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12.03.2018 | 07:38 | Transparenz und Vertrauen 

Bauernverband stellt neue Fleisch-Kennzeichnung vor

Berlin - Kurz vor dem Start der neuen Bundesregierung kommt Bewegung in die Debatte über staatliche Kennzeichnungen für Fleisch im Supermarkt.

Fleisch-Kennzeichnung
Viele Verbraucher wüssten beim Fleischkauf gern, wie die Tiere einmal gelebt haben. Die Politik plant schon länger ein Logo. Nun gehen die Bauern mit einem Plan nach vorn - und verblüffen manchen Kritiker. (c) proplanta
Der Bauernverband schlägt ein mehrstufiges Modell vor, um die Haltungsbedingungen und die Herkunft von Schweinen erkennbar zu machen.

«Damit können wir Transparenz und Vertrauen schaffen», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur. «Der Verbraucher soll selbst entscheiden können, welches Produkt er kauft.» Die Grünen begrüßten den Vorstoß und sehen nun die künftige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Zug.

Konkret schlägt der Bauernverband vor, dass in der Kennzeichnung eine Stufe 1 für den gesetzlichen deutschen Standard stehen soll. Stufe 2 seien höhere Standards - etwa mit mehr Platz im Stall. Stufe 3 sei «Premium», zum Beispiel mit Auslauf ins Freie. «Und 0 ist alles, was nicht deutscher gesetzlicher Standard ist», erläuterte Rukwied mit Blick auf teils niedrigere internationale Tierschutz-Anforderungen.

Das System könne man verpflichtend und in staatlicher Regie umsetzen. «Da sind wir offen», betonte der Bauernpräsident. «Wir erhoffen uns dadurch auch, dass mehr Produkte aus besseren Bedingungen gekauft werden. Das eröffnet dann zusätzliche Perspektiven für die Landwirtschaft.» Bio-Fleisch stehe mit eigenen, höheren Standards für sich: «Da brauchen wir keine eigene Spezifikation in diesem System.»

Dazu könnte eine Herkunftskennzeichnung kommen. «Zum Beispiel D-D, das heißt, das Ferkel kommt aus Deutschland, und gemästet wurde das Schwein dann auch in Deutschland.» Wenn das Ferkel aus Dänemark stammt, würde die Kennzeichnung «DK-D» lauten, sagte Rukwied.

Diskutiert wird über neue Kennzeichnungen seit Jahren. Schon die alte große Koalition wollte ein mehrstufiges «Tierwohllabel» einführen. Der scheidende Agrarminister Christian Schmidt (CSU) stellte ein Logo und Kriterien vor, umgesetzt wurde das Konzept bis zur Bundestagswahl aber nicht. Nun haben Union und SPD im Koalitionsvertrag einen neuen Anlauf vereinbart. Die bisherigen Pläne sehen vor, dass an dem Label interessierte Bauern etwa mehr Platz für Schweine im Stall schaffen.

Unabhängig davon gibt es eigene Konzepte der Wirtschaft. Bereits seit 2015 läuft die «Initiative Tierwohl». Dabei werden Zusatzleistungen freiwillig teilnehmender Landwirte aus einem Fonds honoriert, in den Supermarkt-Ketten einzahlen. Der Discounter Lidl will ab April mit einer eigenen Stufen-Kennzeichnung für seine Eigenmarken starten, die für Fleisch von Schweinen, Rindern, Puten und Hähnchen gelten soll.

Die Grünen reagierten positiv auf Rukwieds Vorschlag. «Dass der Bauernverband offen ist für ein verpflichtendes staatliches Label, verdient Respekt», sagte der schleswig-holsteinische Agrarminister und Grünen-Bundeschef Robert Habeck. Die Bauern seien offensichtlich viel weiter als die große Koalition. «Ein verbindliches Label für alle schafft mehr Fairness und Planbarkeit als das Stückelwerk der GroKo.»

Der Grünen-Agrarexperte im Bundestag, Friedrich Ostendorff, nannte den Vorstoß des «nicht gerade als besonders innovationsfreudig bekannten» Verbands bemerkenswert. Die neue Ministerin müsse nun eine Pflicht-Kennzeichnung einführen, um das «Labelwirrwarr» zu beenden.

Wie eine Kennzeichnung aussehen könnte, ist offen. Dem Bauernverband schwebt vor, sie für frisches Fleisch und Wurst einzuführen. Stehen könnte sie auf Etiketten und den kleinen Schildern in Fleischtheken. «Über den Namen kann man noch diskutieren, passen könnte zum Beispiel «3 plus 0»», sagte Rukwied. Damit sind laut Verband aber ausdrücklich Stufen gemeint und nicht Ziffern von 0 bis 3, wie sie schon bei der Eier-Kennzeichnung gelten - hier bedeutet 0 bio und 3 Käfighaltung. Grünen-Experte Ostendorff mahnte, eine «Umkehrung der Nummerierung» im Vorschlag des Bauernverbands wäre widersinnig und verwirrend.

Rukwied betonte, höhere Standards bedeuteten höhere Kosten. «Das muss sich auch in einem etwas höheren Verkaufspreis widerspiegeln.» Ziel ist zudem, heimische Produzenten zu unterstützen. «Es geht darum, überhaupt eine deutsche Ferkelerzeugung zu erhalten.» Der Anteil importierter Ferkel sei deutlich gestiegen, die Hälfte der deutschen Erzeuger habe seit 2010 aufgehört: «Da wollen wir Stabilität reinbringen.» Ferkel kommen nach Branchenangaben typischerweise im Alter von 90 bis 100 Tagen und mit 30 Kilogramm Gewicht zum Mäster.
dpa
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