Terminmarkt Weizen
Bereits 2020/21 machte sich der Rohstoffhunger Chinas an den Getreidemärkten bemerkbar, die Getreideimport schnellten gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Mio. t auf 56,5 Mio. t nach oben. Mit der Folge, dass der MAI21-Kontrakt für Weizen in Paris Ende April 2021 bei 257,75 €/t notierte. Zwar folgte im Vorfeld der Ernte 2021 eine moderate Konsolidierungsphase, angesichts optimistischer Erwartungen pendelten sich die Kurse im Juli 2021 auf neue Ernte um 200 €/t ein.
Wegen der stufenweisen Rücknahme der Erwartungen weltweit durch das USDA oder den
IGC drehten die Kursentwicklungen jedoch wieder auf bullish. Im November 2021 schloss der MAI22 in Paris in einem Hoch bei 306,50 €/t. Über den Jahreswechsel befanden sich die Kurse erneut in einer Konsolidierungsphase und verloren gegenüber der Spitze 10 bis 15 %. Mitte Februar vor Beginn des Ukrainekonflikts, wurden Kurse für MAI22 um 265 €/t notiert.
Nach Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine schnellten die Kurse in Paris von einer außerordentlichen Angst um die weltweite Verfügbarkeit von Exportweizen getrieben nach oben. Der MAI22 lag in der Spitze bei 397,50 €/t. Die neue Ernte (DEZ22) notierte Mitte Mai in der Spitze bei 430 €/t und gab bis zur Ernte auf 310 bis 340 €/t nach. Aktuell notiert der DEZ22 knapp um 325 €/t-Marke. Kleinere Ernten in den USA, der EU-27 und in der Ukraine stabilisieren die Kurse.
Braugerste
Die Welt-Gerstenbilanz 2021/22 präsentierte sich laut USDA mit einer weltweiten Erzeugung von 145,5 Mio. t leicht defizitär. Die Bestände fielen um 2,7 Mio. t auf 18,1 Mio. t. Auch in der EU wurde mit 51,4 Mio. t nur ein unterdurchschnittliches Ergebnis (Ø 5 Jahre: 52,3) eingefahren. Gleiches galt für die deutsche Gerstenernte. Besonders eng war in der EU und in Deutschland die
Versorgung mit
Sommergerste bzw. Braugerste.
Der Anbau von Sommergerste war in einigen wichtigen Regionen deutlich eingeschränkt worden. So wurde laut
Coceral die Sommergerstenfläche in Frankreich von 795.000 ha um -30% auf knapp 540.000 ha reduziert. Auch in Deutschland (299.000 ha; Vorjahr 363.000), Dänemark (390.000 ha; Vorjahr: 550.000) und Großbritannien (775.000 ha; Vorjahr: 1,09 Mio.) stand weniger Sommergerste auf dem Halm.
In 2022/23 soll die Welt-Gerstenernte mit 149 Mio. t etwas besser, in Summe aber erneut schwach ausfallen. In der EU wird die
Gerstenernte laut Novemberschätzung der
EU-Kommission gerade mal bei 51,6 Mio. t gesehen. In Deutschland hingegen soll das Ergebnis nach ersten Daten des Statistischen Bundesamtes mit 11,3 Mio. t über dem Vorjahr (10,4) und dem 5-Jahresmittel (10,7 Mio. t) liegen.
Die Sommergerstenernte, und hier insbesondere die Braugerste, fiel entgegen erster Befürchtungen in der EU und in Deutschland besser aus als erwartet. In Frankreich wird ein Exportüberschuss an
Braugerste von 1,5 bis 1,7 Mio. t gesehen, in Dänemark sind es 0,9 Mio. t, in Tschechien 0,4 Mio. t und Großbritannien ebenfalls 0,4 Mio. t. Der Braugerstenernte in Europa wird eine Reichweite von rund 13 Monaten zugeschrieben, so dass die Ware reichen dürfte, obwohl man ohne Überhang ins Braugerstenjahr 2022/23 gegangen ist. Allerdings muss anschließend wieder eine zügige Ernte 2023 stehen.
Braugerste erzielte in der Saison 2021/22 zunächst exErnte Erzeugerpreise von 20 bis 22 €/dt. Unter dem Eindruck der besonders engen Versorgung in der vergangenen Saison in Europa stiegen die Erzeugerpreise im 3. und 4. Quartal rasch an. Zum Jahreswechsel 2021/22 konnten bereits Erzeugerpreise von 35 bis 36 €/dt erzielt werden. Der Abstand zur
Futtergerste war auf 12 €/dt angestiegen! Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine konnte Braugerste frei Erfasser binnen weniger Wochen 40 €/dt und mehr erzielen.
Erst mit Blick auf die neue Ernte 2022 gaben die Preise wieder nach, wobei die Knappheit an Ware den Preisrückgang eng begrenzte. Braugerste brachte im Tief in KW 31 im Süden noch Erzeugerpreise um 34,50 €/dt. In KW 47 werden im Süden Deutschlands aktuell Erzeugerpreise um 35,50 €/dt genannt. Vor dem Hintergrund der fundamentalen Daten wird Braugerste in 2022/23 zwar verfügbar sein, aber weiter knapp bleiben. Vor allem die Mengen mit guter Qualität sind übersichtlich.