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03.02.2023 | 11:21 | Getreidemarkt 

Getreidepreise geben nach - Weitere Entwicklung von Getreideabkommen abhängig

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren aufeinander folgenden Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen (Ausnahme 2018/19) waren die Welt-Getreideendbestände zum 30.06.2020 auf ein solides Niveau von 636 Mio. t angewachsen. Seither geht es wieder abwärts.

Getreidehandel
(c) proplanta
Die Bilanz 2020/21 fiel nach einer anfänglichen Überschussprognose deutlich ins Negative und zeigte sich zum 30.06.2021 mit einem Bestandsabbau von 22 Mio. t auf 613 Mio. t defizitär. Auch 2021/22 brachte laut Januarzahlen des USDA ein leichtes Minus von 3 Mio. t. In der neunten Schätzung für 2022/23 zeigt sich erneut ein Defizit von 22 Mio. t in der Bilanz. Die Erzeugung taxiert das USDA auf 2.228 Mio. t, gut 50 Mio. t weniger als im Vorjahr.

Der Verbrauch soll mit 2.237 Mio. t deutlich über der Produktion liegen. Die Endbestände unterschreiten mit rund 591 Mio. t erstmals seit 7 Jahren wieder die 600er Marke. Die Gründe für das schwächere Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr liegen in der kriegsbedingt rückläufigen Getreideproduktion in der Ukraine (-31 Mio. t) sowie schwächeren Ernten in der EU-27 (-32 Mio. t) und den USA (-39 Mio. t). Zuletzt wurden auch die Ernteerwartungen in Argentinien reduziert. Höhere Ernten in Brasilien, Kanada, und Russland können dabei das Minus nicht ausgleichen.

Der Getreideexport aus der Schwarzmeerregion war nach der Vereinbarung des Getreideabkommens am 22.07.22 ordentlich angelaufen. Die Tatsache, dass die Verlängerung des Abkommens eine Zeit lang ungewiss war, beflügelte die Getreidekurse im Oktober. Letztlich konnten sich die Parteien doch einigen und verlängerten das Abkommen im November für weitere 120 Tage, woraufhin sich im Markt eine gewisse Entspannung bemerkbar machte.

Günstige Exportchargen vom Schwarzen Meer ließen die Weizenkurse unter die 300 €-Marke fallen. Spannend bleibt, wie sich die Preise bis Ende Februar entwickeln werden, wenn der Kriegsbeginn sich jährt und für die Verlängerung des Getreideabkommens neue Verhandlungen anstehen.

Ende Januar schätzte die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2021/22 auf 292,6 Mio. t, der Binnenverbrauch auf 260,5 Mio. t. Das Ergebnis der vorjährigen Ernte war damit zufriedenstellend, die Endbestände konnten zum 30.06.22 auf 47,3 Mio. t zulegen. 2022/23 hingegen fiel erheblich schwächer aus als man erhofft hatte. War man im März noch davon ausgegangen, dass die EU 2022 eine Getreideernte von 297,7 Mio. t einfahren könnte, so hat die europaweite Sommertrockenheit einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Januarschätzung 2023 spricht nur noch von 266,4 Mio. t.

Weniger Weizen (-5,4 Mio. t), Mais (-21,9 Mio. t) und Gerste (-2 Mio. t) sind die Gründe. Entsprechend wird es weniger Exporte (46,7 Mio. t; -7,5) und deutlich höhere Importe (33,7 Mio. t, +19,7; v.a. Maisimporte) gegenüber der Märzschätzung geben. Die Endbestände sollen mit 44,7 Mio. t um -2,6 Mio. t unter Vorjahr liegen.

Die deutsche Getreideernte 2021 wurde vom Statistischen Bundesamt auf 42,36 Mio. t geschätzt. Es handelt sich dabei um die zweitschwächste Ernte der letzten 20 Jahre. Nur in den Trockenjahren 2003 und 2018 wurde ähnlich wenig gedroschen. Auch die Getreidefläche 2021 war mit nur 6,05 Mio. ha die kleinste der letzten 20 Jahre. Der Ertrag hingegen lag mit 70,0 dt/ha leicht über dem 5-Jahresmittel (69,1). 2021 war geprägt von nasskalter Witterung.

Ganz anders 2022. Deutschlandweite Sommertrockenheit dezimierte die Ernte in Menge und Qualität. Im September schätzte des Statistischen Bundesamtes die Ernte auf 39,863 Mio. t bei Getreide (ohne Mais) (Vj.: 37,897). Die Körnermaisernte soll mit 3,619 Mio. t knapp 20 % schwächer ausgefallen sein als 2021. Insofern lag die Ernte 2022 trotz deutlich größerer Anbaufläche von 6,125 Mio. ha mit 43,48 Mio. t nur unwesentlich über der von 2021.

Der Bio-Getreidemarkt zeigte sich zum Jahreswechsel ausgeglichen. Lediglich bei Bio-Dinkel zeigt sich nach wie vor ein Überangebot, weshalb erste Partien in den Futtersektor gehen.

In Baden-Württemberg wurde im Dezember Brotweizen mit 55,5 €/dt, Dinkel (Rohware) mit 37,0 €/dt, Hafer mit 40,2 €/dt und Roggen mit 46,2 €/dt frei Verarbeiter gehandelt. Futtergerste lag bei 44,8 €/dt, Futterweizen bei 46,5 €/dt, Triticale bei 44,0 €/dt und Mais bei 54,3 €/dt.

Ackerbohnen erzielten 64,96 €/dt, Sojabohnen (vorgetrocknet) 107,2 €/dt. Futtererbsen wurden im Bundesschnitt mit 65,6 €/dt gehandelt.
LEL Schwäbisch Gmünd
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