Wie der Verband diese Woche (2.1.) in einem Ausblick auf das Jahr 2018 feststellte, werden dafür neben konjunkturellen Entwicklungen - insbesondere in China und Indien - auch die politischen Instabilitäten in Europa von Bedeutung sein. Darüber hinaus dürfte der schwache Dollar Auswirkungen auf die Exporte sowie auf die Agrar- und Lebensmittelmärkte haben. Trotzdem setzten die Genossenschaften auf eine Belebung der Getreideexporte in den Wintermonaten.
Unterdessen gewinne die Digitalisierung im
Agrarhandel rasant an Bedeutung, so der DRV. Vernetzt würden nicht nur Maschinen auf den landwirtschaftlichen Betrieben, sondern zunehmend komplette Prozessketten von der Bestellung über die Logistik bis zur Rechnungsbegleichung. Zum Jahr 2017 berichtete der Verband, dass die angeschlossenen 2.100 genossenschaftlichen Unternehmen ihre Erlöse im Vergleich zum Vorjahr nach ersten vorläufigen Schätzungen auf insgesamt 61,4 Mrd. Euro gesteigert hätten; das wären 2,2 % mehr als 2016.
Allerdings fielen die Entwicklungen in den verschiedenen Sparten erneut recht uneinheitlich aus. So erhöhte sich der DRV-Schätzung zufolge der Umsatz in der
Milchwirtschaft um 17,9 % auf 13,8 Mrd. Euro und in der Vieh- und
Fleischwirtschaft um 3,2 % auf 6,4 Mrd. Euro. Gleichzeitig stieg der Erlös der 730 Agrargenossenschaften gegenüber 2016 um 5,6 % auf 1,9 Mrd. Euro. Dabei habe sich die wirtschaftliche Situation in der
Milcherzeugung deutlich erholt, während die Entwicklungen im
Ackerbau und in der Schweinehaltung weniger günstig gewesen seien.
Derweil musste die Warenwirtschaft - die umsatzstärkste Sparte im
DRV - nach dessen Angaben angesichts der erneut schwachen
Getreideernte in Deutschland und des anhaltenden Preisdrucks einen
Umsatzrückgang um 2,8 % auf 34,3 Mrd. Euro hinnehmen.
Stabile Erlöse der WinzergenossenschaftenFür die Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft meldet der DRV für 2017 im Vorjahresvergleich indes ein nur geringfügiges Minus; sie erzielten einen Gesamterlös von schätzungsweise 3,3 Mrd. Euro. Stabilisieren konnte sich insgesamt dagegen der Umsatz der Winzer- und Weingärtnergenossenschaften, und zwar auf dem Vorjahresniveau von rund 900 Mio. Euro.
Unterdessen hätten sich die Landwirte über höhere Milchauszahlungspreise und Schweinefleischnotierungen freuen können. Die verbesserte Einkommenslage in der
Landwirtschaft habe den Investitionsstau bei der Land- und Stallbautechnik teilweise aufgelöst. Als innovative
Betriebsmittel hätten sich digitale Services für die landwirtschaftlichen
Betriebe und für die Geschäftsabläufe in Genossenschaften etabliert.
Tierbestände werden wahrscheinlich abgestocktWie der
Raiffeisenverband mit Blick auf die Perspektiven für die Futterwirtschaft im Jahr 2018 ausführte, ist zunächst ein stabiler Markt zu erwarten, der aber im Jahresverlauf mit einer rückläufigen Nachfrage konfrontiert werden könnte. Die Futtermittelbranche sei nämlich trotz der durchwachsenen Getreideernte ausreichend mit Rohware versorgt.
Als Konsequenz der verschärften Auflagen für Nährstoffüberschüsse sowie für die Verringerung der Phosphat- und Stickstoffgehalte erwartet der DRV außerdem eine Abnahme der Tierbestände mit negativen Auswirkungen auf die Mischfutterproduktion. Weitere wichtige Belastungsfaktoren seien die Entwicklung der Ausbrüche von
Geflügelgrippe, die Ausbreitung der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) und voraussichtlich sinkende Milcherzeugerpreise.
Die
Milchproduktion werde wahrscheinlich in den ersten Monaten von 2018 in der EU und in wichtigen Exportregionen über dem Vorjahresniveau bleiben, so dass das steigende Angebot die ebenfalls anziehende Nachfrage übertreffen dürfte. Deshalb erwartet der DRV nur für die ersten Monate stabile Milcherzeugerpreise.
Brexit sorgt für UnsicherheitDie weitere Entwicklung des Schweinepreises sieht der Verband in einer starken Abhängigkeit von den Absatzchancen in Asien. Wenn die derzeitigen Ausfuhrbedingungen fortbestünden, sei für 2018 mit Notierungen auf dem Vorjahresniveau zu rechnen. Trotz derzeit moderater
Futterkosten wird ein leichter Rückgang in der
Bullenmast und der Rindfleischerzeugung erwartet. Dagegen prognostizieren die Berliner Fachleute für die EU insgesamt einen gemäßigten Anstieg. Große Unsicherheiten vor allem für die europäische
Rindfleischproduktion berge der Ausgang der Verhandlungen über den Brexit und das
Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten.
Pflanzenschutzmittel im Gartenbau nur eingeschränkt verfügbarMit Blick auf die Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft wies der Raiffeisenverband auch auf erhebliche Herausforderungen für die Produzenten und
Vermarkter durch die politischen Rahmenbedingungen hin. Wichtige Punkte seien hier die weitere Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln, die neue
Düngeverordnung, der Mindestlohn und die Diskussionen mit Umweltschützern über die Verwendung von Folienabdeckungen.
Für die Winzer- und Weingärtnergenossenschaften geht der DRV trotz des schwierigen Wettbewerbsumfelds auf dem rückläufigen deutschen
Weinmarkt für 2018 von einem leichten
Umsatzplus aus. Die
Erntemenge reiche zusammen mit den eingelagerten Beständen der Vorjahre für eine flächendeckende
Versorgung des Handels. Die kleine europäische Ernte werde allenfalls kurzfristig zur Entspannung des Marktes beitragen. Umsatzsteigerungen seien nur noch über innovative Wertschöpfungsstrategien möglich.
Verlässlicher agrarpolitischer Rahmen gefragtDerweil bleibt die wirtschaftliche Situation der Agrargenossenschaften nach Einschätzung des Raiffeisenverbandes nach den Rückschlägen in den Jahren 2015 und 2016 angespannt. Die Mehrfamilienbetriebe seien auf verlässliche wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen angewiesen.
Eine Fortsetzung der 2017 eingeleiteten Erholung setze insbesondere offene und stabile internationale Agrarmärkte voraus. Zudem belege die volatile Entwicklung die Notwendigkeit eines verlässlichen agrarpolitischen Rahmens für die Land- und Agrarwirtschaft. Deshalb erwarteten die Agrargenossenschaften die Fortsetzung der Direktzahlungen aus der Ersten Säule der Gemeinsamen
Agrarpolitik (
GAP) auch nach 2020. Bei der künftigen Ausgestaltung der Direktzahlungen müssten sie wie bisher als Mehrfamilienunternehmen anerkannt werden, fordert der DRV.