der Produktivität.

Stattdessen beruht der vorliegende Entwurf auf Fünfjahresplänen, die für jede Region detailliert die Fruchtfolge oder den Umfang der Tierhaltung vorschreiben. Damit würden Strukturen über fünf Jahre konserviert. Schließlich enthält der Plan eine Preisregulierung mit Mindest- und Höchstpreisen. Entwickeln sich die Agrarpreise außerhalb dieses Bandes, sollen Instrumente wie Intervention oder Import- und Exportquoten eingreifen. Als "Rückfall in die zentrale Planwirtschaft der Sowjetära" kritisieren dies die Politikexperten des IER. Sie weisen außerdem darauf hin, dass insbesondere Preisregulierung und Quoten nicht mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO kompatibel seien, der die Ukraine 2008 beigetreten ist.


Eingriff Kiews in Ölsaatenmarkt - 2012 dennoch kein Produktionsanstieg erwartet

Konkret wird in der Ukraine auch ein Eingriff in den Ölsaatenmarkt befürchtet, nachdem das Land eine Rekord-Sonnenblumenfläche erwartet. Marktbeobachter sehen die Gefahr, dass Kiew die Ölsaatenproduktion regulieren wird. Premierminister Viktor Janukowitsch habe das Agrarministerium angewiesen, den Anbau von Ölsaaten zu kontrollieren, teilte IER mit. Nach den massiven Auswinterungen soll die Fläche mit Sonnenblumensaat in der Ukraine heuer das Rekordniveau von 5,4 bis 5,6 Mio. ha erreichen, nach 4,7 Mio. ha 2011. In einigen Regionen im Südosten des Landes stehe Sonnenblumensaat auf mehr als der Hälfte der Fläche. Für die Regierung sei damit der gesunde Anteil der Ölsaat an den Fruchtfolgen überschritten.

Dennoch rechnet die Ukraine heuer nur mit einer Ölfruchternte von insgesamt rund 13 Mio. t, da ja neben der Ausweitung der Sonnenblumenfläche im Winter viel Rapsfläche verloren ging. Laut einer Prognose des nationalen Analysen- und Beratungsunternehmens UkrAgroConsult ist damit kein Produktionszuwachs gegenüber dem vergangenen Jahr zu erwarten, auch wenn sich eine Ausweitung der Anbaufläche um 7,3 % auf rund 8,2 Mio. ha abzeichnet. Zunehmen soll 2012 lediglich der Ertrag der wichtigsten Ölpflanze, Sonnenblume. In der vergangenen Saison hat sich schon deren Ernte um 28,0 % im Vergleich zu 2010 auf eine Rekordhöhe von fast 8,7 Mio. t vergrößert. (BMLFUW/AIZ)

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