Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.06.2017 | 11:18 | Getreidemarkt 2017 

Agrarmarkt aktuell: Weizenpreise ziehen leicht an

Schwäbisch Gmünd - In der Mai-Schätzung taxierte das USDA die Weltgetreideernte 2016/17 (ohne Reis) auf 2.111 Mio. t. Damit wurde die Ernteschätzung gegenüber März nochmals um 18 Mio. t angehoben.

Getreidemarkt 2017
(c) proplanta
Der Verbrauch wurde zwar ebenfalls leicht nach oben korrigiert, wird aber mit 2.063 Mio. t deutlich unter der Produktion gesehen. Daraus errechnet sich für das aktuelle Getreidewirtschaftsjahr eine überschüssige Bilanz, die Endbestände wachsen weiter auf 515 Mio. t.

Die Relation Endbestand zu Erzeugung liegt mit 25,0 % rund 0,3 % über Vorjahresniveau. Daraus errechnet sich eine Reichweite der Endbestände von 91 Tagen, so hoch wie zuletzt zur Jahrtausendwende.

Für 2017/18 weisen erste Schätzungen zwar eine leicht defizitäre Getreidebilanz aus, was allerdings an der soliden Versorgung und einem Endbestand in Höhe von fast 500 Mio. t kaum etwas ändert. Diese fundamentalen Fakten lassen im Moment nur wenig auf eine Erholung der Getreidepreise hoffen. Die Schätzung des IGC zeigt ähnliche Tendenzen.

In ihrem Maibericht schätzt die EU-Kommission die Getreideernte 2016 auf 294,6 Mio. t. Der Verbrauch liegt mit 283,1 Mio. t nur wenig darunter. Die Drittlandexporte werden für 2016/17 bei 35,8 Mio. t gesehen und liegen damit rund 15 Mio. t unter den Vorjahreswerten.

Die EU-Endbestände zum Juni 2017 werden auf 36,4 Mio. t taxiert und liegen trotz des geringeren Exports deutlich unter Vorjahr (45,1). Im Mai schätzte die EU-Kommission die Ernte 2017/18 auf 304,8 Mio. t. Gegenüber der Märzschätzung wurden damit die Erwartungen um 7 Mio. t zurückgenommen.

In seiner dritten Schätzung sieht der DRV die Ernte 2017 bei 45,45 Mio. t. Eine leichte Einschränkung der Anbaufläche (-1,1 %) und etwas bessere Erträge (+1,8 %) führen zu diesem Ergebnis. Im Vorjahr wurden im selben Bericht 45,26 Mio. t genannt. In Summe bremst die gute weltweite Getreideversorgung derzeit die Preisentwicklung im Getreidesektor.

Futtergerste



Die Nennungen der Erzeugerpreise für Futtergerste liegen mit 13,70 €/dt knapp 1 €/dt über Vorjahr. Gerste konnte in den zurückliegenden Wochen leicht zulegen, v.a. vor dem Hintergrund der höheren Ferkel- und Schlachtschweinepreise.

Nach Angaben des Handels kann die Versorgung mit Futtergetreide bis zum Anschluss an die neue Ernte noch eng werden, zumal die Bestände als weitgehend geräumt gesehen werden. In der EU wird die Gerstenernte 2016 auf 59,6 Mio. t und die Ernte 2017 auf 59,5 Mio. t geschätzt. In Deutschland soll die Gerstenernte nach Einschätzung des DRV mit 10,59 Mio. t unter Vorjahr (10,83) liegen.

Brotweizen



Weltweit wird die Weizenernte 2016/17 auf 753 Mio. t geschätzt. Die insgesamt solide Versorgung bei einem Verbrauch von 736 Mio. t lässt die Endbestände auf 25 Mio. t anwachsen. Für 2017/18 wird eine fast ausgeglichene Bilanz mit einer Erzeugung von 737 Mio. t und einem Verbrauch von 735 Mio. t prognostiziert.

In der EU schätzt die Kommission die Weizenernte 2016 auf 141,6 Mio. t, gut 15 Mio. t weniger als im Vorjahr. Damit wurde die Schätzung vom März leicht nach unten korrigiert. Erste Zahlen für 2017 sehen die EU-Weizenernte mit 150,1 Mio. t wieder deutlich höher.

In Deutschland wurde 2016 mit 24,6 Mio. t ebenfalls eine schwächere Ernte eingefahren. Für 2017 schätzt der DRV eine Ernte von 25,0 Mio. t Weizen (+1,6 % gg. Vj.). Die Erzeugerpreise konnten in den letzten Wochen rund 0,50 €/dt gutmachen.

Für Brotweizen wird aktuell ein Erzeugerpreis um 14,50 €/dt genannt. Die Prämien für Qualitätsweizen liegen bundesweit zwischen 0,30 und 0,60 €/dt. Für E-Weizen werden deutschlandweit Prämien zwischen 1,20 und 2,50 €/dt besprochen, im Land werden aktuell 2,30 €/dt genannt.

Terminmarkt Weizen



Der Septemberkontrakt in Paris zeigte nach einer Spitze um 172 €/t Anfang Mai in den letzten Wochen eine schwächere Tendenz. Aktuell notiert er noch bei 167 €/t. An der CBoT zeigte Septemberweizen in Laufe des Mai ebenfalls deutlich rückläufige Tendenzen und notiert aktuell nur noch bei etwas über 450 US-Ct/bushel.

Braugerste



Entkoppelt vom übrigen Getreide entwickelten sich die Braugerstenpreise 2016/17 etwas fester. Der Markt wurde von einer schwachen Sommergerstenernte in Frankreich, aber auch in Deutschland und Großbritannien geprägt. Daneben machte auch die Qualität bei französischer und deutscher Ware Probleme.

Die britischen und dänischen Druschergebnisse konnten dagegen meist gute Qualitäten aufweisen. Braugerste konnte sich in den letzten Wochen behaupten, die Preise tendierten seitwärts mit leichter Tendenz zur Befestigung.

War vor Wochen für Braugerste gegenüber Futtergerste noch einen Aufschlag von 5 €/dt zu erzielen, sind es aktuell nur noch 3,80 €/dt. An der Mannheimer Produktenbörse liegen Ende Mai die Gebote für Braugerste zwischen 20,20 und 20,50 €/dt. Daraus lassen sich Erzeugerpreise von 17,50 bis 17,80 €/dt ableiten. Für die Erzeuger ist dies zwar immer noch kein befriedigendes Niveau, gegenüber den trüben Aussichten vor der Ernte aber ein gewisser Lichtblick.

Am Markt herrscht weiterhin überwiegend abwartende Haltung. Nach Zahlen des DRV steigt die Sommergerstenfläche 2017 um 3,3 % auf 352.400 ha an. Die Ernte soll mit 1,894 Mio. t um 5,5 % höher als 2016 ausfallen. Dies, sowie eine eher ruhige Nachfrage im Markt, bremst etwas die Preisphantasien vor der Ernte.
LEL Schwäbisch Gmünd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Matif-Futures erholen sich

 Höhere Zölle auf russisches Getreide

 Agrarhandel rechnet mit größerer EU-Getreideernte 2024

 Getreide aus Russland: Östliche EU-Staaten wollen Importbeschränkungen

 Importe aus der Ukraine beeinflussen Getreidepreis kaum

  Kommentierte Artikel

 Blaualgen bringen Ernährung des Ostdorsches durcheinander

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an