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29.12.2020 | 00:03 | Milchmarkt 

Bauernproteste gegen niedrige Milchpreise

Nortorf / Gleschendorf - Unter den Milchbauern geht die Angst um. Viele von ihnen fürchten drastisch sinkende Milchpreise und sind deshalb nun mit ihren Traktoren auf die Straße gegangen.

Landwirte protestieren
Die Milchbauern im Norden fürchten um ihre Existenz, weil Aldi mit Molkereien um die Butterpreise verhandelt. Mit langen Traktorkolonnen vor Aldi-Zentrallagern machen sie ihrem Ärger Luft. (c) proplanta
In Schleswig-Holstein haben am Sonntagabend bis zu 200 Landwirte lautstark gegen die aus ihrer Sicht drohende Preissenkung in den Supermärkten bei landwirtschaftlichen Produkten protestiert.

Hintergrund der Aktionen in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Ostholstein seien aktuelle Butterpreis-Verhandlungen des Discounters Aldi mit den Molkereien, sagte die Schleswig-Holstein-Vorsitzende der Bauernbewegung «Land schafft Verbindung» (LSV), Uta Schmidt-Kühl, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Es sei wohl eine Senkung um 40 Prozent im Gespräch.

Aldi-Unternehmenssprecher Joachim Wehner teilte auf dpa-Nachfrage mit, dass Aldi Nord und Aldi Süd derzeit turnusmäßig in der Ausschreibung für Butter sind. «Die Preise, die wir zahlen, richten sich nach Angebot und Nachfrage auf dem gesamten Markt, beeinflusst von vielen weiteren Faktoren.»

Es sei völlig normal und wiederhole sich jedes Jahr aufs Neue, dass die Butterpreise aufgrund der hohen Nachfrage zur Weihnachtszeit steigen und danach zu Jahresbeginn wieder zurückgehen. «Dieses Prinzip spiegelt sich grundsätzlich auch in den Angeboten der Molkereien wider, wie sie allen Händlern um diese Jahreszeit unterbreitet werden», so der Sprecher. Zu Details laufender Preisverhandlungen wolle man sich nicht öffentlich äußern.

Der Bauernbewegung zufolge ist die geplante Preissenkung allerdings deutlich drastischer als sonst üblich. So seien bis zu 60 Cent statt der sonst üblichen 10 bis 20 Prozent geplant, sagte ein LSV-Sprecher aus Niedersachsen. Dort waren am Montag rund 200 Traktoren auf den Straßen vor dem Aldi-Zentrallager in Hesel im Landkreis Leer unterwegs und sorgten so für Lastwagen-Stau auf den Zufahrtsstraßen.

In Nortorf in Schleswig-Holstein hatten die Bauern am Sonntagabend mit bis zu 100 Fahrzeugen und lautstarkem Hupen vor dem Aldi-Zentrallager protestiert, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Wegen des geringen Verkehrs habe es trotz der Traktorkolonne keine Verkehrsbehinderungen gegeben. Anwohner hatten sich allerdings wegen des Lärms beschwert. Die Bauern hätten daraufhin auf das Hupen verzichtet. Auch vor dem Aldi-Zentrallager in Gleschendorf in der Gemeinde Scharbeutz hatten sich bis zu 100 Traktoren versammelt, wie Schmidt-Kühl sagte. Die Proteste sollten voraussichtlich am Montagabend vor einer Molkerei in Barmstedt (Kreis Pinneberg) fortgesetzt werden.

Der Verein sei enttäuscht, weil es mit Blick auf die Preise bereits erste Gespräche mit den großen Lebensmitteleinzelhändlern Aldi, Rewe, Lidl und Edeka gegeben habe und diese im Januar fortgesetzt werden sollten. Die nun dennoch gestarteten Verhandlungen von Aldi mit den Molkereien für geringere Butterpreise seien deshalb «ein Schlag ins Gesicht», so Schmidt-Kühl. Hinzu komme, dass die Bauern verzweifelt sind. «Das ist die blanke Existenzangst. Das nichts mit Spaß und Vergnügen zu tun. Das ist die pure Verzweiflung.»
dpa/lno
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