Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
01.06.2013 | 02:30 | Getreidemarkt 

Agrarmarkt aktuell: Welt-Getreideernte in Rekordhöhe prognostiziert

Schwäbisch Gmünd - In seiner Maischätzung taxiert das USDA die Weltgetreideernte 2012/13 (ohne Reis) auf rund 1.784 Mio. t (+5 Mio. t gg. der Märzschätzung), den Verbrauch auf 1.825 Mio. t (-6 Mio. t gg. März).

Getreidemarkt
(c) proplanta
Damit fällt der gefürchtete Bestandabbau zum 30.06.2013 mit „nur" noch 31 Mio. t deutlich geringer aus als man das zu Jahresbeginn noch erwartet hatte. Zudem blickt das USDA mit seiner ersten Schätzung für 2013/14 sehr optimistisch in die Zukunft. Mit 1.954 Mio. t soll im kommenden Jahr die beste Ernte aller Zeiten eingefahren werden, der Verbrauch wird allerdings auch bei 1.906 Mio. t gesehen.

Trifft die Prognose zu, so könnten die Endbestände wieder deutlich aufgefüllt werden. Diese Prognose ist allerdings fraglich, basiert sie doch auf zwei noch ungewissen Annahmen: Erstens soll die Getreideanbaufläche weltweit um 2,5 % ausgeweitet werden, zweitens soll 2013/14 mehr Getreide je Hektar gedroschen werden, als es jemals der Fall war.

Die EU-Kommission schätzte Ende April die EU-Getreideernte 2012 unverändert auf 272,3 Mio. t. Der Verbrauch liegt mit rund 269 Mio. t nur knapp darunter. Die Getreideexporte laufen, v.a. bei Weizen, unverändert gut. Bis zum Ende des Getreidewirtschaftsjahres wird mit einem Nettoexport von 8,5 Mio. t gerechnet. Wenn sich diese Zahlen bestätigen, werden die Endbestände in der EU-27 bis Ende Juni auf nur noch 29,8 Mio. t fallen. Das entspricht gerade noch einer rechnerischen Reichweite von 11,1 % oder 40,5 Tagen (Vorjahr 13,5 %; 49 Tage). Für die Ernte 2013 rechnet die EU wieder mit einem deutlichen Plus. In ihrer zweiten Schätzung zu 2013/14 wird von einer europäischen Getreideernte in Höhe von 290,5 Mio. t ausgegangen, der Verbrauch soll nur wenig auf 273 Mio. t anwachsen.

Mit 45,2 Mio. t war die deutsche Getreideernte 2012 doch besser als zunächst befürchtet. Für 2013 taxiert der DRV die deutsche Ernte mit 45,5 Mio. t aktuell etwas höher. Mehr Weizen, weniger Körnermais, deutlich weniger Sommergerste sind dort die zentralen Aussagen.


Futtergerste

Futtergerste wies im zurückliegenden Vermarktungsjahr in Baden-Württemberg anfangs ein stabiles Erzeugerpreisniveau von 21 - 21,50 €/dt auf, wobei der Preis seit November stabil bei 21,50 €/dt lag. Mit Blick auf die neue Ernte war in den letzten 3 Monaten ein leichter Preisrückgang auf 20,50 bis 21 €/dt zu beobachten. In Europa und Deutschland wird mit einer leichten Entspannung am Getreidemarkt gerechnet. Am Markt wird derzeit wieder alterntige Ware angeboten, die nur schwer Käufer findet.


Braugerste

Braugerste leidet unvermindert unter dem reichlichen Angebot aus der Ausdehnung der Anbauflächen in 2012. Als Ersatzkultur für ausgewinterten Weizen und Wintergerste stand in Deutschland mit 560.000 ha 40 % mehr Sommergerste zum Drusch an. Bei hohen Erträgen von 54,9 dt/ha (5-Jahresdurchschnitt: 47,1 dt/ha) fiel das Angebot an Braugerste mit gut 1,5 Mio. t folglich hoch aus und Braugerstenanbauer erhalten derzeit mit 21,80 €/dt für gute Ware nur so viel wie für Brotweizen. Entsprechend enttäuscht sind die Anbauer. So überrascht es nicht, dass die Sommergerstenfläche 2013 in Deutschland nur auf 370.000 ha und damit sogar 50.000 ha unter 2011 geschätzt wird.

Auch europaweit wird Sommergerste stark eingeschränkt, vor allem die klassischen Braugerstenexporteure Dänemark und Frankreich, aber auch Tschechien und Polen bauen weniger Sommergerste an. Eine Verknappung der Braugerste zur neuen Ernte könnte die Folge sein. Dennoch bleiben die Preise, auch für die neue Ernte, unter Druck. Franko Mannheim kostet Braugerste derzeit 24,65 €/dt. An der MATIF sitzen die Braugerstenkurse im Keller, der Novemberkontrakt 2013 verzeichnete mit 237 €/t den tiefsten Stand seit Juni 2012.


Brotweizen

Ende April taxiert die EU-Kommission die Weizenernte (incl. Hartweizen) 2012/13 auf 131,8 Mio. t, den Verbrauch auf 118,9 Mio. t. Der Weizenexport aus der EU verläuft auf Hochtouren, bis Ende April wurden über 18 Mio. t geliefert. Bestätigt sich die Schätzung, werden die Weizenbestande in der EU bis Ende Juni auf nur noch 9,9 Mio. t schrumpfen. Trotz der scheinbar knappen Versorgung herrscht am physischen Markt Flaute, selbst gute Weizenpartien finden derzeit nur schwer Käufer.

Die Mühlen versichern, kurzfristig gut gedeckt zu sein. Die Weizenpreise zeigen sich entsprechend schwächer. Am physischen Markt liegt der Erzeugerpreis für Brotweizen derzeit bei rund 22 €/dt, franko Mannheim werden Großhandelspreise für Brotweizen von 25,25 €/dt genannt. Die Prämie für Qualitätsweizen fällt mit nur 0,50 €/dt moderat aus, für E-Weizen zeigten sich die Prämien mit 1,50 - 1,70 €/dt ebenfalls rückläufig.


Terminmarkt Weizen

Mit Ausnahme einer kleinen Erholungspause im März weisen die Weizenkurse der neuen Ernte seit Jahresbeginn nach unten. Am 20. Mai wurde Novemberweizen 2013 zeitweise schon nahe der 200 €/t-Marke gehandelt. Weltweit hohe Ernteerwartungen, die gute Entwicklung der Bestände in Europa und bisher ausbleibende Katastrophenmeldungen lassen den Kurs knapp über 200 €/t seitwärts pendeln. Sollte sich die Ernteschätzung bestätigen, besteht auch noch geringer Spielraum nach unten. Auf der Nordhalbkugel sind aber noch 2 bis 3 Monate bis zur Ernte und das Korn ist noch nicht in der Scheune.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

 Höhere Zölle auf russisches Getreide

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich