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03.08.2019 | 04:08 | Getreidemarkt 2019 

Agrarmarkt aktuell: Weizenpreis tendiert seitwärts

Schwäbisch Gmünd - Die Welt blickt weiter auf eine solide Getreideversorgung. Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit einem deutlichen Aufbau der Endbestände auf ein Niveau von 650 Mio. t zum 30.06.2018 folgte mit 2018/19 ein Getreidewirtschaftsjahr, in welchem die Weltgetreidebilanz ein leichtes Defizit aufwies.

Getreidepreise 2019
Getreidemarkt 2019 (c) proplanta
Laut Julischätzung des USDA stand einer Erzeugung von 2.127 Mio. t ein Verbrauch von 2.137 Mio. t gegenüber. Entsprechend zeigte sich der Endbestand zum 30.06.2019 mit 630 Mio. t leicht rückläufig.

Für die aktuelle Saison 2019/20 ging man im Mai 2019 zunächst noch von einer erneut positiven Getreidebilanz mit einem Überschuss von rund 20 Mio. t aus. Dies änderte sich jedoch mit der aktuellen Julischätzung des USDA. Im Moment wird die Welt-Getreideproduktion im Wirtschaftsjahr 2019/20 nur noch auf 2.167 Mio. t taxiert. Gegenüber der Maischätzung wurde damit die Erzeugung um 34 Mio. t nach unten korrigiert.

Bei einem ebenfalls leicht nach unten korrigierten Verbrauch von 2.174 Mio. t ergibt sich im Moment ein rechnerisches Defizit von 10 Mio. t. Der Endbestand zum 30.06.2020 soll entsprechend auf einen Wert um 615 Mio. t fallen. Dennoch bewegt sich der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Verbrauch, für 2018/19 mit 29,5 % bzw. für 2019/20 mit 28,3 % weiter auf einem soliden Niveau, wenngleich aufgrund der schwächeren Ernteschätzung im Juli ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist.

Im Julibericht 2019 taxierte die EU-Kommission die Vorjahresernte der EU inzwischen auf 290,4 Mio. t, den Verbrauch auf 287,8 Mio. t. Mit einem Selbstversorgungsgrad von 100,9 % brachte die Ernte 2018 damit das schlechteste Ergebnis seit 2010.

In der aktuellen Ernte 2019 wird derzeit mit 310,2 Mio. t Erzeugung gerechnet. Zwar wurde diese Zahl im Vergleich zur Schätzung des Vormonats um knapp 1 Mio. t gesenkt, dennoch läge dieses Ergebnis auf Platz 3 der Ernten der letzten zehn Jahre.

Der Verbrauch wird mit 289,5 Mio. t deutlich darunter gesehen, so dass zum einen die Endbestände sich auf 50,5 Mio. t erholen könnten, zum anderen auch wieder mehr Getreide für den Export, welcher auf 38,8 Mio. t geschätzt wird, zur Verfügung stehen könnte. Im Gegensatz zur Vorjahresernte werden die Ernten im mittleren, nördlichen und östlichen Europa als durchschnittlich eingeschätzt, während im Süden, v.a. Spanien, Portugal und Rumänien aufgrund von Trockenheit eher schwache Ernten gesehen werden.

Das 5. vorläufige Ergebnis der Ernte 2019, veröffentlicht am 16. Juli vom Deutschen Raiffeisenverband, weist eine Getreideernte mit Mais von nur 46,495 Mio. t (Vj. 37,948) aus. Aufgrund der v.a. im Osten Deutschlands vorherrschenden Trockenheit wurde das Ergebnis gegenüber der Junischätzung um 1,5 Mio. t nach unten korrigiert.

Die Weizenproduktion wird bei insgesamt 23,86 Mio. t gesehen (+17,7 % gg. Vj.). Die Gerstenernte soll bei 11,94 Mio. t (+24,6 %) liegen, bei Körnermais werden 4,14 Mio. t (+23,8 %) erwartet. Die höheren Erntemengen gg. dem Vorjahr sind in allen Fällen fast ausschließlich auf höhere Erträgen zurückzuführen. Die Ernte ist in Deutschland zwischenzeitlich voll im Gang.

Bereits jetzt lässt sich erkennen, dass die Erträge im Süden zumeist gut bis sehr zufriedenstellend ausfallen, aus dem Osten hingegen gibt es Berichte, dass die Druschergebnisse teilweise deutlich unterhalb des 5-jährigen Durchschnitts liegen.

Futtergerste



Die Erzeugerpreise für Futtergerste haben mit Beginn der Ernte deutlich verloren. Aktuell werden Preise um 13,50 bis 14 €/dt im Markt ausgerufen. Inzwischen ist die Futtergerste zu großen Teilen gedroschen. Im Süden wird überwiegend von guten bis sehr guten Erträgen zwischen 7 und 9 t/ha berichtet. Die Ware ist in den meisten Fällen gesund und weist gute Hektolitergewichte aus.

Die über die Blüh- und Kornfüllungsphase immer wieder fallenden Niederschläge sorgten für ein überraschend gutes Ergebnis. Anders die Situation im Osten Deutschlands. Aus Brandenburg liegen Berichte vor, dass die Wintergerstenerträge dort in vielen Fällen aufgrund der anhaltenden Trockenheit im Aufwuchs teils deutlich unter dem 5-jährigen Mittel liegen.

Auf EU-Ebene wird von einer Gerstenernte von 59,74 Mio. t ausgegangen. Das liegt knapp über dem 5-jährigen Mittel von 59,1 Mio. t. Für Deutschland beziffert der DRV den Wintergerstenanbau auf 1,363 Mio. ha (Vj. 1,216) und die Erntemenge auf 9,85 Mio. t (Vj. 7,37) bei einem Durchschnittsertrag von 72,3 dt/ha (Vj. 60,6).

Die Zahlen deuten darauf hin, dass für die Erzeugerpreise nach der Ernte noch Spielraum nach oben vorhanden ist. Vorausgesetzt es kommt auf Abnehmerseite nicht zu Problemen, z.B. durch ASP. Derzeit stehen die Preise unter Erntedruck und die Veredlungsbetriebe leiden unter fallenden Mastschweine- und Ferkelerlösen.

Brotweizen



Weltweit wird die Weizenernte 2018/19 auf 731 Mio. t beziffert. Bei einem Verbrauch von 735,5 Mio. t ergab sich ein Endbestand zum 30.06.2019 von 275,1 Mio. t (stock-to-use-ratio = 37,4 %). Für das laufende Getreidewirtschaftsjahr wird mit einer Welt-Weizenente von 771,5 Mio. t gerechnet. Bei einem Verbrauch von 756 Mio. t beträgt der Überschuss insgesamt 16 Mio. t, sodass der Welt-Weizen-Endbestand auf 286,5 Mio. t weiter anwächst (stock-to-use-ratio = 37,9 %).

Für die EU taxierte die Kommission die Weizenernte 2019 (incl. Durum) in ihrer Julischätzung auf 149,7 Mio. t, 2 Mio. t über dem 5-jährigen Durchschnitt. In Deutschland sollen 23,86 Mio. t Weizen gedroschen werden, bei einem Durchschnittsertrag von 77,3 dt/ha. In vielen Gebieten hat die Weizenernte zwischenzeitlich begonnen.

Im Süden zeichnen sich durchschnittliche Erträge ab, während im Osten die Bestände deutlich von der Trockenheit gezeichnet sind. Als Kennzeichen der Weizenente 2019 scheinen sich jedoch niedrigere Hektolitergewichte und insgesamt etwas schwächere Proteingehalte zu manifestieren. Auch das Zeichen der Trockenheit in der Kornfüllungsphase.

Mit Erzeugerpreisen um 15 bis 15,50 €/dt leiden auch die Brotweizenpreise unter der Erntedepression. Die Aufgelder für Partien mit guten Proteingehalten könnten in diesem Jahr interessant werden. In Summe zeigt sich die weltweite, aber auch die europäische Versorgung als sehr solide, so dass die Weizenpreise nur schwer den Weg nach oben finden dürften.

Terminmarkt Weizen



Nach 5 Jahren deutlich positiver Welt-Weizenbilanzen schloss das Getreidewirtschaftsjahr 2018/19 mit einer knapp defizitären Bilanz. Allerdings wird die Weizenbilanz des aktuellen Wirtschaftsjahres 2019/20 deutlich im Plus gesehen, auch wenn das USDA in der Julischätzung die Ernteprognose gegenüber dem Juni leicht zurücknehmen musste. Entsprechend notiert der Weizenkontrakt SEP19 an der CBoT seit Veröffentlichung der USDA-Zahlen am 11. Juli wieder leicht schwächer.

Aktuell notiert Septemberweizen in Chicago bei 500 US-ct/bushel. Ähnlich der Verlauf der Weizennotierungen an der europäischen Warenterminbörse MATIF in Paris. Im Moment notiert dort Septemberweizen seitwärts in einem Band zwischen 173 bis 178 €/t. Sollten sich die aktuellen Zahlen verfestigen, ist wohl kaum mit großen Kurssprüngen bei Weizen zu rechnen.

Braugerste



Die Gerstenernte in der EU wird für 2019 auf insgesamt 59,7 Mio. t geschätzt. Das liegt über dem 5-jährigen Durchschnitt von 59,1 Mio. t und ist knapp 4 Mio. t mehr als im Vorjahr. V.a. die klassischen Erzeuger von Sommergerste / Braugerste erwarten 2019 eine gute Ernte. Frankreich, Deutschland, das Vereinigte Königreich und Dänemark verzeichnen erheblich bessere Ernten als im Vorjahr.

Lediglich Spanien fällt aufgrund der Trockenheit zurück. Der Drusch der Winterbraugerste ist im Süden weitgehend abgeschlossen. Sowohl Erträge (7 - 9 t/ha) als auch Qualitäten (10,5 % Protein; Vollgerstenanteil: 90 % und mehr) stellen sich überraschend gut dar.

Die Kehrseite der Medaille ist allerdings dass in der Ernte eher schwache Erzeugerpreise aufgerufen werden. Zwischen 17,50 und 18 €/dt ist nicht selten im Markt zu hören. Da kann sich derjenige glücklich schätzen, der im 1. Quartal 2019 frühzeitig zu Vorvertragspreisen um 20 €/dt und darüber vermarktet hat. Die Aussichten auf eine schnelle, deutliche Erholung der Braugerstenpreise sind eher düster. Sollten alle o.g. Gerstenerzeuger die Ernte gut nach Hause bringen wird es wohl nicht so schnell knapp mit der Ware.
LEL Schwäbisch Gmünd
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