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22.01.2017 | 08:20 | Agrarstruktur 2016 
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Baden-Württemberg: 4.000 Agrarbetriebe weniger in sechs Jahren

Stuttgart - Aus der landwirtschaftlichen Bestandsaufnahme des Jahres 2016, der Agrarstrukturerhebung, liegen die ersten Ergebnisse vor. Danach gab es nach Feststellungen des Statistischen Landesamts in Baden‑Württemberg im Jahr 2016 noch rund 40.600 landwirtschaftliche Betriebe.

Betriebsaufgabe
(c) proplanta
Im Jahr 2010, der letzten vergleichbaren Erhebung, wurden im Land noch 44.500 Betriebe gezählt. Innerhalb von sechs Jahren hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe damit um knapp 4.000 verringert, das sind rein rechnerisch pro Tag fast zwei Betriebe weniger.

Die mittlere jährliche Abnahmerate in diesem Zeitraum beträgt -1,5 Prozent. Das ist deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Um das Jahr 2000 waren jährliche Abnahmeraten zu verzeichnen, die mit -3,3 Prozent mehr als doppelt so hoch waren. Um das Jahr 2005 nahm die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe pro Jahr um etwa -2,9 Prozent ab und für den Zeitraum 2007 bis 2010 errechnet sich eine Rate von -2,2 Prozent.

Landwirtschaftliche Betriebe in Baden‑Württemberg werden immer größer



Im Rahmen des strukturellen Wandels wird die Bewirtschaftung von Flächen weichender oder schrumpfender Betriebe in der Regel von wachstumswilligen Betrieben übernommen, die dadurch immer größer werden. Im Durchschnitt bewirtschaftet ein landwirtschaftlicher Betrieb im Jahr 2016 eine landwirtschaftliche genutzte Fläche von knapp 35 Hektar (ha LF), das entspricht einer Fläche von etwa 47 Fußballfeldern. Im Jahr 2010 bewirtschaftete ein Durchschnittsbetrieb noch knapp 32 ha LF.

Im Mittel der Betriebe setzt sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Jahr 2016 zusammen aus 20,2 ha Ackerland, 13,4 ha Grünland und 1,3 ha sonstige Flächen, meist Dauerkulturen wie Obst oder Reben. Die wichtigsten Früchte auf dem Ackerland sind Weizen (alle Formen) und Mais (in den beiden Varianten Körnermais und Silomais). Auf die beiden Fruchtarten zusammen entfällt mit 52 Prozent mehr als die Hälfte des Ackerlands. Weitere bedeutende Feldfrüchte sind Wintergerste (11 Prozent) und Sommergerste (6 Prozent) sowie Winterraps (6 Prozent).

Wachstumsschwelle bei über 100 ha



Die Wachstumsschwelle bezeichnet die Größenklasse, ab der im Zeitvergleich eine zahlenmäßige Zunahme der landwirtschaftlichen Betriebe zu verzeichnen ist. Diese Wachstumsschwelle hat sich im Lauf der Zeit immer weiter nach oben verschoben und liegt nun im Bereich von über 100 ha LF.

In den Betriebsgrößenklassen unter 100 ha LF sind ausschließlich negative Veränderungsraten festzustellen, positive Veränderungsraten in den darüber rangierenden Größenklassen. Das betriebliche Größenwachstum führt auch dazu, dass es mittlerweile einige Betriebe mit 1.000 ha LF und mehr im Land gibt.

Die große Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe wird nach wie vor als Familienbetrieb in der Rechtsform der Einzelunternehmung bewirtschaftet. In einem Einzelunternehmen ist eine einzelne natürliche Person oder ein Ehepaar gemeinsam der Inhaber eines landwirtschaftlichen Betriebs. In Baden‑Württemberg entfallen rund 89 Prozent der 40.600 landwirtschaftlichen Betriebe auf diese Rechtsform.

Gemeinschaftliche Betriebsformen weiter im Aufwind



Trotz der klaren Dominanz der Einzelunternehmung gewinnen gemeinschaftliche Betriebsformen an Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die Rechtsform der BGB-Gesellschaft (Gesellschaft bürgerlichen Rechts, GbR). Diese Rechtsform hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen und erreicht im Jahr 2016 einen Anteil von 8,6 Prozent. Rund 3.500 landwirtschaftliche Betriebe werden in dieser Rechtsform bewirtschaftet. Die GbR ist dabei sowohl in ihrer Zusammensetzung als auch in der betrieblichen Struktur ausgesprochen vielfältig.

Die Partner der Gesellschaft können aus dem engeren oder weiteren familiären Umkreis (z.B. Ehepartner) stammen, sie können Generationen übergreifen (Vater/Sohn), aber genauso gut keinen familiären Zusammenhang haben. Die Kooperation kann die gesamte Palette eines landwirtschaftlichen Betriebes umfassen, aber auch nur einen speziellen Betriebszweig wie Milchviehhaltung oder Schweinemast betreffen.

2016 rund 131.700 ha ökologisch bewirtschaftete Fläche



Die ökologisch bewirtschaftete Fläche im Land hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Im Rahmen der Agrarstrukturerhebung 2016 wurden rund 131.700 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche ermittelt, die nach den Richtlinien der einschlägigen EU-Verordnung ökologisch bewirtschaftet wurden. Der Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche lag im Land damit bei 9,3 Prozent.

Im Vergleich zur letzten Vollerhebung im Jahr 2010, der Anteil lag damals noch bei 7,0 Prozent, hat die ökologisch bewirtschaftete Fläche um über 33.000 ha zugenommen. Von insgesamt 40.600 landwirtschaftlichen Betrieben im Land wirtschaften gut 3.400 vollständig oder teilweise nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus. Das entspricht einem Anteil von 8,5 Prozent.

Im Jahr 2010 bezifferte sich der Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe noch auf 6,8 Prozent. Die große Mehrheit der Öko-Betriebe (88 Prozent) hat sich vollständig dieser Wirtschaftsweise verschrieben und bewirtschaftet alle Flächen und – soweit vorhanden – auch alle Tierbestände ökologisch. In den anderen Betrieben gibt es neben dem ökologischen Betriebsteil auch noch konventionelle Landwirtschaft.
Landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg 1999 bis 2016Bild vergrößern
Landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg 1999 bis 2016


Landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg 1999 bis 2016 - TabelleBild vergrößern
Landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg 1999 bis 2016 - Tabelle


Bodennutzung in Baden-Württemberg 2016Bild vergrößern
Bodennutzung in Baden-Württemberg 2016


Bodennutzung landwirtschaftlicher Betriebe in Baden-Württemberg 2016Bild vergrößern
Bodennutzung landwirtschaftlicher Betriebe in Baden-Württemberg 2016


Anbau auf dem Ackerland in Baden-Württemberg 2016Bild vergrößern
Anbau auf dem Ackerland in Baden-Württemberg 2016
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 22.01.2017 13:33 Uhrzustimmen(45) widersprechen(38)
Die Aneinanderreihung einer wunderbaren Zahlenkolonne, welche hier publiziert wird. Wohl sind die Zahlen statistisch korrekt gerechnet, die daraus gezogenen Rückschlüsse sind schlichtweg aber KASTASTROPHAL!!! Wie soll man die „Erfolgsmeldung“ einer Halbierung nahezu der Betriebsaufgaben im gegenüberstellenden Vergleich Kalenderjahr 2000 gegenüber 2016 (- 3,3% / - 1,5%) verstanden wissen wollen!? Im Durchschnitt bewirtschaften die Betriebe dem Vernehmen nach aktuell 35 ha. Das Tragen der roten Laterne der Bauernhöfe in einem der reichsten Bundesländer innerhalb der BRD ist genau eben diesem Umstand zuzuschreiben. In obiger Art und Weise interpretierend zu veröffentlichen ist schlichtweg Schwachsinn, weil „unehrliche Zahlen“ in den Vordergrund gerückt werden. Ergänzende Fragestellung: Wie viele Betriebe sind dato nur noch auf dem Papier existent, unter Regie eines Renters, der auf dem Hof nach wie vor gänzlich für die Arbeitserledigung verantwortlich zeichnet mit einem Betriebsnachfolger im Übergabevertrag, der real seinen gesicherten Lebensunterhalt außerhalb der LW bestreitet!? Scheinverträge, geboren sind solche Konstrukte -insbesondere beratend wird ein solcher Weg seitens unserer berufsständischen Vertretung aufgezeigt- aus der finanziellen Not unzähliger Altenteiler, um diese nicht in die absolute Altersarmut abdriften lassen zu müssen. Dem landwirtschaftlich sozialen System wird damit allerdings in erheblichem Umfang Kapital abgepresst, somit die finanzielle Basis entzogen. Viele solcher Betriebsleiter beziehen ein ordentliches Einkommen außerhalb der Landwirtschaft in nicht selbstständiger Arbeit, gerade in Baden-Württemberg, wo man Vollbeschäftigung vorweisen kann. Man muss jedoch durchaus Verständnis aufbringen, dass sich selbige Betriebsleiter nicht auf das in der Landwirtschaft zugestandene Einkommen auf Niveau noch unserer Vorfahren, das einem heutigen mehr als grenzwertigen Hungerniveau gleichkommt, zurückversetzen lassen möchten. Seid froh, dass es in der gerne politisch übergangenen Provinz noch immer Menschen gibt, die eine solche Hobby-Landwirtschaft leben, man sich auf der grundsätzlich unterschwellig geparkten Meinung auch in der LW im Umfeld der Urproduktion bislang beruhigt zurücklehnen durfte, weil ein Hobby in unserer unbestritten reichen Industrienation Deutschland eben auch gut und gerne Geld kosten darf, in der LW sogar oftmals viel Geld, nicht selten die hart erarbeiteten Vermögenswerte ganzer Familiengenerationen!!! Die Passion hört bei vielen dieser emsig überambitionierten Bürger heute aber genau an der Stelle sehr schnell auf, wenn selbige tatsächlich erst einmal das Rechnen angefangen haben...!!! // Und hier schließt sich nun der Kreis und ich frage mich, mit welchem Ziel obige publizierten statistischen Erhebungen durchgeführt werden, um dann auch noch mittels „Rosinenpickerei“ ein vollkommen verfälschtes Bild in der Analyse abzuliefern. Man beachte hierbei das Symbolbild: Der Bauer in BW, einkommensmäßig durchgängig „geadelt“ als Träger der ROTEN LATERNE!!! - Einziges Arbeitsbeschaffungsprogramm für unzählige hochqualifizierte und -dotierte Statistiker!? Ein tatsächlicher Nutzen jedenfalls ist hier keineswegs erkennbar!
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