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19.03.2014 | 13:42 | Agrarmärkte 

Agrarbranche befürchtet Turbulenzen durch Krimkrise

Berlin - Mit Sorge blickt die Agrarwirtschaft in Deutschland auf die politische Entwicklung in der Ukraine.

Weizenmarkt
(c) proplanta
„Die unübersichtliche Lage in der Region kann zu erheblichen Turbulenzen auf den Märkten für Getreide und Ölsaaten führen“, befürchtet Konrad Weiterer, Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA). Für die EU ist die Ukraine der wichtigste Weizen-, Mais- und Rapslieferant. Zwei Drittel der Mais- und Weizenimporte und gut die Hälfte der Rapseinfuhren in die EU stammen aus der Ukraine.

Probleme bei der Frühjahrsaussaat und mögliche Ausfuhrreduzierungen hätten sowohl kurz- als auch mittelfristig erheblichen Einfluss auf die Märkte in der EU. Händler befürchten, dass es in Folge der Krise zu Liefer- oder Verladungsstörungen kommen könnte und geschlossene Kontrakte nicht vereinbarungsgemäß beliefert werden, berichtet der BVA-Präsident.

Getreideausfuhren auf Rekordniveau



Deutschland hat zu Beginn des Jahres 2014 soviel Weizen exportiert wie nie zuvor. Im Februar wurden Exportlizenzen für 800.000 Tonnen Weizen vergeben. In der EU ist Deutschland derzeit der wichtigste Weizenexporteur - vor der traditionellen Nummer Eins Frankreich.

Insgesamt hat die EU von Anfang Juli bis Mitte März rund 21 Mio. Tonnen Weizen ausgeführt, das ist deutlich mehr als in den gesamten vergangenen Wirtschaftsjahren. Auch die Gerstenexporte erreichen 2013/2014 neue Höchststände. Mit fünf Mio. Tonnen wurde von den EU-Ländern bis Mitte März bereits soviel Gerste exportiert wie im gesamten bisherigen Rekordjahr 2012/2013.

„Die aktuelle Entwicklung zeigt die große Bedeutung der Europäischen Union für die Welternährung“, kommentiert Konrad Weiterer die Exportstatistik. Vor allem Länder in Nordafrika sowie im Nahen und Mittleren Osten seien auf die Lieferungen aus der Europa angewiesen. Zwar sei europäischer Weizen auf dem Weltmarkt relativ teuer, trotzdem könne sich die EU gegenüber anderen wichtigen Exporteuren wie den USA, Kanada, Australien, Russland und der Ukraine behaupten. Gründe dafür seien Faktoren wie Liefer- und Vertragstreue sowie gute Getreidequalitäten.

Mais verdrängt Weizen im Mischfutter



Hohe Weizen- und Gerstenpreise und ein lebhafter Export veranlassten die Futtermittelhersteller Weizen und Gerste im Mischfutter durch Mais zu ersetzen. Besonders gefragt war dabei Körnermais aus Deutschland für den Prämien von bis zu 40 Euro je Tonne gezahlt wurden. Um den Bedarf an Futtermais zu decken, importierte Deutschland deutlich mehr Ware aus anderen EU-Ländern sowie aus der Ukraine und Russland. Maisimporte aus Nord- und Südamerika sind wegen der fehlenden EU-Zulassung einiger dort angebauter gentechnisch veränderter Maissorten praktisch nicht möglich.

Weniger Vorkontrakte für die Ernte 2014



Von der hohen Getreidenachfrage im Ausland profitierten auch die Landwirte. Nachdem die Getreidepreise nach der Ernte im Sommer 2013 um rund 40 Euro gefallen waren, konnten sie sich seitdem wieder erholen. Die Kursentwicklung an der Warenterminbörse Matif zeige, dass die Marktteilnehmer zur Ernte 2014 mit keinem so starken Preisrutsch rechnen wie im Vorjahr. „Bei Notierungen von knapp 200 Euro/t für den November 2014 sollten Landwirte die Chance nutzen, 20 bis 25 Prozent ihrer Ernte absichern“, empfiehlt der BVA-Präsident.

Das Volumen der Vorkontrakte zwischen Landwirtschaft und Erfassungshandel sei bisher deutlich kleiner als in den Vorjahren. Die Getreidebestände haben den milden Winter ohne Schaden überstanden, so dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Deutschland mit einer guten Ernte gerechnet werden kann. Erste Ernteschätzungen für Deutschland und die EU bestätigen diese Momentaufnahme. Wichtigster Ertragsfaktor sei nun die Wasserversorgung, die Sorgen bereitet. Nach unterdurchschnittlichen Niederschlägen im Winter warten die Landwirte jetzt auf Regen.

Stabiler Getreidemarkt erwartet



Für die kommenden Monate sieht Konrad Weiterer eher Argumente für einen stabilen Getreidemarkt: „Die Endbestände in den Exportländern sind niedrig. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland kann sich negativ auf die Erträge in der Schwarzmeerregion auswirken. Witterungsbedingte Ausfälle in einer wichtigen Anbauregion können zu Preissprüngen führen.“ So litten die Weizenbestände im US-Bundesstaat Oklahoma zunehmend unter Trockenheit. Der Bundesstaat ist in den USA der zweitwichtigste Lieferant von Hard-Red Winterweizen. Auf der Südhalbkugel könne El Niño zu erheblichen Ertragseinbußen führen.

Warenterminbörsen sorgen für Transparenz



Dass die Landwirte die Warenterminbörsen genau beobachten, zeige die jüngste Entwicklung auf dem Rapsmarkt. Nachdem der Matif-Kurs die 400-Euro-Marke übersprungen hatte, nutzten viele Landwirte die Gelegenheit, um einen Teil der Ernte 2014 zu verkaufen. „Warenterminbörsen sind ein leistungsfähiges Instrument zur Schaffung transparenter Märkte“ betont Konrad Weiterer. Nicht nur der Handel und die verarbeitende Industrie, sondern vor allem die landwirtschaftlichen Erzeuger würden von dieser Transparenz profitieren. (bva)
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