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28.11.2014 | 14:27 | Getreidemarkt 2014 

Agrarmarkt aktuell: Getreidebestände wachsen erneut

Schwäbisch Gmünd - In seiner Novemberschätzung taxierte das USDA die Weltgetreideernte 2014/15 (ohne Reis) mit 1.993 Mio. t nochmals um 4 Mio. t höher als vor 2 Monaten.

Getreidemarkt 2014
(c) proplanta
Zwar wurde der Verbrauch ebenfalls um 2 Mio. t auf 1.962 Mio. t nach oben korrigiert. Damit wachsen die Getreideendbestände (ohne Reis) nach einem Plus von über 50 Mio. t im Vorjahr auch in diesem Jahr um 26 Mio. t weiter auf 422 Mio. t.

Mit einem Endbestand von 21,5 % des Verbrauchs wird eine Versorgungssituation erreicht, wie sie weltweit zuletzt 2008 und 2009 verzeichnet wurde. Die Schätzung des IGC wurde ebenfalls deutlich nach oben korrigiert und liegt damit in der Tendenz ähnlich. Diese Entspannung im Getreidesektor machte sich in der Ernte auch massiv in der Preisentwicklung bemerkbar. Zwischenzeitlich konnten sich die Kurse aber wieder befestigen.

In ihrem Oktoberbericht schätzte die EU-Kommission die Getreideernte 2014 der EU-28 auf 320 Mio. t. Der Verbrauch liegt mit 280 Mio. t deutlich darunter. Für 2014/15 wird zwar wieder mit 37,3 Mio. t ein umfangreicher Getreideexport in Drittstaaten erwartet, dennoch würden bei dieser Bilanz die Endbestände in der EU-28 zum Juni 2015 auf 50 Mio. t anwachsen. Damit läge der Bestand von EU-Getreide mit 17,6 % des Verbrauchs nur wenig unter den Jahren 2008 und 2009.

Das BMEL schätzt die Ernte 2014 auf 51,8 Mio. t. Dies wäre damit die größte Getreideernte die Deutschland jemals eingefahren hat. Bislang wurde die 50 Mio. tMarkte nur zweimal, 2004 und 2008, überschritten. Deutlich mehr Weizen (27,5 Mio. t), mehr Gerste (11,6 Mio. t) und bundesweit auch mehr Mais (5,2 Mio. t), aber etwas weniger Roggen werden als wichtigste Veränderungen zum Vorjahr genannt.

Während die Erträge mit Ausnahme weniger früher Gebiete in der Regel sehr gut ausfielen, wird die Qualität der Ernte als sehr heterogen beschrieben. Unmittelbar zu Erntebeginn setzte regnerisches Wetter ein, das oft nur verspätet kleine Zeitfenster zum Drusch bot. Entsprechend waren Zwie- und Auswuchs die Folge.

Durch die Bildung hoher Ernteerträge lagen die Eiweißgehalte durchschnittlich 0,5 bis 1 % unter Vorjahr. Positiv zu vermelden ist, dass in der Ernte 2014 bei Weizen weder Fusariosen noch Mutterkorn große Probleme bereiten. Anders bei Mais, wo als Folge der nassen Herbstwitterung Mykotoxine erhebliche Sorgen machen.

Futtergerste



Der Erzeugerpreis für Futtergerste zeigte sich nach der Ernte stark rückläufig. Anfang Oktober konnte nur noch um 12,50 €/dt erzielt werden. Dem Trend des Getreidemarktes folgend konnte sich auch Futtergerste befestigen. Ende November werden Erzeugerpreise von 13,50 €/dt genannt. Vor allem gute Exportzahlen, gestützt durch einen schwächeren Euro, wirken befestigend auf die Preise.

Hinzu kommen weiter die Unsicherheiten am Schwarzen Meer. In Summe wird der gesamte Futtergetreidemarkt als ruhig beschrieben. Sowohl die Abgeber, als auch die Futtermittelindustrie halten sich momentan eher zurück, die einen in der Hoffnung auf weiter anziehende, die anderen auf fallende Preise.

In der Vermarktung 2014/15 sollte im Rahmen des Risikomanagements dennoch das Verkaufen nicht vergessen werden. Denn nach wie vor wird der Markt als gut versorgt eingeschätzt. Ob sich die Versorgung mit der noch ausstehenden Ernte auf der Südhalbkugel noch weiter verbessert oder möglicherweise leidet, kann derzeit noch nicht vorhergesehen werden, da die Bestände dort erst im Aufwuchs sind.

Brotweizen



Gute Weizenqualitäten machen sich im Erntejahr 2014 bezahlt. Aufgrund der hohen Erträge und des meist ungünstigen Erntewetters fehlen dem Weizen in vielen Regionen 0,5 bis 1 % Protein im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Fallzahlen variieren in diesem Jahr sehr stark, eine direkte Folge der Witterung in der Ernte.

Für Brotweizen wird in Süddeutschland aktuell ein Erzeugerpreis von 14,50 - 14,70 €/dt genannt, rund 1,50 €/dt über Futterweizen. Die Prämie für A-Weizen beträgt 1 - 1,50 €/dt, für E-Weizen wird eine Prämie von 4 €/dt genannt, wobei besondere Sorten oder Qualitäten sich davon noch abheben können. Eine ähnliche Situation war zuletzt im regnerischen Sommer 2009 zu beobachten, als gute Weizenqualitäten ebenfalls knapp waren.

Insbesondere in den letzten Wochen konnte eine leichte Befestigung der Preise beobachtet werden. Zugpferde waren hier festere Weizenpreise in den USA und ein leicht schwächelnder Euro, der dem europäischen Export wie im Vorjahr Rekordzahlen beschert.

Mit Blick auf die Vermarktung sollte nicht vergessen werden, dass sowohl in Deutschland (27,5 Mio. t) als auch in Europa (153 Mio. t) wie auch weltweit (720 Mio. t) die Weizenernte 2014/15 gut ausfällt, so dass die Endbestände auf breiter Front aufgefüllt werden könnten. Eine Vermarktung Zug um Zug, wenn sich akzeptable Preise bieten, sollte ins Kalkül gezogen werden.

Terminmarkt Weizen



Die Talfahrt der Weizenkurse in und nach der Ernte hatte Ende September den Boden erreicht. In den letzten 8 Wochen gewann der Januartermin 2015 für Weizen an der MATIF wieder 25 €/t und hat zuletzt wieder die Marke von 180 €/t überschritten. Ähnlich zeigen sich auch die Kurse der März- und Maitermine der neuen Ernte. Nachrichten, die vor möglichen Auswinterungen in den USA warnen, verhaltene Abgabebereitschaft der Erzeuger und ein in diesem Zeitraum um 4 % rückläufiger Eurokurs wirkten stabilisierend auf den Getreidesektor. Hinzu kommen die politischen Unsicherheiten am Schwarzen Meer sowie die Tatsache, dass die Getreideernte in Australien und Südamerika noch nicht konkret zu fassen ist. Dennoch schwingt im Markt die insgesamt solide Versorgung mit, so dass eine weitere Kursentwicklung sowohl noch etwas nach oben, aber auch wieder nach unten möglich ist.

Braugerste



Die Erzeugerpreise der Ernte 2014 präsentieren sich weiter schwach. 17,50 - 18 €/dt Erzeugerpreis wurden zuletzt im Markt genannt. Auf Großhandelsebene konnte Braugerste leicht zulegen und notiert in Mannheim aktuell bei 20,80 €/dt franko Mälzerei, gut 1 €/dt mehr als im September. Die Prämie zu Brotweizen ist leicht rückläufig und liegt nur noch bei gut 3 €/dt.

Nach Zahlen der Braugersten-Gemeinschaft von Mitte November ist davon auszugehen, dass von rund 2,06 Mio. t geernteter Sommergerste ein Anteil von 68 % bzw. 1,4 Mio. t als Qualitätsbraugerste zur Verfügung stehen. Dies ist ein Plus von 12 % gegenüber dem Vorjahr, als 1,25 Mio. t Braugerste in Deutschland zur Verfügung standen.

Qualitativ wird die Braugerste mit einem Proteingehalt von durchschnittlich 10,1 % und einem erneut hohen Vollgerstenanteil von 89,2 % als gut bewertet. Allerdings schwächt sich diese Einschätzung dadurch ab, dass der Drusch der Gerste oftmals von Regen unterbrochen war. Folgen der schwierigen Erntebedingungen waren, dass bei vielen Partien die optische Qualität litt, die Anzahl aufgesprungener Körner und verdeckter Auswuchs zunahm.

Teilweise wird berichtet, dass in diesem Jahr punktuell das Problem des „gushing“ zu beobachten ist. Darunter versteht man das spontane und starke Überschäumen beim Öffnen einer Bierflasche. Der Braugerstenmarkt wird derzeit als ruhig beschrieben, die Preise tendieren mit leichtem Trend nach oben. An der MATIF folgte der Januartermin 2015 dem allgemeinen Trend der Getreidenotierungen und befestigte sich auf inzwischen knapp über 210 €/t, nachdem er im September ein Tief von 183 €/t verzeichnete.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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