Wie „Spiegel Online“ am Dienstag (17.7.) berichtete, nutzte der ehemalige Leiter des Russlandgeschäfts und Geschäftsführer der Futtermittelsparte von Agravis, Konrad Falk, dabei ein Netz von eigenen Firmen und eine überhöhte
Pacht für das Agravis-Werk. Als Informationsquellen gibt das Online-Magazin Mitarbeiter und ein Aufsichtsratsmitglied von Agravis an.
Falk habe seine Karriere Anfang der Neunzigerjahre in einem deutschen Futtermittelwerk der Agravis begonnen. Durch „einflussreiche Unterstützer“ habe er es bis zum Leiter des Russlandgeschäfts gebracht. Das Agravis-Futtermittelwerk habe er mit einem Geflecht eigener Firmen umgeben, die teilweise „Agravis“ im Namen getragen hätten, schreibt Spiegel Online. Außerdem sei er Eigentümer des Grundstücks in Russland gewesen, auf dem das Agravis-Werk 2009 gebaut worden sei.
Für die Nutzung soll er von dem Konzern eine monatliche Pacht von mehr als 30.000 Euro verlangt haben. Das entsprach einer Agravis-Mitarbeiterin zufolge dem Dreifachen des ortsüblichen Preises. Die Zusammenhänge seien erst 2015 durch einen Anwalt aufgedeckt worden, berichtete das Magazin weiter. Im Dezember desselben Jahres habe Agravis das Werk „zurückerobert“. Unter einem neuen Direktor seien im Jahr 2016 erstmals schwarze Zahlen geschrieben worden.
Agravis nimmt vorsichtig StellungDie von Spiegel Online genannte Schadenssumme kommentierte Agravis gegenüber AGRA-EUROPE mit Verweis auf laufende Gerichtsverfahren nicht. Allerdings bestätigte ein Firmensprecher, dass fast die komplette Führungsebene in Russland ausgetauscht worden sei. Außerdem habe man die konzernweit geltenden Compliance-Regeln weiterentwickelt. Die Gruppe sei seit 2004 in Russland aktiv und habe in den Folgejahren eine Mischfutterproduktion in Novoaleksandrowsk aufgebaut.
Im Ein- und Verkauf habe man dort vor allem mit Unternehmen in Geschäftsbeziehungen gestanden, die mittelbar oder unmittelbar einer schweizerischen Treuhandgesellschaft gehört hätten. Seit Mitte 2015 habe es Hinweise gegeben, dass ein leitender Agravis-Mitarbeiter Mehrheitsgesellschafter dieser Gesellschaft gewesen sei, so der Sprecher. Außerdem habe sich herausgestellt, dass alle das Mischfutterwerk umgebenden Grundstücke einschließlich der Zu- und Abfahrten im Besitz eines Unternehmens gewesen seien, das ebenfalls mehrheitlich einem leitenden Agravis-Mitarbeiter gehört habe.
Inzwischen befinde sich das Futtermittelwerk in Novoaleksandrowsk einschließlich aller notwendigen Zu- und Abfahrten vollständig im Eigentum der Agravis. An diesem Standort würden jährlich rund 60.000 t
Mischfutter für den regionalen Markt produziert - mit steigender Tendenz. Der Vorstand der Agravis habe den Aufsichtsrat laufend über das Russland-Geschäft informiert. Erforderliche Entscheidungen seien im Aufsichtsrat besprochen und genehmigt worden.