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03.02.2023 | 11:21

Getreidepreise geben nach - Weitere Entwicklung von Getreideabkommen abhängig

Getreidehandel
(c) proplanta

Terminmarkt Weizen



2020/21 machte sich der Rohstoffhunger Chinas an den Getreidemärkten bemerkbar. Chinas Getreideimport verdoppelte sich fast auf 61,1 Mio. t, mit der Folge, dass der MAI21-Kontrakt für Weizen in Paris Ende April 2021 bei 257,75 €/t notierte. Zwar folgte vor der Ernte 2021 eine moderate Konsolidierungsphase, wegen optimistischer Erwartungen pendelten die Kurse im Juli für die neue Ernte um 200 €/t. Die stufenweise Rücknahme der Erwartungen weltweit durch das USDA oder den IGC drehten die Kursentwicklungen wieder auf bullish.

Im November 2021 notierte der MAI22 in Paris bei 306,50 €/t. Über den Jahreswechsel konsolidierten sich die Kurse erneut und lagen vor Beginn des Ukrainekonflikts bei 265 €/t. Nach dem Einmarsch der russischen Armee schnellten die Kurse, getrieben von einer außerordentlichen Angst um die weltweite Verfügbarkeit von Exportweizen, binnen Tagen an der Euronext auf rund 400 €/t nach oben.

Der MAI22 lief bei 397,50 €/t aus, der DEZ22 notierte Mitte Mai in der Spitze 430 €/t. Bis zur Ernte fielen die Kurse dann auf 310 bis 340 €/t zurück, bis zum Abschluss des Getreideabkommens zogen die Kurse wieder auf 360 bis 370 €/t an. Aktuell liegt der MRZ23 vor dem Hintergrund preiswerter Exporte vom Schwarzen Meer noch zwischen 280 und 290 €/t. Wie es weiter geht hängt von der Verlängerung des Getreideabkommens ab.

Braugerste



Die Welt-Gerstenbilanz 2021/22 präsentierte sich laut USDA mit einer Erzeugung von 145,5 Mio. t leicht defizitär. Die Bestände fielen um 2,6 Mio. t auf 18,2 Mio. t. Auch in der EU wurde 2021 mit 51,4 Mio. t nur eine knapp unterdurchschnittliche Ernte (Ø 5 Jahre: 52,3) erzielt. Gleiches galt für Deutschland.

Besonders eng war 2021/22 in der EU und in Deutschland die Versorgung mit Sommer- bzw. Braugerste. Deren Anbau war in einigen wichtigen Regionen deutlich eingeschränkt worden. So wurde laut Coceral die Sommergerstenfläche in Frankreich um 30% von 795.000 ha auf 540.000 ha eingeschränkt. Auch in Deutschland (299.000 ha; Vorjahr 363.000), Dänemark (390.000 ha; Vorjahr: 550.000) und Großbritannien (775.000 ha; Vorjahr: 1.090.000) stand weniger Sommergerste auf dem Halm.

2022/23 soll die globale Gerstenernte mit 149,5 Mio. t zwar etwas besser als im Vorjahr, in Summe aber erneut schwach ausfallen. Die EU-Gerstenernte soll laut Januarschätzung der EU-Kommission gerade einmal 51,6 Mio. t betragen. In Deutschland soll sie laut Statistischem Bundesamtes mit 11,26 Mio. t über dem Vorjahr (10,41) und dem 5-Jahresmittel von 10,7 Mio. t liegen. Die Sommerund insbesondere die Braugerstenernte fiel entgegen erster Befürchtungen sowohl europäisch als auch in Deutschland besser aus als erwartet. In Deutschland wurden auf einer Fläche von 371.000 ha (Vj.: 299.000) 1,97 Mio. t Gerste gedroschen.

Die Braugerstengemeinschaft schätzte das Braugerstenaufkommen daraus auf 1,27 Mio. t. Zusammen mit rund 130.000 t Winterbraugerste steht mit 1,4 Mio. t in 2022/23 rund 15 % mehr einheimische Braugerste in ordentlicher Qualität zur Verfügung, als im Vorjahr. In Frankreich wird ein Exportüberschuss an Braugerste bei +1,5 bis +1,7 Mio. t gesehen, in Dänemark sind es +0,9 Mio. t, in Tschechien +0,4 Mio. t und in Großbritannien ebenfalls +0,4 Mio. t.

Der Braugerstenernte in Europa wird eine Reichweite von rund 13 Monaten zugeschrieben. Obwohl man ohne Überhang ins Braugerstenjahr 2022/23 gegangen war, dürfte die Ware wohl reichen. Allerdings muss anschließend wieder eine zügige Ernte 2023 stehen.

Braugerste erzielte 2021 zunächst ex-Ernte Erzeugerpreise von 20 bis 22 €/dt. Unter dem Eindruck der besonders engen EU-Versorgung mit Braugerste in der Vorsaison zogen die Erzeugerpreise im 3. und 4. Quartal rasch an. Ende 2021 konnten bereits Erzeugerpreise von 35 bis 36 €/dt realisiert werden. Der Abstand zur Futtergerste war auf 12 €/dt angestiegen! Nach Beginn des Ukrainekrieges konnte Braugerste frei Erfasser 40 €/dt und mehr erzielen.

Erst mit Blick auf die Ernte 2022 gaben die Preise wieder nach, wobei die Knappheit an Ware den Preisrückgang eng begrenzte. Braugerste brachte im Tief Ende Juli im Süden noch Erzeugerpreise um 34,50 €/dt. Wegen der guten Ernte 2022 schafften die BraugerstenErzeugerpreise im Herbst 2022 nur eine moderate Befestigung. Bereits im August war mit 37,50 €/dt die Spitze erreicht. Seither geht es bergab, aktuell werden im Süden noch Erzeugerpreise um 29,50 €/dt genannt.
LEL Schwäbisch Gmünd
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