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21.08.2016 | 13:00 | Grundstückspreise 

Acker- und Grünland in Bayern weiter am teuersten

Wiesbaden - Der seit zehn Jahren in Deutschland zu beobachtende Anstieg der landwirtschaftlichen Grundstückspreise hat sich 2015 fortgesetzt, wenn auch in etwas abgeschwächter Form.

Grundstückspreise Entwicklung
(c) proplanta
Wie aus dem in der vergangenen Woche vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Bericht zu den Kaufwerten für Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung (FdlN) hervorgeht, wechselte 2015 ein Hektar Acker- und Grünland im bundesweiten Durchschnitt für 19.578 Euro den Besitzer; das bedeutete gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 8,2 %. Im Jahr 2014 waren die Kaufpreise im Schnitt noch um 10,5 % gestiegen, im Jahr zuvor um 13,6 %.

Innerhalb einer Dekade hat sich damit der landwirtschaftliche Boden um 125 % verteuert. Der prozentuale Anstieg fiel 2015 gegenüber dem Vorjahr im Osten mit einem Plus von 15,8 % erneut deutlich höher aus als im Westen mit einem Zuwachs von 5,2 %.

Mit gut 22 % verzeichnete Brandenburg im vergangenen Jahr den relativ größten Preissprung, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 17,7 % und Mecklenburg-Vorpommern mit 14,6 %. In den alten Ländern gab es vor allem in Bayern mit 14,3 % eine überdurchschnittliche Verteuerung. Steigende Bodenpreise waren dort zudem in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zu beobachten.

In den anderen Westländern stagnierten laut Destatis die Kaufwerte oder gingen sogar wie in Nordrhein-Westfalen um 3,3 % oder in Hessen um 2,3 % zurück. Das Preisniveau zwischen West und Ost hat sich weiter angenähert; nach wie vor lagen die Kaufpreise 2015 in den alten Ländern mit 29.911 Euro/ha im Mittel aber noch deutlich über denen in den Ostländern mit durchschnittlich 14 197 Euro/ha.

Die Wiesbadener Statistiker selbst veröffentlichen keine prozentualen Änderungen und begründen dies damit, dass sich die statistischen Massen, aus denen die mittleren Kaufwerte ermittelt würden, jeweils aus anders gearteten Einzelfällen zusammensetzen könnten. Auf Regierungsbezirksebene macht sich das in teilweise stark schwankenden Preisen bemerkbar.

Mehr Flächen verkauft

Bundesweit nahm 2015 laut Destatis der Gesamtumfang an verkaufter FdIN zu. Insgesamt wechselten 114.369 ha den Besitzer; das waren 5.429 ha beziehungsweise 5,0 % mehr als im Vorjahr, in dem die Bodenmobilität ebenfalls zugenommen hatte. Maßgeblich für die höheren Verkaufszahlen war die Entwicklung in Ostdeutschland, wo die veräußerte Fläche gegenüber 2014 um 8,4 % auf 75.207 ha wuchs.

In den alten Bundesländern nahm sie dagegen leicht ab, nämlich um 0,4 %auf 39.161 ha. Nicht erfasst sind hierbei Eigentümerwechsel im Garten- und Weinbau, weil diese im Unterschied zur landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) nicht zur FdIN zählen. Auf Ebene der Bundesländer wechselte im vergangenen Jahr in Brandenburg der meiste landwirtschaftliche Boden den Besitzer. Insgesamt wurde dort mit 32.491 ha FdlN 30,8 % mehr Areal verkauft als 2014. Mecklenburg-Vorpommern lag in dieser Kategorie mit 15.587 ha auf dem zweiten Platz, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 13.110 ha und Niedersachsen mit 12.747 ha.

Große regionale Preisspanne

Bezogen auf die einzelnen Bundesländer reichten die von Destatis ermittelten Durchschnittspreise für Agrarböden im Jahr 2015 von 9.972 Euro/ha im Saarland bis 47.358 Euro/ha in Bayern. Innerhalb des Freistaats bewegten sich die im Mittel erfassten Preise für Agrarland im vergangenen Jahr zwischen 21.549 Euro/ ha im Regierungsbezirk Oberfranken und dem absoluten Spitzenwert von 84.857 Euro/ha im Regierungsbezirk Oberbayern.

Die oberbayerischen Landwirte mussten beim Erwerb von Agrarflächen demnach im Mittel 18.719 Euro/ha oder 28 % mehr zahlen als 2014; allerdings dürften für diesen starken Anstieg auch statistische Effekte eine Rolle gespielt haben. Das galt offenbar auch für Niederbayern, wo sich der Boden im Vorjahresvergleich um fast 27 % auf 78.878 Euro/ha im Mittel verteuerte. Weniger Geld mussten die Käufer dagegen in der Oberpfalz anlegen; dort sank der durchschnittliche Preis für Acker- und Grünland um 5,7 % auf 31.579 Euro/ha. Veräußert wurden 2015 in Bayern insgesamt 6.998 ha; das war fast ein Zehntel weniger als ein Jahr zuvor.

Beste Böden in Sachsen-Anhalt

Die nach der Ertragsmesszahl (EMZ) besten Böden wurden 2015 den Wiesbadener Statistikern zufolge erneut in Sachsen-Anhalt veräußert; deren Wert belief sich dort auf durchschnittlich 61,0 Punkte. Trotzdem lag dort der durchschnittliche Kaufpreis mit 15.283 Euro/ha im Bundesvergleich bestenfalls im Mittelfeld. Mit eher schwachen 38,8 Bodenpunkten im Schnitt wechselte in Mecklenburg-Vorpommern das Land den Besitzer; der dabei erzielte Verkaufswert lag mit 20.107 Euro aber dennoch etwas über dem Bundesmittel.

Eine im Vorjahresvergleich nahezu unveränderte Bodenqualität von 49,1 Punkten auf der EMZ-Skala wurde in Baden-Württemberg den Käufern offeriert, die dabei im Schnitt eine Preissteigerung von 7,3 % auf 24.698 Euro/ha akzeptierten. Mit Ausnahme des Regierungsbezirks Freiburg mussten die Erwerber überall sonst tiefer in die Tasche greifen.

Am stärksten verteuerte sich dabei die FdlN im Raum Tübingen mit einem Plus von 7,6 % auf 27.519 Euro/ha. Die höchsten Erlöse ließen sich jedoch in Baden-Württemberg beim Verkauf von landwirtschaftlichem Boden im Regierungsbezirk Stuttgart mit 27.706 Euro/ha erzielen. Im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen war das fast noch „ein Schnäppchen“, denn im bevölkerungsreichsten Bundesland lag der Durchschnittspreis bei 38.720 Euro/ha.

Am teuersten wurden dabei die Agrarflächen in der Region Düsseldorf mit 52.402 Euro/ha gehandelt. Danach folgte der Regierungsbezirk Münstermit 51.336 Euro/ha; allerdings gaben dort die Preise nach dem kräftigen Anstieg 2014 nun wieder nach, und zwar um 8,2 %. Am preiswertesten kamen in Nordrhein-Westfalen aufstockungswillige Betriebe im Bezirk Detmold an Land, das dort im Mittel 30.679 Euro/ha kostete.

Thüringen gibt „rote Laterne“ an das Saarland

In Niedersachsen nahm laut Destatis im vergangenen Jahr der Verkauf landwirtschaftlicher Produktionsfläche gegenüber 2014 um 7,5 % auf 12.747 ha zu. Die dabei gezahlten Preisen lagen im Schnitt bei 30.713 Euro/ha und damit um 6,4 % über dem Vorjahresniveau, nachdem sie 2014 um 14,6 % gestiegen waren. Damit landete Niedersachsen im Preisranking für Agrarböden nach Bayern und Nordrhein-Westfalen erneut auf dem dritten Platz. Danach folgte wie im Vorjahr Schleswig-Holstein, wobei der Verkaufswert in dem nördlichen Bundesland mit 26.494 Euro/ha FdlN gegenüber 2014 weitgehend stabil blieb.

Stark zugenommen hat dort dagegen das verkaufte Areal, nämlich um 28,7 % auf 3.998 ha. Am günstigsten war Agrarland im vergangenen Jahr in Thüringen und im Saarland zu erstehen. Dabei erfuhr der Boden in Thüringen bei Eigentümerwechsel gegenüber dem Vorjahr eine Wertsteigerung von 10,8 % auf 10.450 Euro/ ha im Schnitt. Das reichte aus, um die „rote Laterne“ im Ranking an das Saarland abzugeben. Dort erlösten die Verkäufer im Mittel für den Hektar FdlN 9.972 Euro; das waren 0,9 % weniger als 2014.
Grunstückspreise Ackerland 2015Bild vergrößern
Verkäufe landwirtschaftlicher Grundstücke in Deutschland 2014-2015.
AgE
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