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03.02.2022 | 04:37 | Getreidemarkt 2022 

Agrarmarkt aktuell: Weizenpreise im Auf und Ab

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren aufeinander folgenden Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen (Ausnahme 2018/19) waren die Welt-Getreideendbestände zum 30.06.2020 auf ein solides Niveau von 632,7 Mio. t angewachsen.

Getreidemarkt
(c) proplanta
Aufgrund mehrfacher Abwärtskorrekturen im Laufe der Vorjahressaison durch das USDA drehte die Welt-Getreidebilanz 2020/21 von einer anfänglichen Überschussprognose ins Negative und zeigte sich zum Abschluss des Wirtschaftsjahres am 30.06.2021 mit einem Bestandsabbau von 22 Mio. t auf 611 Mio. t deutlich defizitär.

Eine ähnliche Entwicklung, wenn auch schwächer ausgeprägt, vollzog das laufende Getreidewirtschaftsjahr 2021/22. Nach den Januarzahlen des USDA soll die Erzeugung bei 2.279 Mio. t liegen, so viel wie nie zuvor. Der Verbrauch wird mit 2.262 Mio. t immer noch leicht darunter gesehen. Die Endbestände, die in der ersten Schätzung im Mai noch als steigend eingeschätzt worden waren, werden nach der aktuellen Schätzung mit 608 Mio. t als leicht rückläufig gesehen.

Grund für die Abwärtskorrektur der Produktionszahlen im Herbst 2021 war v.a. die trockenheitsbedingt schwächere Ernte in Kanada und Russland. Zum Teil aufgefangen wurde dies durch gute Ernteschätzungen auf der Südhalbkugel, v.a. in Australien und Argentinien. Das stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, läge damit für 2021/22 bei 26,9 %.

Im Januarbericht 2021 sieht die EU-Kommission die Getreideernte 2021/22 der EU-27 bei 290,8 Mio. t, der Binnenverbrauch soll unverändert bei 261,8 Mio. t liegen. Nach der mit 281,3 Mio. t schwächeren Ernte 2020 bestätigt sich der optimistische Blick der Kommission auf die diesjährige Ernte, auch wenn diese in den Herbstmonaten leichten Abwärtskorrekturen unterlag.

Der Selbstversorgungsgrad soll mit 111 % in Relation zum Durchschnitt der letzten 10 Jahre (107,7) überdurchschnittlich ausfallen. Bei im Vergleich zum Vj. und zu den bisherigen Schätzungen für 2021/22 wiederholt noch oben korrigierten Exporten (47,7 Mio. t, Vj. 42,9) und vergleichsweise niedrigen Importen (19,4 Mio. t, Vj. 21,1) sollen die Endbestände zum 30.06.2022 auf 42,5 Mio. t (Vj. 41,8) leicht anwachsen.

Die deutsche Getreideernte 2021 soll nach den Novemberzahlen des FRV eine Ernte von 42,28 Mio. t Getreide (incl. Körnermais) einbringen. Das wären 1,0 Mio. t weniger als im Vj. Gegenüber den Schätzungen der Vormonate wurde damit eine leichte Aufwärtskorrektur vorgenommen, da die Körnermaisernte etwas besser ausgefallen sein soll.

Die Anbaufläche soll mit 6,046 Mio. ha (Vj. 6,059) nahezu auf Vorjahresniveau gelegen haben. Beim Ertrag wird ein Minus von 2,1% auf 69,9 dt/ha (Vj. 71,4) gesehen. Die Druschergebnisse nahezu aller Getreidearten (Ausnahme: Wintergerste und Mais) offenbarten allerdings in vielen Fällen Überraschungen. Hatte man aufgrund der guten Wasserversorgung mit guten bis sehr guten Erträgen gerechnet, so konnten oftmals nur enttäuschende durchschnittliche Erträge gedroschen werden.

Negative Auswirkungen der Spätfröste im April und Beeinträchtigungen durch zu nasse Bedingungen werden als Gründe vermutet. Die Druschergebnisse von Körnermais waren hingegen zufriedenstellend. Die Erträge werden um 100 dt/ha (Vj. 95,9) beschrieben.

Bio-Futtergetreide und vor allem Bio-Eiweißfuttermittel sind knapp. Der Markt ist unterversorgt und eine Entspannung ist nicht in Sicht. Kleinere Ernten, schwierige Qualitäten und die seit Anfang 2022 geltende 100 %-Biofütterung bei Schweinen und Legehennen tragen dazu bei.

Die Preise steigen entsprechend. Frei Verarbeiter lagen die Preise im Dezember für Futtergerste bei 37,25 €/dt, für Futterweizen bei 35,58 €/dt, für Körnermais bei 39,14 €/dt, für Ackerbohnen bei 51,50 €/dt und für Futtererbsen bei 60,48 €/dt. Verbandsware erzielt gegenüber EU-Öko Ware Aufpreise. Den hohen Erzeugerpreisen stehen damit auch hohe Einkaufpreise für Bio-(Misch)Futtermittel gegenüber. Rohstoffknappheit sowie gestiegene Energie- und Transportkosten treiben auch hier die Preise nach oben.

Der Markt für Bio-Speisegetreide zeigt sich mit Ausnahme von Dinkel und Hafer ebenfalls unterversorgt. Die Bio-Getreidepreise steigen entsprechend. So notierte frei Verarbeiter Brotweizen im Dezember bei 44,64 €/dt, Roggen bei 37,03 €/dt und Speisehafer bei 35,61 €/dt.
LEL Schwäbisch Gmünd
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