Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.08.2017 | 13:11 | Getreidemarkt 2017 

Agrarmarkt aktuell: Steigende Tendenz der Getreidepreise

Schwäbisch Gmünd - Nach vier aufeinander folgenden Jahren mit deutlich positiver Weltgetreidebilanz sind die Endbestände wieder auf ein solides Niveau angewachsen.

Getreidemarkt 2017
(c) proplanta
In der Julischätzung beziffert das USDA den Weltgetreide-Endbestand zum 30.06.2017 (ohne Reis) auf 521 Mio. t. Daraus errechnet sich für das Getreidewirtschaftsjahr 2016/17 eine Relation Endbestand zu Erzeugung von 25,3 %, 0,5 % über Vorjahresniveau.

Aus der Relation errechnet sich eine Reichweite der Endbestände von gut 92 Tagen, so hoch wie zuletzt zur Jahrtausendwende. Für das am 1. Juli neu gestartete Getreidewirtschaftsjahr 2017/18 weist das USDA erstmals wieder eine defizitäre Getreidebilanz aus.

Einer Erzeugung von 2.054 Mio. t steht ein Verbrauch von 2.079 Mio. t gegenüber. Dennoch wird die Versorgung auch 2017/18 bei einem prognostizierten Endbestand zum 30.6.2018 in Höhe von 488 Mio. t weiterhin als solide bewertet. Die Schätzung des IGC zeigt ähnliche Tendenzen.

In ihrem Julibericht schätzte die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2016 auf 294,4 Mio. t. Der Verbrauch lag mit 281,4 Mio. t nur wenig darunter. Als Drittlandexporte wurden für 2016/17 36,9 Mio. t genannt und damit 14 Mio. t weniger als im Vorjahr. Die EU-Endbestände zum 30.6.2017 wurden auf 39,1 Mio. t taxiert und lagen trotz des geringeren Exports deutlich unter Vorjahresniveau (45,6).

Für das neue Getreidejahr 2017/18 schätzt die EU-Kommission im Juli die Ernte auf 295,4 Mio. t. Gegenüber der Maischätzung wurden damit die Erwartungen erneut um rund 10 Mio. t zurückgenommen. In Summe liegt heute die Ernteerwartung rund 18 Mio. t niedriger als im Februar 2017, als noch eine Ernte von 313 Mio. t prognostiziert wurde.

In seiner fünften Schätzung sieht der DRV die deutsche Ernte 2017 bei 46,29 Mio. t. Eine leichte Einschränkung der Anbaufläche (-0,8 %), bei etwas besseren Erträgen (+2,9 %) führen zu diesem Ergebnis. Das Vorjahresergebnis wurde im selben Bericht mit 45,36 Mio. t beziffert. Aktuell werden diese Zahlen aber in Frage gestellt, da das Erntewetter von starken Niederschlägen und Überschwemmungen, v.a. im Norden und Osten Deutschlands, geprägt ist.

Futtergerste



Die Nennungen der Erzeugerpreise für Futtergerste liegen mit 14 €/dt rund 1 €/dt über Vorjahresniveau. Die Gerste konnte in den zurückliegenden Wochen um 0,30 €/dt leicht zulegen. Die Wintergerstenernte konnte weitgehend vor der aktuellen Regenperiode abgeschlossen werden. Durchschnittliche bis gute Erträge werden gemeldet, das bei meist guter Qualität der Ware.

In der EU-28 wird die Gerstenernte 2017 nur noch auf 57,5 Mio. t geschätzt. Im Mai wurden mit 59,5 Mio. t noch 2 Mio. t mehr erwartet. Dies ist das Signal für die aktuell stabileren Preise. In Deutschland soll die Gerstenernte nach Einschätzung des DRV mit 10,84 Mio. t knapp über dem Vorjahresergebnis (10,73) liegen.

Weltweit wird die Weizenernte 2016/17 auf 754 Mio. t geschätzt. Die insgesamt solide Versorgung bei einem Verbrauch von 735 Mio. t ließ die Endbestände auf gut 258 Mio. t (stock-to-use-ratio: 35,1 %) anwachsen. Für 2017/18 wird nach aktuellen Zahlen allerdings eine nahezu ausgeglichene Bilanz mit einer Erzeugung von 738 Mio. t bei einem Verbrauch von 735 Mio. t prognostiziert.

In der EU-28 schätzte die Kommission die Weizenernte 2016 auf 143,2 Mio. t, gut 16 Mio. t weniger als im Vorjahr. 2017 soll die Weizenernte in der EU-28 auf 147,1 Mio. t ansteigen. Anzumerken ist, dass in der Julischätzung die Erwartung gegenüber der Maischätzung um rund 3 Mio. t nach unten korrigiert wurde. In Deutschland wurde 2016 24,46 Mio. t Weizen gedroschen.

Für 2017 schätzt der DRV in seiner fünften Ernteschätzung die Weizenernte auf 25,39 Mio. t, ein Plus von knapp 4 % zum Vorjahr. Der aktuell anstehende Weizendrusch ist deutschlandweit aufgrund starker Niederschläge ins Stocken geraten. Vielerorts sind Niederschlagsmengen gemessen worden, die ein Vielfaches der durchschnittlichen Juliwerte betragen. Nasse, teils überschwemmte Felder lassen den Drusch nicht zu.

Sollte die Witterung zu schwachen Fallzahlen oder Auswuchs führen, so könnte im laufenden Getreidewirtschaftsjahr Qualitätsware wieder einmal knapp werden. Erste Druschergebnisse zeigen sich zudem sehr unterschiedlich. Auf trockenen Standorten sind aufgrund der Mai/Juni-Trockenheit meist schwächere Erträge zu verzeichnen, während andernorts durchschnittliche bis gute Erträge erzielt werden.

Die Erzeugerpreise konnten in den zurückliegenden Wochen rund 0,50 €/dt gut machen. Für Brotweizen wird aktuell ein Erzeugerpreis um 15 €/dt genannt. Die Prämien für Qualitätsweizen liegen bundesweit in vielen Regionen zwischen 0,30 bis 0,70 €/dt. Für E-Weizen werden deutschlandweit Prämien zwischen 1,50 bis 2 €/dt besprochen.

Terminmarkt Weizen



Der Septemberkontrakt in Paris zeigte nach einer Spitze um 182 €/t Anfang Juli in den zurückliegenden Wochen eine deutlich schwächere Tendenz. Aktuell notiert er noch bei 168 €/t. An der CBoT notierte Septemberweizen Anfang Juli bei 560 US-ct/bushel, zeigte aufgrund der höheren Ernteerwartungen im Laufe des Monats aber ebenfalls deutlich rückläufige Tendenz und notiert aktuell noch bei knapp unter 480 US-ct/bushel.

Braugerste



Die Braugersten-Erzeugerpreise tendieren aktuell etwas fester. Mit 18 €/dt liegen die Gebote rund 2 €/dt über Vorjahr. Sowohl in Deutschland als auch in der EU wird mit einer durchschnittlichen, qualitativ guten Ernte gerechnet. Die deutsche Braugerstenfläche wurde 2017 auf 273.000 ha (Sommergerste insgesamt: 340.000 ha) leicht ausgedehnt.

Man geht von einer Andienung von rund 1,2 Mio. t Braugerste aus, das entspräche einem Plus zum Vorjahr von 5,2 %. Auf europäischer Ebene liegen der Sommergersten- bzw. der Braugerstenanbau ebenfalls auf Vorjahresniveau, sodass auch hier eine durchschnittliche und ordentliche Ernte erwartet wird.

Allerdings gehen Experten davon aus, dass der Überhang aus der vergangenen Ernte in diesem Jahr eher klein ausfällt, sodass die Anschlussversorgung funktionieren muss. Dies ist in der Preisentwicklung auch zu spüren. Auf Großhandelsebene bewegen sich in KW 30 die Notierungen in Mannheim (franko Mannheim) stabil zwischen 20,10 und 20,40 €/dt.
LEL Schwäbisch Gmünd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

 Höhere Zölle auf russisches Getreide

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau