Die Landwirte schauten derzeit nur noch auf die Wetterkarte, sagte Vorstandschef Clemens Große Frie der Nachrichtenagentur dpa vor der Hauptversammlung des Unternehmens am Dienstag in Oldenburg. Die Knappheit bei Agrarrohstoffen werde sich womöglich noch verschärfen, sagte Große Frie. Durch steigende Preise könnten viele Bauern und Händler aber Einbußen beim geernteten Volumen ausgleichen.
Agravis erwartet 2011 sogar einen Umsatzsprung auf sechs Milliarden Euro.
«Unsere Experten sagen schon jetzt: Eine Ernte wie letztes Jahr, die gerade mal unterdurchschnittlich war, wird wohl nicht erreicht», sagte Große Frie. Wegen des geringen Angebots an Getreide und Ölpflanzen dürften die Agrargenossenschaften in Norddeutschland aktuell zwar gut verdienen. «Auf der anderen Seite laufen wir aber Gefahr, ausgerechnet in der Ernte-Hochphase auf ein sehr hohes Preisniveau zu kommen», schränkte der Vorstandschef ein. «Dann hat kein Händler gern zu hohe Bestände.»
Derzeit schwankten die
Getreidepreise an der
Warenterminbörse in Paris erheblich, sagte Große Frie. Die Händler rechneten mit einem November-Preis beim Korn von 220 Euro je Tonne, ein Drittel sei bei Agravis schon unter Vertrag. «Infolge der Trockenheit und der weltweiten Lage erwarten wir aber, dass er noch ein bisschen ansteigen kann.» Dies eröffne den Bauern selbst bei schlechter Ernte gute Verdienstchancen.
Agravis sieht sich aber weiter im Aufwind. Vor Steuern soll der Gewinn in diesem Jahr um rund ein Viertel auf 36 Millionen Euro klettern. «Der Umsatz wird stramm über sechs Milliarden Euro hinausgehen», sagte Große Frie. Die ersten vier Monate zeigten einen positiven Trend. «Wir liegen mit knapp zwei Milliarden Euro Umsatz oberhalb unserer eigenen Umsatzplanung und 26 Prozent über dem Vorjahresumsatz.»
Die Agravis
Raiffeisen AG mit Sitz in Münster und Hannover hatte 2010 den Umsatz um 10 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro gesteigert. Das Ergebnis vor Steuern stieg auf 29,2 Millionen Euro. Agravis mit 5200 Beschäftigten ist nach dem Münchner Konkurrenten
BayWa die Nummer zwei im deutschen Agrarhandel. Neben dem traditionellen Geschäft mit Getreide und Saaten sowie Futter-, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ist der Konzern in der
Landtechnik, Baustoff- und Mineralölbranche aktiv. Vor kurzem erfolgte der Einstieg in den Vertrieb von Erdgas. (dpa)