Der stellvertretende Sprecher der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA), Jan-Bernd Stärk, schätzte am Mittwoch (11.1.) bei einem Online-Pressegespräch den Exporterlös der Warengruppe im vergangenen Jahr auf einen Rekord von 89,5 Mrd Euro; das wären 14,3 % mehr als 2021.
Auslöser seien deutlich gestiegene Verkaufspreise der Produkte im Ausland im Zuge der „überdurchschnittlich hohen Inflationsrate“ bei den Branchenerzeugnissen gewesen. Trotz des erzielten Rekordwerts bezeichnete Stärk die Lage vieler der GEFA angeschlossener Exporteure als „unbefriedigend“.
Die Exportmenge an Agrar- und Ernährungsprodukten sei nämlich 2022 im Vorjahresvergleich um 6,3 % auf 60,6 Mio t geschrumpft. Außerdem sei die Handelsbilanz der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres weiter gesunken, und zwar auf ein Defizit von 16,2 Mrd Euro.
Der Einfluss von Wechselkurseffekten auf die Entwicklung des deutschen Exportwerts soll laut Stärk noch konkretisiert werden. Die Deutsche Bundesbank weist für 2022 gegenüber dem Vorjahr eine Verbilligung des Euro um 11 % auf 1,053 US-Dollar aus.
Hohe Kosten für Energie und Logistik
Laut dem GEFA-Sprecher hatte die Branche 2022 zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen, unter anderem die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Dadurch seien die Energiekosten drastisch gestiegen. Außerdem seien die Lieferketten zeitweise unterbrochen oder gestört worden, auch als Folge des harten Corona-Lockdowns in China. Wegen der knapperen Transport- und Containerkapazitäten hätten sich die Transportkosten zeitweise vervielfacht.
Zudem habe die Branche mit erheblichen Einschränkungen des Marktzugangs aufgrund von Tierseuchen wie der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) und der
Geflügelgrippe zu kämpfen gehabt. Darüber hinaus fehle im Ausland die Bereitschaft zur Neulistung vergleichsweise hochwertiger und teurer Importprodukte aus Deutschland.
Derweil hätten sich Vorprodukte durch die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar verteuert. Stärk bekräftigte die Kritik der GEFA an der Exportförderpolitik des Bundeslandwirtschaftsministeriums. So sei der betreffende Etat für 2022 um ein Drittel auf 2 Mio Euro gekürzt worden. Die aktuell sehr schwierige
Marktsituation erfordere allerdings politische Unterstützung für die zügige Erschließung und Diversifizierung neuer Exportmärkte.
Exportwert von Landtechnik legt deutlich zu
Stärk befürchtete eine Ausweitung der defizitären Handelsbilanz durch rückläufige Exporte und steigende Importe. Zudem komme immer mehr Importware mit geringeren Standards auf den Markt. Außerdem warnte der Lobbyist vor einer weiteren Schwächung des landwirtschaftlichen Gunststandorts Deutschland durch politisch gewollte Produktionseinschränkungen. Damit werde Deutschland weniger zur
Welternährung beitragen können.
Nach einzelnen Branchen aufgeschlüsselt liegen die Auslandsumsätze des Agrar- und Ernährungssektors im vergangenen Jahr bisher nur bis einschließlich Oktober 2022 vor. Wie Stärk mit Verweis auf Berechnungen der
Agrarmarkt Informations-GmbH (
AMI) ausführte, erzielten deutsche Unternehmen mit dem Export von Molkereiprodukten in diesem Zeitraum einen Umsatz von 11,5 Mrd Euro, was im Vergleich mit den ersten zehn Monaten von 2021 einem Plus von 2,5 Mrd Euro entspricht.
Deutlich zulegen konnten ebenfalls die Süßwaren, und zwar um 1 Mrd Euro auf 8,5 Mrd Euro. Für Fleisch und
Fleischwaren wurde ein Zuwachs in ungefähr derselben Höhe auf insgesamt 7,9 Mrd Euro verzeichnet. Auf den Plätzen vier und fünf rangierten
Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs mit 6,6 Mrd Euro und Backwaren mit 6,3 Mrd Euro.
Unterdessen taxiere der Fachverband Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau (
VDMA) die Ausfuhren seiner Branche für das gesamte Jahr 2022 wertmäßig auf 9 Mrd Euro; dies wären 900 Mio Euro mehr als im Vorjahr.