«Auch der Mai war wieder deutlich zu trocken. An den sächsischen Wetterstationen betrugen die Niederschläge im Monat Mai durchschnittlich nur etwa 55 Prozent des langjährigen Monatsmittelwertes», teilte das
Agrarministerium am Freitag auf Anfrage mit.
In den Landkreisen Nordsachsen und Leipzig sowie in den nördlichen Regionen der Landkreise Mittelsachsen, Meißen, Bautzen und Görlitz gebe es Anzeichen für Trockenstress bei landwirtschaftlichen Kulturen. Wassermangel schränkt das Wachstum der Pflanzen ein und lässt die Erträge schrumpfen.
«Flächendeckend leiden die Getreidebestände jedoch nicht an Trockenstress, da in Bodenschichten unterhalb von 60 Zentimetern Bodentiefe meist noch ausreichend Wasser zur Verfügung steht», sagte Ministeriumssprecher Robert Schimke.
Im Unterschied zu den Trockenjahren 2018 bis 2020 seien die Böden im Winter 2021/22 tiefer durchfeuchtet worden. «Davon profitieren die Bestände noch heute. Auf sehr sandigen Standorten in Nordsachsen, die auch in tieferen Bodenschichten schon weiter ausgetrocknet sind, ist allerdings bereits eine vorzeitige Reife der
Wintergerste zu beobachten.»
Frühjahrs- beziehungsweise Sommerkulturen wie Mais und Zuckerrüben, die erst im April oder Mai ausgesät wurden, würden abgesehen von sehr sandigen Standorten bisher kaum Symptome von Trockenstress zeigen, sagte der Ministeriumssprecher. «Hier sind die Bodenwasservorräte in bis zu 60 Zentimeter Tiefe laut Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes aktuell noch ausreichend.»
Die für das Wochenende vorhergesagte
Hitzewelle werde die Austrocknung der Böden vorantreiben, erklärte Schimke. «Das könnte auch die vorzeitige Reife der Wintergerste (Notreife) in den nördlichen Regionen Sachsens weiter beschleunigen.
Sollte die Hitzewelle über einen längeren Zeitraum anhalten, besteht zudem die Gefahr, dass der Winterweizen in Notreife gerät.» Notreife führt zu Ertrags- und Qualitätseinbußen. Seriöse Ertragsprognosen könnten aber bisher für keine Fruchtart abgegeben werden.
Beim industriell betriebenen
Gemüseanbau, vor allem im Biogemüseanbau, gibt es nach Angaben des Ministeriums schon jetzt Ertragseinbußen von einem Drittel - bedingt durch ein starkes Auftreten von Blattläusen und Virosen.
Das stehe im indirekten Zusammenhang mit der Trockenheit und den Witterungsverhältnissen. «Im konventionellen, Industriegemüseanbau werden die ersten Schäden erwartet, wenn die Trockenheit weiterhin anhält. Bohnen sind noch nicht betroffen, da sie gerade erst ausgesät werden. Bei Zwiebeln ohne Bewässerung sind bereits 20 Prozent Ertragsverluste absehbar.» Schimke zufolge sind auch im Obstbau erste Anzeichen von Trockenstress an den Bäumen zu erkennen - hängende Blätter.
«Die eigentliche wasserintensive Zeit beginnt gerade erst, insbesondere bei Äpfeln. Bei Kirschen bringt die Trockenheit einen leichten Vorteil, da weniger Früchte platzen. Aber auch hier wäre Regen gut gewesen, um die Fruchtgröße zu fördern», sagte Schimke. Tafelbeerenfrüchte, insbesondere Erdbeeren, würden bewässert oder zeigten eine starke Abnahme der Fruchtgröße.
«Im Weinbau treten regionale Unterschiede auf. Obwohl junge Reben generell Trockenstress zeigen und bewässert werden müssen, äußert sich das bei alten Pflanzen bisher nur auf trockenen Standorten», hieß es abschließend. Auch beim Wein stehe die Periode eines hohen Wasserbedarfs erst noch bevor.