Trotzdem haben sich die meisten Höfe nach zwei Minusjahren gefangen und wieder höhere Gewinne eingefahren, wie
Bauernpräsident Joachim Rukwied am Dienstag in Berlin bilanziert.
«Von Entwarnung können wir noch nicht reden», sagt er aber gleich dazu. Denn es hat sich einiges an zusätzlicher Unsicherheit zusammengebraut, das Landwirten Sorgen macht - von ungewissen neuen Regeln der Politik bis zur schon recht nahen Schweinepest. Auch bei Nahrungspreisen ist der Trend fragil.
Die für viele
Betriebe bedrohliche Krise der vergangenen zwei Jahre scheine allmählich überwunden zu sein, formuliert
Rukwied vorsichtig. «Die Verhältnisse sind so, dass wir von einer Normalisierung der Lage reden können.» Tatsächlich sind die Gewinne der Landwirte im Ende Juni zu Ende gegangenen Wirtschaftsjahr 2016/17 um gut ein Drittel gestiegen. Viele
Bauern nutzen das dafür, wieder mehr flüssige Mittel aufzubauen und legten erstmal eine Pause bei Investitionen ein.
Einheitlich ist die Entwicklung aber nicht. Die kräftigste Erholung verbuchten
Schweinehalter und Milchbauern, bei denen endlich wieder höhere Preise ankamen. Bei Schlachtschweinen liegen sie nun zum Beispiel aber schon wieder unter 1,50 Euro pro Kilo, nachdem es laut Verband zeitweise bis zu 1,80 Euro waren. Die zu akuten Krisenzeiten teils weit unter die wirtschaftlich nötige Schwelle von 35 Cent je Liter abgestürzten Milchpreise sind bei gut 39 Cent angekommen. Im ersten Quartal 2018 sei aber maximal eine «Seitwärtsbewegung» drin.
Preissprünge bei Milch und Butter bekommen auch die Verbraucher zu spüren. Dass deshalb schon von teureren Weihnachtsstollen die Rede ist, will Rukwied den Herstellern aber nicht durchgehen lassen. «Ich würde mich mal freuen, wenn man in Zeiten niedriger Butterpreise dann auch das Endprodukt reduziert.»
Überhaupt dürfte es weiter bei den auf lange Sicht «relativ stabilen» Lebensmittelpreisen bleiben. Im November verteuerte sich Nahrung laut Statistischem Bundesamt mit 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nicht mehr so stark - aber immer noch stärker als die Inflationsrate von 1,8 Prozent.
Besorgt blicken viele Bauern auch gen Osten, wo die für Menschen ungefährliche Afrikanische
Schweinepest bis ins Nachbarland Polen eingeschleppt wurde. Sollte die
Seuche in Deutschland ausbrechen, was mit höchster Vorsicht vermieden werden soll, hätte das «desaströse Auswirkungen» für Schweinehalter, warnt der Bauernpräsident. Zu befürchten wären massive Einschränkungen des wichtigen Exports.
Und dann ist da noch die Hängepartie bei der Regierungsbildung in Berlin. Dabei hätten die Jamaika-Sondierungen mit Beteiligung der Grünen sogar «durchaus Potenzial» gehabt, wie Rukwied sagt. Worauf es mit Union und SPD hinauslaufen könnte, ist erstmal ungewiss. Die Umweltschützer von
Greenpeace fordern von der neuen Regierung schon «einen Ausstiegsplan für Pestizide» und den Umbau der Tierhaltung.
Der Alleingang von CSU-Agrarminister
Christian Schmidt für eine weitere Zulassung des Unkrautvernichters
Glyphosat in der EU sei «sachlich richtig» gewesen, sagt Rukwied. Dabei sei der umstrittene Stoff kein Mittel zum alljährlichen Großflächen-Einsatz, sondern «ein Werkzeug, das wir ab und an brauchen». So könne man Böden in manchen Jahren auch schonender mit Egge und Pflug für die Saat vorbereiten.