Die Ministerien für Landwirtschaft und für Umwelt, das
Landvolk und die
Landwirtschaftskammer kritisierten in einer Erklärung vom Freitag die jüngsten
Preissenkungen beim Buttereinkauf. «Die Landwirtinnen und Landwirte können nur dann gesunde heimische
Lebensmittel auf unseren Tisch bringen, wenn auch ihre Bezahlung eine angemessene Wertschätzung der nachhaltigen Erzeugung wiedergibt», hieß es in Hannover. Der Preiskrieg der Lebensmitteldiscounter bei Butter dürfe nicht auf dem Rücken der
Bauern ausgetragen werden. Auch die Umweltschutzverbände Nabu und Bund unterzeichneten die Erklärung.
In den vergangenen Wochen hatten Dutzende Bauern mit Treckern immer wieder Auslieferungslager der großen Lebensmittelhändler wie
Aldi oder Lidl blockiert. Sie fordern höhere Erzeugerpreise für ihre Produkte. Stattdessen habe Aldi zu Jahresbeginn den
Preis für Butter gedrückt, kritisierte Anthony-Robert Lee, ein Sprecher der bäuerlichen Protestbewegung «Land schafft Verbindung».
«Zum Jahresende hat der gesamte Handel - wie jedes Jahr üblich - turnusmäßige Ausschreibungen für Butter durchgeführt», sagte ein Sprecher von Aldi Nord in Essen am Donnerstag. Die Abschläge orientierten sich an den «marktüblichen saisonalen Schwankungen». Die Firma stehe aber dazu, «zu langfristigen Lösungen zur Verbesserung der Situation in der deutschen Landwirtschaft beizutragen». Ein wichtiger Schritt dazu seien Arbeitsgruppen von Handel und Landwirten, die kommende Woche Ihre Arbeit aufnehmen.
Sollten diese Gespräche nichts bringen, seien die Bauern mit ihren Traktoren sofort wieder protestbereit, sagte Lee. Er verstehe die Preispolitik nicht: «Wir sind alle im Lockdown. Die Leute rennen dem
Lebensmittelhandel die Bude ein und kaufen alles, was da ist.» Der Erlös des Handels sei 2020 massiv gestiegen, der der Bauern dagegen gesunken. Die Politik müsse sich stärker einschalten und faire Bedingungen schaffen, forderte Lee.
Die Landesregierung will am kommenden Mittwoch (13.1.) mit Bauern und Handel beraten.
Umweltminister Olaf Lies (
SPD) nannte die Preissenkung ein falsches Signal. «Wir haben eine viel zu große Marktmacht. Es gibt vier große Lebensmittelkonzerne, die bestimmen die Preise», sagte er. Gäbe es dagegen Hunderte oder Tausende kleiner Händler, fiele der Erlös für die Bauern höher aus. Nötig seien neue Spielregeln, um Landwirte und Erzeuger auf Augenhöhe mit dem
Lebensmitteleinzelhandel zu bringen, sagte Lies.
«Der Lebensmitteleinzelhandel muss sich zu heimischen Produktion bekennen und dies auch in seiner Preisstruktur abbilden», sagte der CDU-Abgeordnete Helmut Dammann-Tamke, der selber Landwirt ist. Er habe Verständnis für friedlichen Protest junger Kollegen. Die Blockade einzelner Verteilzentren gefährde die
Versorgung nicht.