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21.01.2015 | 13:28 | Marktdaten 

Agrarmarkt-Rückblick 2014: Wie gewonnen so zerronnen

Berlin - Die Landwirtschaftskammern legen ihre Vorschätzung über die Entwicklung der Wirtschaftsergebnisse für das laufende Wirtschaftsjahr 2014/15 vor. Die vorliegende Prognose basiert auf den Buchführungsergebnissen von Haupterwerbsbetrieben des Vorjahres 2013/14, auf Ergebnissen des ersten Halbjahres und auf Trendanalysen.

Wirtschaftsdaten
Die vorliegende Prognose basiert auf den Buchführungsergebnissen von Haupterwerbsbetrieben des Vorjahres 2013/14. (c) proplanta
Die Ernteerträge aus dem Jahr 2014 waren recht erfreulich. Doch aufgrund der überversorgten Märkte führt die grundsätzlich positive Bilanz nicht zu auskömmlichen Agrarpreisen. So schlagen die schlechten Preise im Betriebsergebnis deutlich stärker durch, als die Kosteneinsparungen. Demgemäß sinken die Betriebsergebnisse im Wirtschaftsjahr 2014/15 um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. Alle gängigen Zielgrößen, wie der fünfjährige Durchschnitt, die volle Faktorvergütung etc. werden nicht erreicht. Eigenkapitalverluste und überdies Liquiditätsprobleme, vor allem bei Betrieben, die großzügig investierten, werden die Folge sein.

Gute Wachstumsbedingungen


Nach dem milden Winter 2013/2014 setzte das Frühjahr zeitig ein. Im Ganzen ergaben sich gute Wachstumsbedingungen bis in den Frühsommer hinein. Der Sommer 2014 zeigte sich dann als warm und regnerisch. Bei Getreide brachte die Nässe sogar regionale Qualitätsprobleme ein. Menge und Qualität des Grundfutters aus dem Kalenderjahr 2014 sind durchweg als gut bis sehr gut zu bezeichnen.

Überwiegend sehr gute Ernte

Bei Getreide gaben die Erträge im Südwesten gegenüber dem Vorjahresniveau um bis zu 4 Prozent nach. Nach Norden hin nahmen die Getreideerträge immer weiter zu. In Schleswig-Holstein wurden sogar 105 dt/ha Winterweizen im Landesdurchschnitt gedroschen. Gegenüber den ohnehin schon erfreulichen Vorjahreserträgen konnte in den nördlichen Bundesländern eine weitere Ertragssteigerung von bis zu 15 Prozent realisiert werden.

Bei den Rapserträgen ergab sich ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr im Südwesten; und zwar um 3 Prozent . Nach Norden hin nahm der Ertrag zu. Teils wurden 10 Prozent  Ertragszuwachs erzielt.

Die Erträge an Zuckerrüben waren 2014 überall sehr gut. Durchschnittliche Erträge lagen um 70 t/ha. In Gunstlagen wurden bis zu 85 t/ha erreicht. So ergaben sich prozentuale Steigerungen zwischen 10 und 20 Prozent.

Auch Kartoffeln gab es reichlich. Übliche Spannen des Ertragszuwachses rangieren im Bereich zwischen 5 und 7 Prozent. Auch hier gilt: Je nördlicher, desto besser. Niedersachsen vermeldet sogar einen Zuwachs an Kartoffelerntemenge von 26 Prozent.

Preiseinbrüche in ganzer Linie


Die Preise für Getreide, Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln gaben auf breiter Front nach. Auch über das gesamte Wirtschaftsjahr hinweg betrachtet, bleibt es bei Preiseinbrüchen gegenüber dem Vorjahr. Bei Getreide (-8 bis -13 Prozent ) und Raps (-10 bis -14 Prozent  erklärt sich diese Entwicklung vor allem durch weltweit hohe Ernten. Ein zusätzlich hohes Binnenaufkommen kann da nur schlecht untergebracht werden. Bei Zucker stehen die internationalen Märkte durch ein hohes Angebot unter Druck. Verschärft wird dieser Druck durch eine nationale Überversorgung. Alles in allem sind nachgebende Preise zwischen -8 und -15 Prozent  hinzunehmen. Angesichts einer Kartoffelschwemme brechen die Preise für Speisekartoffeln als freie Ware im Durchschnitt des gesamten Wirtschaftsjahres um -30 bis -60 Prozent  ein.

Milchpreise geben um etwa 6 Cent nach

Anfang 2014 hatte China erhebliche Mengen an Milch bzw. Milchprodukten aufgekauft und damit den Preis nach oben getrieben. Eine weltweit erhöhte Milchproduktion bei geringerer Nachfrage sorgte jedoch anschließend für rückläufige Kurse bei Milchprodukten. Zusätzlich setzte der Importstopp Russlands den Milchmarkt noch weiter unter Druck. Im Ergebnis fehlen die Exportmöglichkeiten und der Milchpreis nimmt ab. Für das gesamte Wirtschaftsjahr 2014/15 gehen die Landwirtschaftskammern davon aus, dass die Milchpreise im Südwesten um 12 Prozent  nachgeben und im Norden um bis zu 20 Prozent.

Dabei ist zu beachten, dass im Zuge der EU-Agrarreform die Milchquote ab dem 1. April 2015 abgeschafft wird. Welche Auswirkungen diese Änderung auf den Milchmarkt haben wird, darf mit Spannung erwartet werden.

Rindfleischpreise geben nach

Ein etwas erhöhtes Angebot im Inland, eine schleppende Fleischnachfrage und reduzierte Exportmengen, vor allem nach Russland, sorgen auch im Handel mit Schlachtrindern für rückläufige Erzeugerpreise. Besonders deutlich geben über das Wirtschaftsjahr 2014/15 hinweg die Erzeugerpreise für Schlachtkühe nach (-8 Prozent ). Die erhöhten Milchkuhbestände und nachgebenden Milchpreise sorgen dafür, dass mehr Milchkühe ausselektiert werden. Weniger Importe aus Südamerika und neue Exportmöglichkeiten sind der Grund, weshalb der Ganzjahrespreis für Jungbullen um nur 3 Prozent  nachgeben wird.

Schweinepreise unter Druck

Ende Januar 2014 brach in Litauen die afrikanische Schweinepest aus. Daraufhin verhängte Russland ein Importverbot für Schweine und Schweinefleisch aus der gesamten EU. Mitte 2014 weitete Russland wegen der Ukrainekrise sein Importstopp auf alle Agrarprodukte und Nahrungsmittel aus der EU aus. Damit erhöhte sich das Fleischangebot innerhalb der EU. Nachgebende Notierungen waren die Folge. Für das gesamte Wirtschaftsjahr 2014/15 ist von Preisen auszugehen, die zwischen 7 und 11 Prozent  unter dem Vorjahresniveau liegen.

Ferkelpreise in der Abwärtsspirale

Mit dem Rückgang am Schweinemarkt nahm ab Juni 2014 die Nachfrage nach Ferkeln spürbar ab. Es ergab sich ein Überhang, in dessen Fahrwasser die Ferkelpreise fielen. Eine Markterholung ist noch nicht in Sicht. Für das gesamte Wirtschaftsjahr rechnen die Kammern mit Preisen von 14 bis 22 Prozent  unter dem Vorjahresniveau.

Spezialkosten überwiegend günstiger

Einsparungen lassen sich bei Saat- und Pflanzgut (3 bis 8 Prozent ), bei Ferkeleinkäufen (8 bis 20 Prozent ), Futtermitteln (7 bis 17 v) und bei Treib- und Schierstoffen (5 bis 10 Prozent ) umsetzen. Unterschiedliche Einschätzungen gibt es in den Landwirtschaftskammern zu der Frage, ob der Jahresdurchschnittspreis 2014/15 für Dünger günstiger oder teurer ausfallen wird (-2 Prozent  bis +2 Prozent ). Gleiches gilt für Strom (-5 Prozent bis +1 Prozent).

Gemeinkosten: Alles teurer

Bei Abschreibung und Unterhaltung wird mit moderaten Mehrausgaben von 2 Prozent  kalkuliert. Pacht und Mietaufwendungen werden weiterhin um 4 bis 5 Prozent  steigen. Bei Personalkosten kann von einem zusätzlichen Aufwand von 8 Prozent  ausgegangen werden.

Weniger Prämien

Die 2014 ausgezahlte Betriebsprämie folgt erstmals den Regeln der neuen Förderperiode. Die Basisprämie ist zwar niedriger, als im Jahre 2013. Demgegenüber entfällt die obligatorische Modulation in Höhe von 10 Prozent  über 5.000 € hinaus. Neu sind auch die Umverteilungsprämie für die ersten 46 ha und weitere Abzüge für Haushaltsdisziplin bzw. Rückerstattung aus dem Topf der Krisenbewältigung. Überwiegend gehen die Kammern von einem Rückgang des ausgezahlten Prämienvolumens aus. Unverändert wird die Situation in Niedersachsen eingeschätzt. Dort sieht die Kammer keine Einbußen voraus. Spürbar schwächer wird die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen bewertet. Die dortige Landwirtschaftskammer rechnet mit einem Einnahmeausfall in Höhe von 14 Prozent  gegenüber dem Prämiensatz des Vorjahres.

Ackerbau bricht ein

Die sehr erfreulichen Erntemengen und gewisse Einsparungspotentiale werden von den niedrigen Marktpreisen für Marktfrüchte deutlich überlagert. Allein Schleswig-Holstein kann wegen seiner absoluten Rekordernte geringfügig zulegen. Ausgehend von einem mäßigen Vorjahr werden die Betriebsergebnisse dort bei knapp 59.000 Euro liegen, für Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind aufgrund des guten Vorjahres prozentuale Rückgänge zwischen 20 bzw. 24 Prozent  zu prognostizieren. Demgemäß dürften sich bei den dortigen Ackerbauspezialbetrieben Gewinne von 64.000 bzw. 69.000 Euro ergeben. Ein noch stärkerer Rückgang des Unternehmensergebnisses wird für den Südwesten vorhergesehen. Für Rheinland-Pfalz gehen die Kammern von einem Rückgang um 41 Prozent  auf 43.000 Euro aus. Für das Saarland sind sogar voraussichtliche Einkommenseinbußen von 48 Prozent festzustellen (23.000 Euro). Überwiegend wird die zu fordernde 100-Prozent-Marke bei der Nettorentabilität verfehlt, so dass die eingesetzten Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital und Boden) nicht voll vergütet werden können. Ackerbaubetriebe mit einer Ausrichtung auf Getreide werden besser abschneiden, als Unternehmen mit einer Ausrichtung auf Hackfrüchte.
 
Futterbau: Wie gewonnen so zerronnen

Ein etwa 6 bis 10 Cent geringerer Milchpreis beendet die hoch erfreuliche Einkommenssituation des Vorjahres. Günstige Futtermittel, betriebliches Wachstum, günstigere Tierzukäufe und steigende Milchleistungen können die rückläufigen Einnahmen nur mildern. So brechen die Unternehmensergebnisse der Futterbaubetriebe in einer Spanne zwischen 30 und 48 Prozent  ein. Durchschnittliche Betriebseinkommen werden um die 50.000 Euro-Marke liegen. Die Nettorentabilität des Futterbaus wird zwischen 53 und 88 Prozent liegen. Am Ende werden sich die Futterbaubetriebe in die wirtschaftliche Situation von vor zwei Jahren zurückversetzt fühlen. Vor allem solche Betriebe, die in den zurückliegenden Jahren großzügig investiert haben, werden nun einen hohen Kapitaldienst leisten müssen. In Verbindung mit einer Superabgabe und unbefriedigenden Einnahmen werden viele Milcherzeuger Probleme haben bzw. bekommen, zahlungsfähig zu bleiben.

Schweinehaltung auf Talfahrt

Auch die Veredlungsbetriebe, überwiegend Schweinehalter, müssen von deutlich weniger Einkommen ausgehen. Häufig wird die wirtschaftliche Stabilität nur dann aufrechterhalten werden können, wenn die Betriebsleiter auf Reserven zurückgreifen. Die sinkenden Ferkel- und Schlachtschweinepreise sind die Hauptursachen. Günstiges Futter, wegen gesunkener Getreide- und Sojapreise, kommt allen Schweinehaltern zugute. Abfallende Ferkelpreise helfen nur den Mästern und bescheren den Ferkelerzeugern schmerzliche Einkommensverluste. Das Unternehmensergebnis der schweinehaltenden Betriebe wird zwischen 20 und 40 Prozent  nachgeben. Die absoluten Gewinne werden zwischen 40.000 und 56.000 Euro liegen. Die Nettorentabilität wird sich, je nach Größe, Ausrichtung, Region etc., zwischen 57 und 84 Prozent bewegen.
 
Weinbau blickt besseren Ergebnissen entgegen

Günstige Witterungsbedingungen sorgten im Herbst 2014 für eine um rund 6 Prozent  höhere Erntemenge als im Vorjahr. Probleme mit der Kirschessigfliege verhinderten, vor allem bei Rotwein, eine noch höhere Menge. Der Aufwand in der Außen- und Innenwirtschaft steigt nur moderat. Können die Preise für Fass- und Flaschenwein gehalten werden, so wird ein höheres Ergebnis als 2013/14 erzielt. Bessere Ernte, nur leicht gestiegene Kosten und unveränderte Preise führen in der Summe dazu, dass Weinbaubetriebe 2014/2015 wieder bessere Unternehmensergebnisse verzeichnen werden. Ähnlich exakte Voraussagen wie z. B. im Ackerbau sind im Weinbau auf Grund der großen Bedeutung der Lagerbestände aus Vorjahren nicht möglich.

Betriebsgruppen rücken wieder dichter zusammen

In Abhängigkeit von der Spezialisierung wirken sich positive und negative Faktoren in sehr unterschiedlichem Umfang auf die jeweilige Einkommensentwicklung aus. Auffallend ist jedoch, dass die Hauptgruppen wieder recht dicht zusammen liegen. Hinsichtlich der Betriebsausrichtungen gibt es keinen klaren Verlierer oder deutlichen Gewinner. Im Grunde werden alle Betriebsausrichtungen Einnahmen verlieren und fast durchgängig Eigenkapitalverluste hinnehmen müssen.

Durchschnittlich ein Drittel weniger Gewinn

Im Durchschnitt aller Betriebe und Regionen wird eine Verringerung des Gewinns zwischen 25 bis 56 Prozent geschätzt. Die Unternehmensergebnisse dürften bei etwa 50.000 Euro liegen; im Saarland sogar nur bei 32.000 Euro. Der 5-jährige Durchschnitt wird nirgends erreicht. Die prognostizierte Nettorentabilität wird in diesem Wirtschaftsjahr keine volle Entlohnung der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden erlauben. Auf einen Unternehmergewinn werden die Betriebe vollständig verzichten müssen. Die Agrarstatistik zeigt alle 5 Jahre für die Landwirtschaft ein wirtschaftliches Tief. Zu hoffen bleibt, dass diese Phase bald überwunden wird. Entscheidend wird dafür sein, dass Russland seinen Lieferstopp tatsächlich nach einem Jahr beendet. (VLWK)
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