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03.12.2021 | 07:07 | Getreidemarkt 

Weizen-Allzeithoch überschritten

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren aufeinander folgenden Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen (Ausnahme 2018/19) waren die Welt-Getreideendbestände zum 30.06.2020 auf ein solides Niveau von 632,5 Mio. t angewachsen.

Getreidehandel
(c) proplanta
Aufgrund mehrfacher Abwärtskorrekturen im Laufe der Vorjahressaison durch das USDA drehte die Welt-Getreidebilanz 2020/21 von einer anfänglichen Überschussprognose ins Negative und zeigte sich zum 30.06.2021 mit einem Bestandsabbau von 22 Mio. t auf rund 609 Mio. t deutlich defizitär.

Eine ähnliche Entwicklung deutet sich für 2021/22 an. Nach den Novemberzahlen des USDA soll die Erzeugung bei 2.274 Mio. t liegen, so viel wie nie zuvor. Der Verbrauch wird mit 2.256 Mio. t immer noch leicht darunter gesehen.

Die Endbestände, die im Mai noch als steigend eingeschätzt worden waren, werden nach der aktuellen Schätzung mit 605,5 Mio. t als eher leicht rückläufig gesehen. Grund dafür war v.a. eine Abwärtskorrektur der Produktionszahlen im von Trockenheit geplagten Kanada sowie in Russland. Der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Verbrauch, läge damit für 2021/22 bei 26,8 %.

Im Novemberbericht 2021 taxierte die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2021/22 auf 289,6 Mio. t, der Binnenverbrauch soll bei 261,8 Mio. t liegen. Nach einer schwächeren Ernte im Vorjahr, die mit 281,3 Mio. t unterdurchschnittlich ausfiel, wirft die Kommission noch immer einen optimistischen Blick auf die diesjährige Ernte. Auch wenn diese in den letzten Monaten leichten Abwärtskorrekturen unterlag.

Der Selbstversorgungsgrad soll mit 110,6 % in Relation zum Durchschnitt der letzten 10 Jahre (107,7) weiter überdurchschnittlich ausfallen. Im Vergleich zum Vorjahr, aber auch zu den bisherigen Schätzungen des aktuellen Jahres, nach oben korrigierten Exporten (46,4 Mio. t; Vorjahr 42,9) und etwas eingeschränkten Importen (19,3 Mio. t; Vorjahr 21,0) sollen die Endbestände zum 30.06.2022 auf 42,4 Mio. t (Vorjahr: 41,8) marginal anwachsen.

Die deutsche Getreideernte 2021 soll nach den Novemberzahlen des DRV vom 16.11. eine Erntemenge von 42,28 Mio. t (Getreide einschl. Körnermais) erbringen. Das wären 1,0 Mio. t weniger als im Vorjahr. Gegenüber den Schätzungen der Vormonate wurde damit eine leichte Aufwärtskorrektur vorgenommen, da die Körnermaisernte etwas besser ausgefallen sein soll.

Die Anbaufläche soll mit 6,046 Mio. ha (Vj. 6,059) nahezu auf Vorjahresniveau gelegen haben. Auf Seiten des Ertrages wird von -2,1 % auf 69,9 dt/ha (Vj. 71,4) ausgegangen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren waren die Kulturen meist gut bis sehr gut mit Wasser versorgt.

Die Ernte startete rund 10 bis 14 Tage später als in den Vorjahren. Historisch gesehen kann man den Erntebeginn in diesem Jahr allerdings eher als „normal" bezeichnen, da dieser in den Vorjahren außergewöhnlich früh lag.

Die Druschergebnisse nahezu aller Getreidearten (Ausnahme: Wintergerste und Mais) offenbarten allerdings in vielen Fällen Überraschungen. Hatte man aufgrund der guten Wasserversorgung mit guten bis sehr guten Erträgen gerechnet, konnten oftmals nur enttäuschend durchschnittliche Erträge gedroschen werden.

Negative Auswirkungen der Spätfröste im April und Beeinträchtigungen durch zu nasse Bedingungen werden als Gründe genannt. Den Druschergebnissen von Körnermais blickt man hingegen optimistisch entgegen. Hier werden Erträge um 100,5 dt/ha (Vj. 95,9) erwartet.

Bio-Getreide ist aufgrund der kleineren Ernte 2021 und der stellenweise schwankenden Qualitäten stark gefragt. Dies gilt sowohl für Speise- als auch Futterware. Die Bio-Getreidepreise steigen entsprechend. Im Oktober notierte Brotweizen bei 40,46 €/dt, Brotroggen bei 36,55 €/dt und Speisehafer bei 35,61 €/dt.

Die Preise für Futtergetreide, Mais und Körnerleguminosen lagen im Oktober bei: 34,82 €/dt für Futtergerste, 35,85 €/dt für Futterweizen, 37,54 €/dt für Körnermais, 47,76 €/dt für Ackerbohnen und 47,50 €/dt für Futtererbsen. Verbandsware erzielt gegenüber EU-Öko Ware Aufpreise.

Futtergerste



Nach der Ernte 2020 lagen die Erzeugerpreise für Futtergerste bei eher schwachen Werten um 13,50 €/dt. Im Verlauf des Jahres machte sich die Knappheit im Getreidemarkt bei Futtergerste besonders deutlich bemerkbar. Die Erzeugerpreise kletterten bis zum Frühjahr 2021 auf rund 20 €/dt im Süden. Futtergerste war knapp und kaum noch zu bekommen. Mit Blick auf die neue Ernte beruhigte sich der Markt etwas, zu Erntebeginn 2021 wurden für Futtergerste Erzeugerpreise um 16 €/dt aufgerufen.

Während die Wintergerstenernte in Deutschland mit 8,9 Mio. t leicht besser ausfiel als im Vorjahr (8,77), fehlen auf EU-Ebene mit 51,8 Mio. t gegenüber 2020 2,2 Mio. t Gerste. Auch weltweit fällt die Gerstenernte mit 146,2 Mio. t um 14,3 Mio. t schwächer aus als im Vorjahr.

Unter dem Eindruck einer insgesamt eher knappen Getreideversorgung weltweit und gegenüber dem Vorjahr außerordentlich hoher Weizen- und Maisnotierungen zogen die Erzeugerpreise für Winter-Futtergerste in Deutschland nach der Ernte kräftig an. Zwischenzeitlich werden Erzeugerpreise um 22,50 €/dt genannt.
LEL Schwäbisch Gmünd
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