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03.04.2021 | 03:48 | Getreidemarkt 2021 

Agrarmarkt aktuell: Weizenkurse mit Abwärtstrend

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen (Ausnahme 2018/19) sind die globalen Endbestände zum 30.06.2020 auf ein Niveau von 632,1 Mio. t angewachsen.

Weizenmarkt 2021
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(c) proplanta
Nach mehrfacher Abwärtskorrektur, insbesondere in der Juli- und Novemberschätzung 2020 durch das USDA, drehte die Welt-Getreidebilanz 2020/21 erstmals nach 2018/19 von einer Überschussprognose ins Negative und zeigt sich aktuell leicht defizitär.

Das laufende Getreidewirtschaftsjahr 2020/21 soll eine Ernte von 2.221 Mio. t und einen Verbrauch von 2.220 Mio. t bringen. Die Endbestände sollen sich mit einem Minus von 13 Mio. t auf 619,3 Mio. t einpendeln. Der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, läge damit für 2020/21 bei 27,9 %.

Im Aprilbericht 2020 taxierte die EU-Kommission die Getreideernte 2020/21 der EU-27 noch auf knapp 290 Mio. t, den Verbrauch auf 261,3 Mio. t. Wegen der Trockenheit in weiten Bereichen der Mitgliedsstaaten wurden die Erwartungen deutlich nach unten korrigiert.

Aktuell wird die Ernte 2020 nur noch mit 277,8 Mio. t beziffert. Damit ist der Selbstversorgungsgrad mit 106,4 % bezogen auf den 10-Jahresmittel (107,6 %) knapp unterdurchschnittlich. Bei nach oben korrigierten Exporten (41,0 Mio. t) und etwas geringeren Importen (23,3 Mio. t) wären die Endbestände zum 30.06.2021 leicht auf 42,1 Mio. t rückläufig und lägen unter Vorjahresniveau (43,0 Mio. t).

In der ersten Schätzung der Ernte 2021/22 erwartet die EU-Kommission 292,5 Mio. t, während der Verbrauch nur marginal auf 262,6 Mio. t steigen soll. Dadurch könnten sich die Bestände zum 30.06.2022 trotz umfangreicher Exporte (44,3) auf rund 50,2 Mio. t erholen. Die deutsche Getreideernte 2019 mit Mais wurde von Statistischen Bundesamt Anfang Februar mit 44,3 Mio. t festgestellt (Vj. 37,95).

Nach vorläufigen Zahlen des BMEL lag die deutsche Getreideernte 2020 (ohne Mais) mit nur 39,1 Mio. t knapp 4 % unter dem Vorjahr (40,6) bzw. 6 % unter dem 5-Jahresmittel (41,6). Weniger Weizen, weniger Gerste, aber etwas mehr Körnermais führten zu diesem Ergebnis. Die Weizenproduktion wird bei 21,88 Mio. t (-5,1 %) gesehen.

Die Gerstenernte soll 10,89 Mio. t (-6,1 %) betragen haben. Hinzu kommt mehr Körnermais mit 3,87 Mio. t (+5,7 %) durch etwas mehr Fläche und einen leicht höheren Ertrag. In einer ersten Schätzung der neuen Ernte prognostiziert der DRV für 2021 bei marginal steigender Anbaufläche (6,085 Mio. ha) und eine Getreideernte (mit Mais) von 43,5 Mio. t (Vj. 43,3).

Futtergerste



Die Erzeugerpreise für Futtergerste lagen im Süden nach der Ernte bei eher schwachen 13,50 €/dt. Futtergerste konnte aber im 4. Quartal 2020, und insbesondere im 1. Quartal 2021, vom Aufwärtstrend bei den Getreidepreisen profitieren. Zwischenzeitlich haben die Erzeugerpreise um gut 4,50 €/dt auf 18 €/dt angezogen.

Auf EU-27-Ebene wird die Gerstenernte 2020 nach einer Abwärtskorrektur gegenüber ex-Ernte auf 54,73 Mio. t beziffert. Bei einem Binnenverbrauch von 44,42 Mio. t und einem unverändert eingeschätzten Export von 10,5 Mio. t könnten sich die Bestände bei 5,15 Mio. t knapp über Vorjahresniveau (4,35) halten. Für Deutschland beziffert das BMEL den Wintergerstenanbau 2020 auf 1,31 Mio. ha (Vj. 1,35) und die Erntemenge auf 8,85 Mio. t (Vj. 9,76) bei einem Durchschnittsertrag von 67,5 dt/ha (Vj. 72,2).

Die knappe Versorgungslage konnte sich inzwischen am Kassamarkt durchsetzen, die nach der Ernte unbefriedigenden Preise sind Geschichte. Eine insgesamt gut ausgeglichene Versorgung weltweit, sowie ein optimistischer Blick der EU-Kommission auf 2021/22 in der Märzschätzung bremst den Preisanstieg.

Alte Ernte wird knapp bleiben, Hoffnung auf die neue Ernte könnte aber gewissen Druck ausüben. Hinzu kommen die Unsicherheiten am Schweinemarkt durch das ASP-Geschehen in Deutschland. Optimistischer hingegen stimmen die Signale aus dem Ferkelmarkt. Hier war im 1. Quartal eine deutliche Konsolidierung der Preise zu spüren.

Brotweizen



2019/20 schloss mit einer Welt-Weizenerzeugung von 764 Mio. t und einem Verbrauch von 741 Mio. t mit einem positiven Ergebnis. Der Endbestand zum 30.06.2020 stieg auf 300 Mio. t (stock-to-use-ratio = 40,5 %). Auch für 2020/21 sieht das USDA in seiner Märzschätzung weiter eine positive Bilanz.

Einer Ernte von 777 Mio. t soll ein Verbrauch von 770 Mio. t gegenüberstehen. Damit bliebe der Endbestand über 300 Mio. t. In der EU-27 bestätigt die Kommission die Weizenernte 2019 (einschl. Durum) in ihrer Märzschätzung bei 138,5 Mio. t. Damit wurde 2019, ähnlich wie bei Mais, das zweitbeste Ernteergebnis aller Zeiten gedroschen. Nur 2014/15 war die Ernte noch besser.

Für 2020/21 fiel die Weizenernte aufgrund der Trockenheit in weiten Teilen Europas geringer aus. Auf nur 124,3 Mio. t beläuft sich die Märzschätzung. Dafür zeichnet die EU-Kommission in ihrer ersten Einschätzung der neuen Ernte 2021/22 mit 134,3 Mio. t ein optimistisches Bild. In Deutschland ist 2020 laut BMEL eine Weizenmenge von 21,88 Mio. t. bei einem Durchschnittsertrag von 77,2 dt/ha gedroschen worden (Vj: 23,06 Mio. t; 74 dt/ha).

Mit aktuellen Erzeugerpreisen um 19,20 €/dt konnte sich der Brotweizen deutlich von der ex-Ernte-Situation abheben. Direkt in der Ernte lagen die Preise um 15 €/dt. In Summe zeigt sich die weltweite, aber auch die europäische Weizenversorgung noch immer als solide. Dennoch konnten sich die Weizenpreise deutlich befestigen, getragen von knapperer Einschätzung der Welt-Getreidebilanz und umfangreichen Käufen Chinas. Erste abschwächende Signale gehen von der Einschätzung der neuen Ernte aus. Die Börsenkurse wurden davon bereits erfasst. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, dass auch die Erzeugerpreise in den Sog geraten.

Terminmarkt Weizen



Nach einem Tief bei 480 US-Cent/bushel Ende Juni konnte sich US-Weizen (MRZ21) an der CBoT in Chicago in der Spitze bis auf 680 US-Cent/bushel befestigen. Der Verlauf der Weizennotierungen an der europäischen Warenterminbörse EURONEXT in Paris für MRZ21 verlief ähnlich steil aufwärts bis auf Werte um 232 €/t in der Spitze.

Optimistische Nachrichten zur neuen Ernte 2021/22 brachten jedoch eine Kehrtwende. In ähnlich rasantem Tempo wie der Anstieg befinden sich die Weizenkurse nun im Fallen. Derzeit tendiert US-Weizen nur noch bei 600 US-Cent/bushel sowohl bei den Terminen auf alte als auch auf neue Ernte. An der EURONEXT wurde für den MAI21 zuletzt die 210 €/t-Marke unterboten. Zwar rechnet der Markt wieder mit einer Beruhigung, ein erneuter Anstieg wird jedoch nicht gesehen.

Braugerste



Die EU-Kommission schätzt die EU-27-Gerstenernte 2020 im März auf 54,7 Mio. t (Vj. 55,0). Damit wurde die Schätzung gegenüber Januar um 0,3 Mio. t angehoben. Dem Braugerstenmarkt wird dagegen eine zunehmend knappere Versorgung attestiert.

Die aufgrund des BREXIT erwartete 2. Exportwelle aus Großbritannien ist ausgeblieben, nicht zuletzt da die britische Ernte witterungsbedingt deutlich geringere Mengen als üblich an braufähigen Qualitäten aufwies. Hatten sich die Mälzer aufgrund schwacher Markterwartungen, bedingt durch Corona, nur vorsichtig und kurzfristig mit Ware eingedeckt, so stehen sie jetzt nach dem Brexit vor der Herausforderung sich im Inland oder aus Skandinavien die Ware zu beschaffen. Diese ist jedoch knapp, Frankreich blickt auf eine extrem schwache Ernte zurück, steigende Futtergerstenpreise treiben die Braugerste nach oben und auch dänische Braugerste kostet inzwischen um 20 €/dt.

Zwar zeigen die Erzeugerpreise im Süden mit 18,10 €/dt eine Aufwärtstendenz, und auch die Großhandelspreise franko Mannheim liegen mit 21,80 bis 22,30 €/dt knapp 4 €/dt über dem Ernteniveau. Mit den optimistischen Aussichten auf die neue Ernte sind leichte Schwächen an der Preisfront bereits erkennbar.
LEL Schwäbisch Gmünd
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