Der Verbrauch wurde ebenfalls höher gesehen, liegt aber mit 2.032 Mio. t unter der Produktion. Daraus ergibt sich für das aktuelle Getreidewirtschaftsjahr eine überschüssige Bilanz, die Endbestände wachsen erneut um 16 Mio. t an.
Die Relation Endbestand zu Erzeugung liegt bei 24,7 %, was einer schon lange nicht mehr gesehenen Reichweite der Endbestände von rund 90 Tagen entspricht. Das neue Getreidejahr steht am Ende des ersten Quartals, die Ernte auf der Nordhalbkugel ist zu großen Teilen gedroschen. Dennoch besitzen die fundamentalen Daten derzeit noch kein allzu hohes Maß an Zuverlässigkeit.
Nach der derzeitigen Einschätzung fällt aber die Getreidebilanz 2016/17 erneut deutlich positiv aus. Gerade dieser Umstand lässt im Moment nur wenig auf eine Erholung der Preise hoffen. Die Schätzung des
IGC in London zeigt ähnliche Tendenzen.
Im Augustbericht schätzt die
EU-Kommission die EU-Getreideernte 2016 auf 294,7 Mio. t, und damit deutlich niedriger als im Juli als man noch von 312 Mio. t ausgegangen ist. Der Verbrauch liegt mit 283,1 Mio. t nur knapp darunter. Die Drittlandexporte werden für 2016/17 auf 37,6 Mio. t veranschlagt und liegen damit mehr als 13 Mio.t unter dem Vorjahr. Die Endbestände zum Juni 2017 werden auf 34,1 Mio. t taxiert und liegen damit trotz des geringeren Exports deutlich unter Vorjahresniveau (43,1).
In seiner sechsten Schätzung taxiert der
DRV die Ernte 2016 auf 44,87 Mio. t. Eine leichte Reduktion der Anbaufläche (-1,1 %), v.a. aber auch geringere Erträge (-7,1 %) führen zu diesem Ergebnis. Ähnliche Zahlen nennt auch das BMEL.
Die amtliche
Ernteschätzung beläuft sich auf 45,5 Mio. t. Trotz der schwachen
Getreideernte in Europa und Deutschland war im Markt kaum Preisstützung zu verspüren. Grund dafür sind die gute Weltgetreideernte und die Spitzenernten der Schwarzmeeranrainer, die in diesem Jahr hohe Exportmengen angekündigt haben.
Futtergerste
Die Nennungen der
Erzeugerpreise für Futtergerste liegen mit 11,50 €/dt weit unter dem Vorjahr. In der EU-28 wird derzeit eine Gerstenernte von 59 Mio. t prognostiziert, 1,7 Mio. t weniger als im Vorjahr. In Deutschland wurde die Gerstenernte deutlich nach unten korrigiert und soll mit 10,58 Mio. t gut 1 Mio. t unter dem Vorjahresergebnis (11,63 Mio. t) liegen.
Aus der Praxis wird berichtet, dass die Druschergebnisse an vielen Standorten eher unterdurchschnittlich, gelegentlich gut durchschnittlich waren. Vor allem im Osten Deutschlands waren trockenheitsbedingt offenbar nur schwache Erträge zu verzeichnen. Der Markt für Futtergetreide wird insgesamt als verhalten beschrieben. Insbesondere die Erzeuger halten sich bei der aktuellen Situation mit Verkäufen zurück.
Brotweizen
In der EU-28 rechnet die Kommission für 2016/17 mit 142 Mio. t Weizen, das sind 18 Mio. t weniger als im Vorjahr. Damit wurde die Schätzung vom Juli nochmals erheblich nach unten korrigiert. In Deutschland wird 2016 laut DRV mit 24,2 Mio. t (-8,8 %) ebenfalls eine deutlich niedrigere Erntemenge als im Vorjahr erwartet.
Die Erzeugerpreise verharren derzeit auf einem unbefriedigenden Niveau um 13,50 €/dt Brotweizen. Als Prämien für Qualitätsweizen werden bundesweit in vielen Regionen 0,60 bis 1,00 €/dt genannt. Für E-Weizen werden deutschlandweit 1,50 bis 1,80 €/dt genannt, wobei für Baden-Württemberg keine Nennungen vorliegen. In Summe ist erkennbar, dass 2016 Qualitätsware eher Mangelware ist. Insbesondere die Tausendkorngewichte entsprechen häufig nicht den Vorstellungen der Verarbeiter.
Terminmarkt Weizen
Die Weizenkurse in Paris zeigten in den zurückliegenden Tagen rückläufige Tendenzen. So schloss der Septemberkontrakt 2016 mit knapp über 140 €/t in einem lange nicht beobachteten Tief. Der Novemberkontrakt notierte Mitte September mit 158 €/t ebenfalls in einem Tief. An der CBoT zeigte Septemberweizen Ende August die niedrigste Notierung der letzten 10 Jahre mit 361 US-Cent/bushel.
Der Boden scheint damit wohl erreicht zu sein, Mitte September notierte der Kontrakt bei rund 380 US-Cent/bushel. Auslöser der niedrigen Notierungen ist die gute weltweite Ernte bei Weizen. Mit 745 Mio.t schätzt das
USDA die Weltweizenernte als die höchste aller Zeiten ein. Die letzten Tage zogen die Kurse in Erwartung niedrigerer russischer Exporte wieder etwas an.
Braugerste
Entgegen der Entwicklung im abgelaufenen Getreidejahr 2015/16 sowie den Erwartungen im Frühjahr 2016 zeigt sich der Braugerstenmarkt stabiler. Der Markt wird von einer schwachen Sommergerstenernte in Frankreich, aber auch in Deutschland und Dänemark geprägt. Lediglich Großbritannien kann 2016 auf eine größere Ernte blicken als im Vorjahr.
Neben der Menge macht auch die Qualität bei französischer und deutscher Ware Probleme. Die britischen und dänischen Druschergebnisse scheinen dagegen gute Qualitäten aufzuweisen. In Summe erzielt
Braugerste derzeit gegenüber Futtergerste einen Aufschlag von gut 4 €/dt. An der Mannheimer
Produktenbörse lagen Mitte September die Gebote für Braugerste bei 18 - 18,40 €/dt. Daraus lassen sich Erzeugerpreise von 16,50 - 17 €/dt ableiten.
Für die Erzeuger ist dies zwar immer noch kein befriedigendes Niveau, gegenüber den trüben Aussichten noch vor Wochen aber ein gewisser Lichtblick. Am Markt herrscht allerdings überwiegend abwartende Haltung, die getätigten Umsätze sind noch überschaubar.