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18.01.2018 | 06:00 | Studie 

Agribusiness wächst 2017 dank höherer Preise wieder

Hannover - Ein höheres Preisniveau hat den Betrieben im deutschen Agribusiness 2017 Rückenwind gegeben und zu teils kräftigen Umsatzanstiegen geführt.

Agribusiness
(c) proplanta
Insgesamt konnte die Branche ihre Umsätze nach vorliegenden Schätzungen um 3,4 Prozent auf 225,7 Milliarden Euro steigern. Damit lässt das Agribusiness zwei schwierige Jahre hinter sich und kehrt auf den Wachstumspfad zurück.

Das Agribusiness bleibt damit in Deutschland – nach dem Fahrzeug- und dem Maschinenbau – die drittgrößte Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes und dürfte ihren Anteil am Gesamtumsatz leicht gesteigert haben. 2016 betrug ihr Anteil rund 12,1 Prozent. Die bedeutendsten Teilbranchen des deutschen Agribusiness sind die Lebens- und Futtermittelindustrie, die Getränkeindustrie, die Landtechnikindustrie, die Saatzuchtindustrie, die Hersteller von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie der Landhandel.

Ob es der Branche gelingt, ihr Wachstum 2018 fortzusetzen, ist allerdings fraglich. Zahlreiche grundlegende Probleme bleiben bestehen, gleichzeitig kommen neue Herausforderungen hinzu: Trotz des 2017 durchgesetzten höheren Preisniveaus werden die Preise für Agrarprodukte auf den Weltmärkten weiter stark schwanken. Strengere Anforderungen an die Nutztierhaltung und die Bewirtschaftung von Ackerflächen setzen dem Wachstum Grenzen. Obendrein leidet die Agribusiness-Branche unter dem sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel und schließlich verlangt die zunehmende Digitalisierung den Betrieben erhebliche Investitionen ab.

Milchwirtschaft mit höchstem Umsatzzuwachs

Die größte Teilbranche – die  Ernährungsindustrie – erzielte 2017 geschätzt ein Umsatzplus von 4,5 Prozent auf rund 179 Milliarden Euro. Die Ernährungsindustrie umfasst neben der Fleisch- und der Milchwirtschaft auch weitere Teilbranchen wie die Fischverarbeitung, die Obst- und Gemüseverarbeitung, die Hersteller von pflanzlichen sowie tierischen Ölen und Fetten, die Hersteller von Back- und Teigwaren, die Futtermittel- und die Getränkeindustrie. Erfasst wurden Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern, Zahlen für kleinere Betriebe lagen zum Erhebungszeitpunkt noch nicht vor.

„Die Ernährungsindustrie konnte 2017 einen Rekordumsatz einfahren. Die Unternehmen profitierten insbesondere von den anziehenden Preisen für Nahrungsmittel“, kommentiert Dr. Christian Janze, Partner bei EY.

Professor Dr. Ludwig Theuvsen vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness an der Georg-August-Universität Göttingen ergänzt: „Die Automatisierung unter den Stichworten Smart Farming und Industrie 4.0 hält auch im Agribusiness immer mehr Einzug und erfordert hohe Investitionen. Sie kann aber dabei helfen, besser auf die Schwankungen an den Weltmärkten zu reagieren und die Tierhaltung und Pflanzenproduktion zu verbessern.“

Die milchverarbeitenden Betriebe erwirtschafteten in den ersten drei Quartalen mit 20,4 Milliarden Euro ein deutliches Plus von 3,1 Milliarden Euro beziehungsweise 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr ist mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 27,7 Milliarden Euro zu rechnen – ein deutlicher Anstieg um 16,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Fleischwirtschaft als umsatzstärkste Branche innerhalb der Ernährungsindustrie konnte ihre Umsätze ebenfalls steigern. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 wurden in den Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern 23,2 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Anstieg um 1,64 Milliarden Euro beziehungsweise 7,6 Prozent. Die Gesamtbranche dürfte damit im Gesamtjahr um fünf Prozent auf 43,7 Milliarden Euro wachsen.

Die Umsätze der deutschen Landtechnikindustrie lagen im ersten Halbjahr laut VDMA sieben Prozent über denen des Vorjahreszeitraums. Am Jahresende dürfte nach Schätzung des VDMA ein Umsatzplus im Vergleich zu 2016 von etwa 6,4 Prozent auf rund 7,6 Milliarden Euro stehen.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY und des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness der Georg-August-Universität Göttingen. Die Studie basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. sowie eigenen Berechnungen.

Janze: „Für die deutsche Agrarwirtschaft war 2017 nach langer Durststrecke wieder ein gutes Jahr. Allen voran die Milchwirtschaft hat von einer deutlichen Erholung der Preise profitiert und den Krisenmodus der Vorjahre hinter sich gelassen. Die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen stiegen deutlich. Allerdings droht die nächste Preiskrise, denn die zuletzt gestiegenen Preise haben zu einer Ausweitung der Produktion geführt, was früher oder später ein Preistief zur Folge haben wird.“

Theuvsen: „Die Preisvolatilität für Agrarprodukte und Lebensmittel bleibt weltweit hoch und wird in einigen Bereichen womöglich noch zunehmen. Die Betriebe des Agribusiness müssen sich darauf einstellen und ihr Risikomanagement verbessern. Denkbar sind zum Beispiel Warenterminbörsen oder neue Preismodelle, die das Risiko besser zwischen Landwirten und Lebensmittelverarbeitern aufteilen.“
Pd
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