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13.01.2015 | 13:30 | Das große Bangen 

Bauern setzen auf die Hoffnung

Berlin - Ein gewisses Bangen gehört für die Bauern immer dazu - für 2015 ist der Faktor Hoffnung in der Kalkulation vieler Höfe aber noch größer.

Bauernhof
Neue Standards und Wettbewerb auf internationalen Märkten: Bauern hoffen auf bessere Aussichten. (c) proplanta
Nach drei starken Jahren macht der Branche ein Abschwung zu schaffen. Zur weltgrößten Agrarmesse Grüne Woche, die an diesem Freitag in Berlin beginnt, blicken die Landwirte mit Sorgen auf die internationalen Märkte und die Ukraine-Krise. Bei der Tierhaltung, an die auch Supermarktkunden zusehends Fragen stellen, sollen höhere Standards vorankommen.

«Die Erwartungen sind gedämpft an das Jahr», sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Das liegt vor allem daran, dass die Preise, die Erzeuger erzielen können, auf breiter Front eingebrochen sind - ob für Getreide, Schweinefleisch oder Obst. Ändern dürfte sich das aus Sicht von Marktexperten jedenfalls nicht vor dem Sommer. Dabei können viele Betriebe auf einer soliden Basis arbeiten. Im Schnitt stieg der Gewinn im vergangenen Wirtschaftsjahr 2013/14 auf 67.300 Euro, wovon aber noch Investitionen zu finanzieren sind. Besser verdienten etwa Milchbauern, Ackerbauern verbuchten schon Einbußen.

Ausschlaggebend für die Preise sind längst die globalen Märkte, auf denen die Tendenz überwiegend nach unten zeigt. Denn gute Ernten in mehreren Erzeugerländern haben das Angebot vergrößert. Zudem schlagen Schwächetendenzen der Weltkonjunktur auf die Nahrungsnachfrage durch. Dazu kommt die Ukraine-Krise. Als Antwort auf EU-Sanktionen hat Russland einen Importstopp für europäische Agrarprodukte verhängt. Das trifft nicht nur direkte Nachbarn wie Lettland, das diesjährige Partnerland der Grünen Woche. Auf den EU-Markt drängen zum Beispiel auch Äpfel aus Polen, die eigentlich gen Osten gehen sollten. Auf der Messe hat Russland trotz aller Spannungen wieder einen großen Stand.

Vor allem Obst- und Gemüsebauern hoffen auf eine möglichst baldige Lockerung des Embargos. Unabhängig davon kommen auf Milchbauern neue Ungewissheiten zu. Nach 30 Jahren fällt Ende März die EU-Milchquote als Schutzmechanismus weg, die mit Obergrenzen für die Produktion eine Balance zwischen Angebot und Nachfrage herstellen sollte. Trotzdem habe der Literpreis zwischendurch kräftig geschwankt, heißt es in der Branche. Dass nun bald wieder Milchseen und Butterberge drohen, befürchtet der Bauernverband denn auch nicht. Schließlich dürfte auch der weltweite Milchverbrauch generell weiter zulegen.

Was den Landwirten gerade Sorgen bereitet, könnte für Kunden an den Ladenkassen erfreulich sein. Denn nachdem Lebensmittel zeitweise spürbar teurer wurden, sind sie schon wieder zu Inflationsbremsen geworden. Das dürfte 2015 zunächst so weitergehen. Die Zeit enormer Preissprünge sei erst einmal vorbei, erwartet die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Offensive Lockangebote sind angesichts des harten Wettbewerbs im Einzelhandel sowieso nie ausgeschlossen.

Allerdings will die Ernährungsbranche 2015 einen Anlauf starten, der sich auch gegen die Billigspirale wendet. Das hat mit Kritik an der Massentierhaltung zu tun, die zur Grünen Woche wieder lauter wird. An diesem Samstag wollen mehrere Verbände mit einer Großdemonstration in Berlin gegen «Tierfabriken» und massiven Antibiotika-Einsatz mobil machen. Gerade angelaufen ist auch eine «Initiative Tierwohl» der Wirtschaft. Supermarktketten wollen dafür bis zu 200 Millionen Euro in einen Fonds einzahlen. Daraus soll es Bauern extra honoriert werden, wenn sie beispielsweise in offene Ställe mit mehr Frischluft investieren - Zwischenbilanz folgt bei der Grünen Woche 2016. (dpa)
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