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02.02.2017 | 08:16 | Getreidemarkt 

Agrarmarkt aktuell: Keine Erholung der Getreidepreise in Sicht

Schwäbisch Gmünd - In der Januarschätzung taxiert das USDA die Weltgetreideernte 2016/17 (ohne Reis) auf 2.080 Mio. t. Damit wurde die Ernteschätzung gegenüber November nochmals um 14 Mio. t angehoben.

Getreidemarkt 2017
(c) proplanta
Der Verbrauch wurde zwar ebenfalls leicht nach oben korrigiert, wird aber mit 2.041 Mio. t deutlich unter der Produktion gesehen. Daraus errechnet sich für das aktuelle Getreidewirtschaftsjahr eine überschüssige Bilanz, die Endbestände wachsen erneut um 21 Mio. t.

Die Relation Endbestand zu Erzeugung liegt nun mit 24,8 % über dem Vorjahr. Aus der Relation errechnet sich eine Reichweite der Endbestände von knapp 90 Tagen, so hoch wie zuletzt zur Jahrtausendwende. Das aktuelle Getreidejahr steht im dritten Quartal, die Ernte auf der Nordhalbkugel ist abgeschlossen.

In den fundamentalen Daten steckt aufgrund der bevorstehenden Ernte auf der Südhalbkugel noch eine gewisse Unsicherheit, aber nach derzeitigen Einschätzungen fällt die Getreidebilanz 2016/17 erneut deutlich positiv aus. Gerade dieser Umstand lässt im Moment nur wenig auf eine Erholung der Getreidepreise hoffen. Die Schätzung des IGC zeigt ähnliche Tendenzen.

Im Januarbericht schätzt die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2016 auf 294,7 Mio. t und damit leicht höher als im November, als man noch von 293,1 Mio. t ausging. Der Verbrauch liegt mit 283,2 Mio. t nur wenig darunter. Die Drittlandexporte werden für 2016/17 mit 34,5 Mio. t benannt, sie liegen damit 16 Mio. t unter Vorjahr. Die EU-Endbestände zum Juni 2017 werden auf 39,2 Mio. t taxiert und liegen trotz des geringeren Exports deutlich unter dem Vorjahr von 45,1 Mio. t.

In seiner sechsten Schätzung taxiert der DRV die Ernte 2016 auf 44,87 Mio. t. Eine leichte Reduktion der Anbaufläche (-1,1 %), v.a. aber geringere Erträge (-7,1 %) führen zu diesem Ergebnis. Ähnliche Zahlen nennt auch das BMEL. Die amtliche Schätzung beläuft sich auf eine Erntemenge von 45,5 Mio. t. Trotz der schwachen Getreideernte in Europa und Deutschland war im Markt wenig Preisstützung zu spüren. Grund dafür sind die gute Weltgetreideernte und die Spitzenernten der Schwarzmeeranrainer, die in diesem Jahr über hohe Exportmengen verfügen.

Futtergerste



Die aktuellen Nennungen der Erzeugerpreise für Futtergerste liegen mit 12,60 €/dt unter dem Vorjahr, als zum gleichen Zeitpunkt 13,80 €/dt zu erzielen waren. Leicht profitieren konnten die Gerstenpreise zuletzt von einer allgemein freundlicheren Tendenz im Getreidemarkt. In der EU-28 wird derzeit eine Gerstenernte von 59,3 Mio. t gesehen, 2 Mio. t weniger als im Vorjahr.

In Deutschland liegt die Gerstenernte mit 10,58 Mio. t gut 1 Mio. t unter dem Vorjahr (11,63). Der Markt für Futtergetreide zeigt sich eher verhalten. Nachteilig bemerkbar machen sich auch die eingeschränkten Transportmöglichkeiten aufgrund von Niedrigwasser.

Brotweizen



Die EU-Kommission schätzt die Weizenernte 2016 auf 143 Mio. t, 17 Mio. t weniger als im Vorjahr. Damit wurde die Schätzung vom November leicht nach oben korrigiert. In Deutschland wird 2016 mit 24,2 Mio. t ebenfalls eine deutlich niedrigere Erntemenge als 2015 (26,5) gesehen. Das entspricht einem Minus von 8,8 %, so der DRV in seiner sechsten Schätzung der deutschen Getreideernte.

Die Erzeugerpreise konnten in den zurückliegenden Wochen 0,50 bis 1 €/dt gut machen, befinden sich aber in Summe immer noch auf einem schwachen Niveau um 14 €/dt für Brotweizen. Die Prämien für Qualitätsweizen werden bundesweit in vielen Regionen mit 0,40 bis 0,60 €/dt benannt. Für E-Weizen werden Prämien von 1,20 bis 2,50 €/dt genannt. Für Baden-Württemberg wurden in KW 4 rund 2,50 €/dt genannt. In Summe lässt sich erkennen, dass 2016 Qualitätsware tendenziell knapp ist.

Terminmarkt Weizen



Die Weizenkurse in Paris zeigten in den letzten Wochen eine leicht freundlichere Tendenz. Nach einem Kurseinbruch im Dezember auf ein Niveau um 162 €/t für Märzlieferung konnte sich der Kontrakt bis Ende Januar wieder auf das im November herrschende Niveau von 170 €/t erholen. An der CBoT zeigte Märzweizen Ende Dezember den bislang niedrigsten Wert mit knapp über 390 ct/bushel. Aktuell notiert Märzweizen um 420 ct/bushel. Mit 753 Mio. t schätzt das USDA die Weltweizenernte weiterhin als die mit Abstand höchste aller Zeiten ein.

Braugerste



Entkoppelt von den Entwicklungen des Getreidekomplexes zeigen sich die Braugerstenpreise 2016/17 etwas fester. Der Markt wird von einer schwachen Sommergerstenernte in Frankreich, Deutschland und Großbritannien geprägt. Neben der Menge macht auch die Qualität der französischen und deutschen Ware Probleme.

Die britischen und dänischen Druschergebnisse scheinen dagegen gute Qualitäten aufzuweisen. In Summe erzielt Braugerste derzeit gegenüber Futtergerste einen Aufschlag von 5 €/dt. An der Mannheimer Produktenbörse lagen Ende Januar die Gebote für Braugerste zwischen 19,80 und 20 €/dt. Daraus lassen sich Erzeugerpreise um 17,50 €/dt ableiten.

Für die Erzeuger ist dies kein befriedigendes Niveau, gegenüber den trüben Aussichten vor der Ernte aber ein gewisser Lichtblick. Am Markt herrscht allerdings überwiegend eine abwartende Haltung.
LEL Schwäbisch Gmünd
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