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11.04.2017 | 09:30 | Arbeitsschutz 
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Arbeitsunfälle in der Landwirtschaft vermeiden - Tipps zur Prävention

Stuttgart - Bei der Arbeit in der Forst- und Landwirtschaft geht es nicht immer ungefährlich zu. Zwar geht die Zahl schwerer Arbeitsunfälle insgesamt zurück, doch leider gibt es auch immer tragische Vorfälle mit tödlichem Ausgang.

Arbeitsunfälle Landwirtschaft
(c) proplanta
Durch Prävention und Achtsamkeit ließen sich viele Arbeitsunfälle vermeiden.

Gefährliche Unfälle und mögliche Prävention

Vor allem im Bereich der Landwirtschaft gibt es viele schwere Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten, wie es die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft seit Langem dokumentiert. Tätigkeiten in der Forst- und Landwirtschaft gehören naturgemäß mit zu den gefährlichsten Jobs. Dennoch lassen sich mit Schutz- und Präventionsmaßnahmen viele Unfälle vermeiden oder schwerwiegende Folgen minimieren. In erster Linie gilt es etwa, die Mitarbeiter umfassend aufzuklären und zu informieren und entsprechend der spezifischen Tätigkeiten etwa mit Großfahrzeugen oder in der Tierhaltung regelmäßig zu schulen. Auch moderne Technologien und neue Arbeitsverfahren können die Arbeitsbedingungen erheblich verbessern und die Arbeit per se erleichtern. Denn bei den meisten Unfällen sind mangelhafte Qualifizierung oder veraltete Technik oder Geräte für Zwischenfälle verantwortlich. Beispiele für derartige Fahrzeuge und Geräte:

  • Häcksler
  • Ballenpresse
  • Mähdrescher
  • Traktor
  • Kreiselmäher
  • Vollernter
  • Gurkenflieger
  • Heuwender

Wertvolle Tipps, um schwere Unfälle zu vermeiden

Wichtig ist, dass Verantwortliche eines landwirtschaftlichen Betriebes dafür sorgen, dass die Sicherheit für ihre Mitarbeiter gewährleistet ist. Einfache Mittel sind neben Aus- und Weiterbildungen auch die regelmäßige Überprüfung von Fahrzeugen und technischen Geräten. Dazu muss man sich auch vor Augen halten, dass für Landwirte und ihre Mitarbeiter durch die Tätigkeiten in der Natur, zusammen mit Tieren wie Rindern, Schweinen oder Pferden sowie mit Technik zahlreiche Unfallrisiken bestehen. In Deutschland gibt es etwa 285.000 landwirtschaftliche Betriebe, in denen etwa eine Million Menschen tätig sind. Die Unfallgefahr ist dabei relativ hoch. In den folgende Absätzen geben wir hierzu einige Beispiele, in welchen Bereichen Vorsichtsmaßnahmen und Sachkenntnis besonders wirksam sind.

Achtsamkeit mit Tieren

In der Tierhaltung sind etwa Tiertransporte an der Tagesordnung. Damit beim Verladen der Tiere wie Kühen oder Pferden keine Verletzungen durch Tritte vorkommen, sollten die Mitarbeiter achtsam mit den Tieren umgehen. Dazu müssen sie wissen, dass der Stresspegel der Tiere erheblich ansteigt, wenn sie neuen Situationen ausgesetzt werden. Daher ist es hier sinnvoll, nicht alleine zu arbeiten, erfahrene Kollegen um Hilfe zu bitten und Hilfsmittel wie ein Treibbrett anzuwenden.

Wichtig ist, die Tiere nicht zu erschrecken und ruhig und besonnen mit den Tieren umzugehen und zu sprechen. Außerdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass auf dem Hof oder im Stall keine Gegenstände wie Arbeitsgeräte und ähnliches im Weg liegen, damit Menschen und Tiere nicht stürzen oder stolpern und sich so verletzten können.

Klassische Arbeitsverletzung: Stürze

Der Sturz vom Dach, von der Leiter oder vom Baum ist wohl einer der Klassiker unter den Arbeitsunfällen. Mögliche Verletzungen können relativ harmlos sein, aber auch schwerwiegend bis tödlich enden. Daher ist es wichtig, dass Leitern funktionstüchtig und intakt sind. Alternativ können etwa bei der Obsternte Arbeitsplattformen oder Arbeitskörbe genutzt werden. Diese können z.B. mit einem Frontlader eingesetzt werden. Damit haben die Arbeiter die Hände frei und einen sicheren Stand. Wenn bestimmte Arbeitsschritte häufig und regelmäßig durchgeführt werden, können auch Treppen, Stufen oder Rampen helfen.

Vorsichtiger Umgang mit Gefahrstoffen

In der Landwirtschaft kommen auch immer wieder gefährliche Stoffe zum Einsatz. Hierzu zählen etwa Düngemittel, Pflanzenschutzmittel oder auch Desinfektionsmittel und ähnliche Chemikalien. Hier können Vergiftungen und Verätzungen auftreten. Daher sind Schutzkleidung, Atemschutz und Handschuhe unabdingbar. Zum einen sollten die Mitarbeiter genau wissen, wie sie mit den entsprechenden Stoffen umzugehen haben, zum anderen müssen die Produkte auffällig gekennzeichnet werden. Selbstverständlich müssen diese Stoffe auch an geeigneter Stelle wie abschließbaren Räumen oder Schränken gelagert werden, damit Kinder und Tiere keinen Zugang haben.

Belastung durch Staub

Auf dem Feld lassen sich Staub und Schmutz nicht vermeiden, etwa an heißen, trockenen Sommertagen. Daher ist es wichtig, sich vor Atemwegserkrankungen zu schützen. Wer häufig und in großen Mengen Staub einatmet, kann rasch eine Allergie entwickeln oder auch chronische Krankheiten wie Asthma oder Bronchitis erleiden. Um das zu vermeiden, bieten sich Atemschutzmasken an. Auch im Stall können die Arbeiter darauf achten, für eine gute Belüftung zu sorgen, um die Staubbelastung zu minimieren. Außerdem lassen sich durch Schleusen entsprechend Stallungen und Betriebsgebäude trennen, um Staub oder Schmutz lokal zu begrenzen.

Belastungen durch Lärm

Schutzbekleidung wie Sicherheitsschuhe, Handschuhe etc. sollten selbstverständlich sein. Doch vielfach nur unzureichend beachtet werden Aspekte des Gehörschutzes. Permanenter Lärm, insbesondere am Arbeitsplatz, steht mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung. Die Gesetzliche Unfallversicherung zählte allein im Jahr 2014 über 6.649 Fälle von "Lärmschwerhörigkeit" - damit war sie die am häufigsten seitens der Unfallversicherung anerkannte Berufskrankheit. Wichtige Informationen zum passenden Gehörschutz finden Interessierte im Online-Fachhandel, insbesondere zu den relevanten Kriterien bei der Auswahl geeigneter Ohren-Arbeitsschutzmittel.

Körperliche Belastungen

Die Arbeit in der Landwirtschaft bedeutet für die Landwirte vor allem eines: ständige körperliche Belastungen. Einseitige Belastungen von Knochen und Gelenken, Fehlhaltungen, Bewegungsmangel, monotone Tätigkeiten und Stress können den Körper belasten und zum Beispiel Rückenbeschwerden oder Arthrose in Schultern, Armen oder Knien auslösen. Häufig geht es dabei um Tätigkeiten wie Heben und Tragen, meist auch von schweren Lasten. Hier können richtige Haltung und Hilfsmittel für den Transport Abhilfe schaffen und den Körper entlasten. Je nach Tätigkeit empfehlen Mediziner Sport zum Ausgleich oder spezielle Übungen wie Rückengymnastik.

Fazit

Oft sind es effektive, einfache Mittel, die in der Landwirtschaft die Arbeitssicherheit erhöhen können, Arbeitsunfälle vermeiden und Leben retten. Absicherung, Schulungen und Hilfsmittel sowie Schutzbekleidung sollten in keinem landwirtschaftlichen Betrieb fehlen. So lassen sich Landwirte und ihre Mitarbeiter schützen und ihre gefährliche Tätigkeit risikoarmer und sicherer gestalten.
Pd
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Kommentare 
Fine schrieb am 02.11.2017 08:48 Uhrzustimmen(12) widersprechen(12)
Sehr interessanter Artikel und sehr wichtig für alle, die in der Landwirtschaft tätig sind. Man sollte ja, egal bei welcher Arbeit, immer darauf achten, dass man sich ausreichend sichert. Das gilt auch, wenn man Maschinen oder Traktor bedient. Hier sollte man auch wissen, wie das Gerät funktioniert.
Meine Großeltern wollen für ihren Bauernhof nun auch bald einen neuen Traktor kaufen und gucken schon nach Angeboten. Hier werde ich sie dann aber auch unterstützen, damit sie alles technische verstehen.
cource schrieb am 15.04.2017 09:20 Uhrzustimmen(33) widersprechen(24)
der technische fortschritt sollte die schwere arbeit erleichtern und die arbeitszeit verringern, stattdessen verlangen die arbeitgeber/kapitaleigner eine höhere auslastung der teuren maschinen und geräte und das hat zur folge, dass die heutigen schinder bedingt durch die exorbitante arbeitsvedichtung stärker ausgebeutet werden als vor der technisierung und zusätzlich durch die arbeitshetze in vermeidbare unfallsituationen gedrängt werden und alles nur damit die kapitaleigner gewinn macht---abscheuliche profitgesellschaft
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