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09.12.2017 | 07:02 | Wirtschaftsjahr 2016/17 
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Agrarkrise überwunden? Unsicherheitsfaktoren bleiben

Berlin - Risiko gehört für die Bauern zum Geschäft. Viel hängt allein schon am Wetter, das 2017 mal wieder extreme Kapriolen schlug.

Schweinefleischpreise
Trotz Frühlingsfrösten und einer verregneten Ernte in Teilen der Republik sind viele Landwirte erleichtert: Die Phase bedrohlicher Gewinneinbrüche ist wohl erstmal überstanden. Aber Vorsicht bleibt. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Trotzdem haben sich die meisten Höfe nach zwei Minusjahren gefangen und wieder höhere Gewinne eingefahren, wie Bauernpräsident Joachim Rukwied am Dienstag in Berlin bilanziert.

«Von Entwarnung können wir noch nicht reden», sagt er aber gleich dazu. Denn es hat sich einiges an zusätzlicher Unsicherheit zusammengebraut, das Landwirten Sorgen macht - von ungewissen neuen Regeln der Politik bis zur schon recht nahen Schweinepest. Auch bei Nahrungspreisen ist der Trend fragil.

Die für viele Betriebe bedrohliche Krise der vergangenen zwei Jahre scheine allmählich überwunden zu sein, formuliert Rukwied vorsichtig. «Die Verhältnisse sind so, dass wir von einer Normalisierung der Lage reden können.» Tatsächlich sind die Gewinne der Landwirte im Ende Juni zu Ende gegangenen Wirtschaftsjahr 2016/17 um gut ein Drittel gestiegen. Viele Bauern nutzen das dafür, wieder mehr flüssige Mittel aufzubauen und legten erstmal eine Pause bei Investitionen ein.

Einheitlich ist die Entwicklung aber nicht. Die kräftigste Erholung verbuchten Schweinehalter und Milchbauern, bei denen endlich wieder höhere Preise ankamen. Bei Schlachtschweinen liegen sie nun zum Beispiel aber schon wieder unter 1,50 Euro pro Kilo, nachdem es laut Verband zeitweise bis zu 1,80 Euro waren. Die zu akuten Krisenzeiten teils weit unter die wirtschaftlich nötige Schwelle von 35 Cent je Liter abgestürzten Milchpreise sind bei gut 39 Cent angekommen. Im ersten Quartal 2018 sei aber maximal eine «Seitwärtsbewegung» drin.

Preissprünge bei Milch und Butter bekommen auch die Verbraucher zu spüren. Dass deshalb schon von teureren Weihnachtsstollen die Rede ist, will Rukwied den Herstellern aber nicht durchgehen lassen. «Ich würde mich mal freuen, wenn man in Zeiten niedriger Butterpreise dann auch das Endprodukt reduziert.»

Überhaupt dürfte es weiter bei den auf lange Sicht «relativ stabilen» Lebensmittelpreisen bleiben. Im November verteuerte sich Nahrung laut Statistischem Bundesamt mit 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nicht mehr so stark - aber immer noch stärker als die Inflationsrate von 1,8 Prozent.

Besorgt blicken viele Bauern auch gen Osten, wo die für Menschen ungefährliche Afrikanische Schweinepest bis ins Nachbarland Polen eingeschleppt wurde. Sollte die Seuche in Deutschland ausbrechen, was mit höchster Vorsicht vermieden werden soll, hätte das «desaströse Auswirkungen» für Schweinehalter, warnt der Bauernpräsident. Zu befürchten wären massive Einschränkungen des wichtigen Exports.

Und dann ist da noch die Hängepartie bei der Regierungsbildung in Berlin. Dabei hätten die Jamaika-Sondierungen mit Beteiligung der Grünen sogar «durchaus Potenzial» gehabt, wie Rukwied sagt. Worauf es mit Union und SPD hinauslaufen könnte, ist erstmal ungewiss. Die Umweltschützer von Greenpeace fordern von der neuen Regierung schon «einen Ausstiegsplan für Pestizide» und den Umbau der Tierhaltung.

Der Alleingang von CSU-Agrarminister Christian Schmidt für eine weitere Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat in der EU sei «sachlich richtig» gewesen, sagt Rukwied. Dabei sei der umstrittene Stoff kein Mittel zum alljährlichen Großflächen-Einsatz, sondern «ein Werkzeug, das wir ab und an brauchen». So könne man Böden in manchen Jahren auch schonender mit Egge und Pflug für die Saat vorbereiten.
dpa
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agricola pro agricolas schrieb am 09.12.2017 13:31 Uhrzustimmen(25) widersprechen(21)
Die deutschen Bauernhöfe befinden sich lt. obiger kontemporärer Momentaufnahme unter doch recht subjektivem Blickwinkel unseres höchsten berufsständischen Repräsentanten in einer überfällig wohltuenden Konsolidierungsphase, die einen unverkennbaren Aufwärtstrend vorsichtig erkennen lässt...!? So zumindest erstarken innerhalb kürzester Zeitintervalle medial unüberhörbar diese Schalmeien in einer gefühlsbetonten vorweihnachtlichen Adventszeit, vielleicht auch und gerade um eben ein solches Stimmungsbild auf den Höfen zumindest einer breiten Öffentlichkeit suggerieren zu wollen.

Nun, Herr Rukwied, Ihnen glaubhaft, in ehrlicher Überzeugung, zu widersprechen ist nicht einfach, zumal man sich gefühlt von Ihrer Euphorie nur zu gerne anstecken ließe. - Es entspricht auch realiter den Gegebenheiten, dass die Landwirtschaft Geld zu scheffeln weiß -mehr als richtig ist das- nur die Vielzahl der Bauern eben NICHT!!!

Wie auch sonst ließe sich z.B. der ehrgeizige „BIG DEAL“ von BaySanto mit einem Invest von für Otto-Normalbürger astronomischen 66 Mrd. umsetzen, wenn unser namhafter Chemieriese BAYER selbige nicht locker machen könnte, um es neudeutsch verbal simpel herunterzubrechen.

Dieses Kapital wurde und wird brutalst aus der LW herausgepresst in großem Stile; sowohl jenseits des Teiches als auch im Besonderen innerhalb des europäischen Binnenmarktes.

Genau eben für dieses Agrarindustrieklientel springt unsere EINE BAUERNSTIMME fortwährend medial leidenschaftlich, in vollkommener Selbstaufgabe in die Bresche, in persona luxuriös für eine Steigbügelhalterrolle bestens abgefedert. Was spielt es dabei für eine Rolle, dass zusehends innerhalb einer reichen weltweiten Leuchtturm-Industrienation das mittlerweile noch 1,5%ige Restpöstchen an sozialpolitisch zunehmend orientierungslosen Mitbürgern schlussendlich dem Prekariat zuzuordnen sind; diese geteerten und gefederten tumben Bäuerlein, die man in erlauchten Kreisen hinter vorgehaltener Hand befreit von jedweder Ethik und Moral unverhohlen, gefühlt Ich-bezogen hünenhaft erstarkt, einzig schadenfroh zu belächeln weiß.

Bei „HART ABER FAIR“ wurde ein solcher Eindruck von DBV-Generalsekretär Krüsken in genau diese Richtung zusätzlich untermauert, wo er unsere Agrarchemiegiganten mit Zähnen und Klauen unaufgeregt, argumentativ allerdings eher äußerst erbärmlich blass, zu verteidigen wusste.

Jeder konventionelle Bauer, unsere Ökos sowieso, kann OHNE Glyphosat existieren und durchaus betriebswirtschaftlich überleben, selbst unter den mannigfaltigsten Herausforderungen einer landwirtschaftlichen Moderne - der Agrarchemiegigant BaySanto hingegen MUSS nach vollzogenem Hochzeitsdeal anschauliche Renditen erwirtschaften, will man mittel- bis langfristig die Shareholder mit schmackhaften Renditen dauerhaft bei Laune halten. Das funktioniert u.a. auch nur MIT GLYPHOSAT!!!

Wenn man erst dieser Tage das Statement in der SÜDDEUTSCHEN mit einem eher extrem peinlichen verbalen Eiertanz unserer wissenschaftlichen Eliten in der Thematik „Glyphosat“ sich als Praktiker zu Gemüte führen musste, wie geschmack- u. insbesondere verantwortungslos man sich selbst unverhohlen aus dieser Affaire stiehlt, indem man eine eindeutige Schuldzuweisung gesellschaftlicherseits allenfalls in Reihen des Bauernstandes verortet wissen will, so verursacht man sogar bei letzteren angesichts einer derartig niveaulosen Argumentationslosigkeit ein unsägliches Fremdschämgefühl!!!

Es schmiegt sich nun harmonisch in diese bildlichen Attitüden, dass in Zeiten vorweihnachtlich emotionsbetontem Brauchtum unsere DBV-Granden Sonnleitner, Dr. Born und in vorauseilendem Lob für eine noch zu erwartende Großartigkeit Bauernpräsident Rukwied mit einem französischen „Ritterschlag“ geadelt wurden.

Und bitte kein Neidgebaren unterstellen, es untersteht fürwahr der Sichtweise des jeweiligen Betrachters, ob man sich narzisstisch ruhmreich auf die Schultern klopfen darf angesichts der Tatsache, dass heute zwei Drittel unserer deutschen Flure nicht mehr von den Eigentümern bewirtschaftet werden, der Hauch des stillen und leisen Abtretens unzähliger Bauernhöfe aus unserer gesellschaftlichen Mitte auch noch unter höchster Ehrbezeigung mit Ordensverleihung für jene Protagonisten rechtfertigt, die hierfür maßgeblich die steinigen Bauern-Einbahnstraßen zu bereiten wussten.

Sehr geehrter Herr Rukwied, machen Sie glasklar in Zahlen deutlich, in welcher Höhe anteilig die alljährlichen Subventionen auf unseren Höfen die Jahresgewinne widerspiegeln, so denn ein solcher überhaupt in den Bauernbilanzen ausgewiesen werden kann. Als Messlatte sollte hierzu vielleicht nicht eine Offenlegung jener Vorzeige-Funktionärshöfe vergleichend herangezogen werden, denen man unverhohlen allseits äußerst bereitwillig „goldene Brücken“ in jeder Hinsicht zu bauen weiß.

Einen gefühlsbetonten 2. Advent, der vielleicht unter herzerwärmendem Kerzenschein den geistigen Tiefgang auf die wirklichen Sorgen und Nöte unserer Höfe erlaubt.

Viele Mitbürger haben dies am 24.09.2017 vielleicht unterschwellig bereits erkannt...!?
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